Brückenfinanzierung:Atempause für Opel

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Ein kleiner Zeitgewinn: Der angeschlagene Autohersteller Opel erhält von den Banken einen Überbrückungskredit. Die Investorenfrage ist aber weiterhin ungeklärt.

S. Braun, D. Graalmann, M. Hesse u. H. Schwarz

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer neuen Zukunft für Opel scheint gelungen: Am Dienstagnachmittag verständigten sich Vertreter der Bundesregierung, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), mehrerer Landesbanken sowie der Commerzbank im Berliner Kanzleramt darauf, dass sie im Fall der Fälle einen Überbrückungskredit für Opel möglich machen wollen.

Die Zeit wird knapp für Opel, doch möglicherweise kann das Unternehmen kurz Luft schöpfen - eine Zwischenfinanzierung steht offenbar. (Foto: Foto: AP)

Positive Signale von den Landesbanken

Wie die Süddeutsche Zeitung aus Regierungskreisen erfuhr, haben sich mehrere Landesbanken und Landesförderbanken sowie die staatliche KfW bereit erklärt, im Falle einer staatlichen Bürgschaft des Bundes Opel etwa eine Milliarde Euro zur Verfügung zu stellen.

In der Bundesregierung wurde aber darauf hingewiesen, dass damit keine grundsätzliche Entscheidung zur Rettung von Opel gefallen sei. Es sei lediglich eine wichtige Voraussetzung geschaffen worden, sollten auch die weiteren Schritte wie die mindestens teilweise Loslösung aus dem Mutterkonzern General Motors und das Finden eines Investors positiv ausfallen.

Berichte, wonach auch die Commerzbank an der Brückenfinanzierung beteiligt sei, wurden von der Regierung nicht bestätigt. Aus dem Umfeld der Landesbanken LBBW und WestLB hieß es, eine Zusage für eine Finanzierung gebe es noch nicht. Es gebe derzeit auch keine Basis dafür, allenfalls könne es politische Willenserklärungen geben. Im Management der beiden angeschlagenen Banken gibt es Widerstand gegen den Kredit. Sprecher der beteiligten Institute wollten sich nicht zu dem Thema äußern.

Ein hoher Beamter der Regierung sagte der SZ, nach wie vor seien noch "viele, viele Stunden" Verhandlungen bis zu einer endgültigen Entscheidung nötig. "Diese und die nächste Woche" seien für die Zukunft von Opel entscheidend.

Sondertreffen der Minister mit Merkel

Am Mittwoch wird sich nach der Kabinettssitzung Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit mehreren Ministern treffen, um das weitere Vorgehen zu beraten. An der Runde sollen neben Merkel Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) teilnehmen.

Am Mittwoch endet die von der Bundesregierung ausgerufene Angebotsfrist für alle Kandidaten, die einen Einstieg bei Opel anstreben. Investoren müssen sich in Berlin und bei der Commerzbank melden, die für Opel die Offerten sammelt. Konzepte werden erwartet vom Turiner Autobauer Fiat, vom österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna und dessen russischen Partnern Gaz und Sberbank. Ob der Finanzinvestor Ripplewood ein Konzept vorlegt, galt in Finanzkreisen zuletzt als unsicher. Dieses Trio habe sich die Opel-Unterlagen angeschaut, verlautet aus Regierungs- und Firmenkreisen. Es wird nicht damit gerechnet, dass ein vierter Bieter auftaucht. "Das wäre eine Sensation, aber die ist nicht zu erwarten", hieß es.

Fiat-Chef Sergio Marchionne setzte derweil seine Charmeoffensive am Dienstag mit einem Besuch bei der IG Metall fort, die gegen einen Einstieg von Fiat ist. Marchionne gelang es nicht, den Widerstand zu brechen. IG-Metall-Chef Berthold Huber sagte nach dem 90-Minuten-Gespräch, einige grundsätzliche Probleme seien nicht ausgeräumt. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte mit Blick auf das Ende der Angebotsfrist: "Ich gehe davon aus, dass allen Investoren, die ein Konzept vorlegen und dafür Staatshilfen wollen, klar ist, dass alle Opel-Standorte in Deutschland mittel- und langfristig gesichert sein müssen."

© SZ vom 20./21.05.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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