Staatspapiere:Anleger flüchten in Bundesanleihen

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Die Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main (Foto: Arne Dedert/dpa)
  • Zum ersten Mal seit Oktober 2016 ist die Rendite von Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit am Freitagvormittag in den negativen Bereich gefallen.
  • Wer der Bundesrepublik Geld leiht, bekommt dafür also nicht nur keine Zinsen, er muss dafür sogar bezahlen.
  • 2008 lag die Rendite der zehnjährigen Papiere noch bei mehr als vier Prozent.

Von Harald Freiberger

Es ist ein symbolischer Schritt, der die Sorgen um die Konjunktur in Europa noch größer werden lässt: Die Rendite von Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit fiel am Freitagvormittag in den negativen Bereich auf bis zu minus 0,001 Prozent. Das war seit Oktober 2016 nicht mehr der Fall. Das heißt: Wer der Bundesrepublik Geld leiht, bekommt dafür keine Zinsen, er muss dafür bezahlen. Die Rendite kürzer laufender Bundesanleihen liegt noch tiefer im negativen Bereich.

Anlass für den Rutsch war am Freitag die überraschend negative Stimmung deutscher Einkaufsmanager. Der entsprechende Index fiel deutlich von 47,6 auf 44,7 Punkte. Dabei hatten Experten mit einem leichten Anstieg gerechnet. "Alles unter 45 Punkten kann man als Signal für eine bevorstehende Rezession interpretieren", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

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Wenn die Sorgen zunehmen, flüchten Investoren in Sicherheit. Bundesanleihen gelten für Anleger weltweit als "sicherer Hafen", weil das solide Deutschland seine Schulden mit großer Wahrscheinlichkeit zurückzahlen kann. Der Preis für diese hohe Sicherheit ist eine niedrige Rendite. Kaufen Investoren verstärkt Bundesanleihen, steigt ihr Kurs, spiegelbildlich fällt ihre Rendite. Das führte nach Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren dazu, dass die Rendite der zehnjährigen Papiere von mehr als vier Prozent auf bis zu minus 0,3 Prozent im Jahr 2016 sank. Danach ging es langsam wieder nach oben, weil die Konjunktur anzog. Der Höhepunkt lag Anfang 2018 bei 0,7 Prozent. Doch seitdem ging es wieder kontinuierlich bergab. Nun ist sogar die Nulllinie unterschritten.

Die sinkenden Renditen zeigen die wachsenden Sorgen der Anleger

Die negativen Konjunkturdaten drückten auch Aktienmarkt und Währung: Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor etwa ein halbes Prozent, der Kurs des Euro fiel von 1,1386 auf 1,1296 US-Dollar.

"Die sinkenden Renditen der Bundesanleihen spiegeln die wachsenden Sorgen um die Konjunktur wider", sagt Elmar Völker, Anleihenexperte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Notenbanken haben deshalb in den vergangenen Wochen ihre Tonlage geändert: Sowohl in der US-Notenbank Fed als auch in der Europäischen Zentralbank mehren sich die Stimmen, die eine sogenannte expansive Geldpolitik befürworten. Das heißt: Der Trend geht in Richtung sinkender oder zumindest länger als erwartet nicht steigender Zinsen. "Für Anleger heißt dies, dass die Aussichten auf höhere Renditen auf dem Anleihemarkt merklich gedämpft wurden", sagt Völker. Sie müssten sich wohl noch länger auf geringe Erträge einstellen.

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