Computer:Analyse: Googles neues Alphabet

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Ein Straßenname wird zum Programm: In der ABC-Straße in Hamburg befindet sich die deutsche Niederlassung des Internet-Konzern Google. (Foto: Axel Heimken)

Mountain View (dpa) - Der Internet-Konzern, den man bisher als Google kannte, heißt künftig Alphabet. Ja, wirklich, Alphabet wie das ABC.

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Mountain View (dpa) - Der Internet-Konzern, den man bisher als Google kannte, heißt künftig Alphabet. Ja, wirklich, Alphabet wie das ABC.

Der weltbekannte Name Google steht dann nur noch für die Web-Tochterfirma unter dem Dach der neuen Holding. Immerhin bleibt Google weiterhin das Kerngeschäft mit der Internet-Suchmaschine, der Videoplattform YouTube sowie dem Mobil-System Android - der Teil, der das Geld verdient, das die anderen Buchstaben im Konzern-Alphabet ausgeben.

Die neue Struktur soll mehr Transparenz bei den Finanzen schaffen, die immer neue Geschäftsideen bei Google aufbauen. Der Konzern entwickelt selbstfahrende Autos, vernetzte Thermostate und Rauchmelder, Drohnen und Ballons für Internet-Zugang - und das sind nur einige der Aktivitäten. Der Umbau zeigt nun, dass die Nebenprojekte nicht nur Experimente sind. Sie sollen das Geschäft der Zukunft werden.

Außerdem verspricht Firmengründer Page mehr Transparenz. Man wusste schon lange, dass die Online-Werbung vor allem bei den Suchanfragen all die anderen Unternehmungen finanziert. Doch wie viel Geld die einzelnen Bereiche verschlingen, bleibt geheim - zum wachsenden Unmut vieler Anleger. „Es wurde viel spekuliert, wie viel Geld sie in diese anderen Geschäftsfelder stecken“, sagte Branchenfachmann Colin Gillis dem Finanzdienst Bloomberg. „Das wird jetzt ein Ende haben.“

Wenn künftig die Zahlen des Google-Kerngeschäfts getrennt vom Rest aufgeführt werden, sollte das die Geldströme ein Stück weit offenlegen. Die Anleger honorierten die Idee mit einem vorbörslichen Kursplus von rund sechs Prozent.

Zugleich hat die Offenheit Grenzen. Zum einen sollen die Finanzen der Alphabet-Töchter außer Google weiter in einem großen Klumpen präsentiert werden. Auffällig ist auch, dass YouTube mit mehr als einer Milliarde Nutzer kein eigenständiger Teil von Alphabet wird, sondern der neuen Tochter Google beigemischt bleibt. „Ohne Zweifel, damit es nicht seine Umsätze enthüllen muss, die lange hinter den Analysten-Erwartungen zurückblieben“, zeigte sich der gut vernetzte Branchendienst „The Information“ überzeugt.

Die Nutzer, die zu Google-Diensten greifen, werden den Konzernumbau sowieso nicht bemerken. Auch daran, wer das Sagen hat, ändert sich nichts: Der bisherige Google-Konzernchef Larry Page wird auch an der Spitze von Alphabet der Herr über das große Ganze bleiben. Der zweite Mitgründer Sergey Brin werde ihm als Präsident „helfen“, schrieb Page in einem Blogeintrag. Klare Verhältnisse unter den beiden Multi-Milliardären.

Zugleich bringt der Umbau einen richtigen Aufstieg für Sundar Pichai, Googles Topmanager, der bereits immer größere Teile des Kerngeschäfts schmiss. Jetzt trägt der 43-Jährige als Chef der neuen Google-Einheit ganz offiziell die Verantwortung dafür, dass dem Konzern nicht das Geld für neue Projekte ausgeht. Larry Page kann sich unterdessen mehr Gedanken über große Ideen wie die Zukunft der Ernährung oder den Kampf gegen das Altern machen. „Sergey und ich sind ernsthaft in dem Business, neue Dinge zu starten“, schrieb er.

Die neue Struktur zieht eine Trennlinie zwischen dem gegenwärtigen Hauptgeschäft und den vielen möglichen zukünftigen Geldbringern. Zu ihnen zählen das Innovationslabor Google X, die Gesundheitssparte Calico oder der Heimvernetzungs-Tochter Nest.

Zugleich ist das der Grundstein, um einzelne Firmen irgendwann eventuell aus dem Konzern abzuspalten, sagte Analyst Jan Dawson von Jackdaw Research dem „Wall Street Journal“. Allerdings verlieren die neuen Projekten erst einmal die Zugkraft der weltbekannten Marke. Die „Google-Autos“ etwa haben sich im Sprachgebrauch eingebürgert. Aber wer würde von „Alphabet-Autos“ sprechen? Dass Alphabet keine Verbrauchermarke werde, stellte Page auch gleich klar.

Auf jeden Fall bewiesen Page und Brin mit der Überraschungsaktion, dass sie kein Unternehmen wie jedes andere führen wollen. Allein der verspielte Name Alphabet ist eine Absage an die Konventionen. Page konnte sich zudem das Wortspiel „Alpha-bet“ (etwa: „Alpha-Wette“) nicht verkneifen. Die Webadresse der Holding lautet http://abc.xyz - und im Blogeintrag versteckt sich (hinter dem Satz mit den Drohnen) der Link zur Website einer Firma mit dem Namen „Hooli“. So heißt ein fiktives Startup aus der US-Fernsehserie „Silicon Valley“.

In Deutschland sitzt Google in Hamburg übrigens schon seit langem in der ABC-Straße.

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