Vorstandswahl:Heikler Personalwechsel in der Arbeitsagentur steht bevor

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Nach mehr als zehn Jahren im Vorstand hört er wahrscheinlich auf: Raimund Becker, Manager bei der Bundesagentur für Arbeit. (Foto: Uwe Anspach / dpa)
  • Raimund Becker gilt als erfahrener Fachmann im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit.
  • Doch nun könnte Becker aus persönlichen Gründen nicht zur Wiederwahl antreten. Im Vorstand soll es außerdem seit einiger Zeit Meinungsverschiedenheiten geben.
  • Sollte Becker nicht weitermachen, gilt es als sicher, dass sein Nachfolger Daniel Terzenbach wird.

Von Thomas Öchsner, München

Bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) bahnt sich ein Wechsel im Vorstand an. An diesem Freitag geht es auf der Sitzung des Verwaltungsrats, dem Kontrollgremium der BA, um die Frage, ob Raimund Becker im Amt bleibt. Seit 2004 ist Becker Vorstandsmitglied der Nürnberger Bundesagentur, zuständig für die Regionen mit 156 Arbeitsagenturen und etwa 300 Jobcentern. Beckers Vertrag läuft noch bis Anfang 2019, Ende Januar wird er 60 Jahre alt. Jetzt steht turnusgemäß die Verlängerung an. Doch derzeit gilt es nach Informationen der Süddeutschen Zeitung als sehr wahrscheinlich, dass Becker nicht weitermacht.

Der Verwaltungsrat, der zu je einem Drittel von Vertretern der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und der öffentlichen Hand besetzt wird, überwacht und berät den Vorstand und schlägt die Mitglieder des BA-Vorstands der Bundesregierung vor. Normalerweise wäre Beckers Vertragsverlängerung eine reine Formsache gewesen. Doch derzeit sieht es nicht so aus, dass Becker überhaupt Vorstandsmitglied bleiben will - schwerwiegende familiäre Gründe sprechen dagegen.

Die Mitglieder im Vorstand pflegen offenbar einen unterschiedlichen Führungsstil

Der Verwaltungsrat unterstützt Beckers Arbeit. Er gilt als erfahrener Fachmann, der die Nürnberger Behörde in- und auswendig kennt. Sowohl die Arbeitnehmer- als auch die Arbeitgeberbank im Verwaltungsrat sollen ihn ermuntert haben, zu bleiben. Die Stimmen des Kontrollgremiums wären ihm also sicher.

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Allerdings soll es Unstimmigkeiten innerhalb des drei Mitglieder starken Vorstands der BA geben. Becker und BA-Vorstandschef Detlef Scheele sowie das andere Vorstandsmitglied Valerie Holsboer bemühen sich, professionell zusammen zu arbeiten, es soll jedoch schon häufiger zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein. "Man pflegt einen unterschiedlichen Arbeits- und Führungsstil", heißt es dazu in BA-Kreisen. Die Mitglieder des Vorstands können aber nicht entscheiden, wer mit ihnen in der Spitze zusammenarbeitet.

Becker trat noch in der Ära des ehemaligen Vorstandschef Frank-Jürgen Weise dem Führungsgremium bei, in dem stark von oben nach unten durchregiert wurde. Scheele ist seit Anfang April 2017 Nachfolger von Weise; Holsboer, zuständig für Finanzen, Personal, Controlling, trat im Frühjahr 2017 ebenfalls in den Vorstand ein. Zuvor arbeitete sie als Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Systemgastronomie. Weder Peter Clever, Vorsitzender des Verwaltungsrats und Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), noch Annelie Buntenbach, stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats und Mitglied im Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), wollten sich am Wochenende zu der Personalie äußern. Die Sprecherin der Bundesagentur sagte, die Angelegenheit sei "eine Sache des Verwaltungsrats".

Sollte Becker nicht weitermachen, gilt es als sicher, dass sein Nachfolger Daniel Terzenbach, 37, wird. Der BA-Manager, der bei Scheele und Holsboer wohlgelitten sein soll, würde einen Generationswechsel an der Spitze der Behörde einleiten.

In den vergangenen Jahren hat sich Terzenbach um die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gekümmert. Zuletzt war er zuständig für den Bereich Qualität und Beratung. Aus dem Rennen ist hingegen Markus Schmitz, der seit knapp zwei Jahren Generalbevollmächtigter in der Zentrale der Bundesagentur ist. Der frühere McKinsey-Manager, zuständig für Digitalisierung, Informationstechnologie und Prozessmanagement, stößt bei der Arbeitnehmerbank im Verwaltungsrat auf Vorbehalte.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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