Rettungsplan für Opel präsentiert:Magna übertrumpft Fiat

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Fiat hat vorgelegt, Magna kontert: Der österreichisch-kanadische Autozulieferer hat nach SZ-Informationen sein Konzept für Opel vorgelegt. Eine wichtige Rolle dabei spielen Partner aus Russland.

Harald Schwarz

Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sein Konzept für eine Rettung des angeschlagenen Autobauers Opel bereits in Rüsselsheim präsentiert und dabei auch Kontakt zu den Arbeitnehmern aufgenommen. Beides habe der konkurrierende Interessent, der Turiner Autokonzern Fiat, bisher nicht gemacht. "Das hat uns schon negativ überrascht", hieß es in Kreisen der IG Metall. Magna agiere "freundlicher und geschickter als Fiat". Opel, eine Tochter des US-Konzerns General Motors (GM), wollte das nicht kommentieren.

Der zweite Bieter gibt Details bekannt: Magna hat sein Konzept zur Rettung von Opel vorgelegt. (Foto: Foto: dpa)

Derweil gibt es Ärger bei dem Autobauer, weil das Management von General Motors Europe (GME) eine Rahmenvereinbarung mit den europäischen Arbeitnehmervertretern über eine verkürzte Arbeitszeit und Ausgleichszahlungen der Firma zum 31. Juli 2009 gekündigt hat. Dadurch werden Entlassungen und Werksschließungen möglich.

Schmerzhafte Einschnitte

In dem Magna-Konzept stehen dem Vernehmen nach auch der russische Autobauer Gaz und das staatliche russische Geldinstitut Sberbank als Partner in einem Konsortium. In Firmenkreisen hieß es, es gebe "sehr intensive Gespräche mit Magna und russischen Investoren". Dabei dürfe die Rolle von Gaz nicht überbewertet werden. Wichtiger sei die Sberbank. Dem Vernehmen nach sind das Opel-Management und der Betriebsrat der Ansicht, es sei sinnvoller, mit Magna als mit Fiat zu sprechen. Es gebe "mehr Übereinstimmung mit Magna", hieß es. Ähnliches ist bei der IG Metall zu hören. Magna meldete am Mittwoch einen deutlichen Rückgang des Umsatzes sowie einen Verlust.

Den Verhandlungspartnern ist offenbar klar, dass Opel um schmerzhafte Einschnitte nicht herumkommen wird. Dass alle europäischen Werke erhalten werden können, wird stark bezweifelt. Als akut gefährdet gelten das Werk Antwerpen in Belgien und die beiden englischen Standorte in Luton und Ellesmere Port. "Es gibt Überkapazitäten und die müssen abgebaut werden. Ohne Werksschließungen wird das nicht gehen", verlautete aus Opel-Kreisen. Manches sei "da im Kopf schon abgehakt". Keine Zukunft werde auch die Europa-Zentrale von GM in Zürich haben. Dort gibt es knapp 250 Arbeitsplätze.

Die englischen Werke und der Standort Antwerpen von Opel stehen auch auf einer Streichliste von Fiat, die von der Beratungsfirma Roland Berger Strategy Partners ausgearbeitet wurde. Ihr zufolge sollen bei einem Zusammengehen von Fiat, Opel und Chrysler in Europa zehn Autowerke geschlossen und etwa 18.000 der 108.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Fiat dementierte die vorgesehenen Schließungen bei einer Allianz von Opel mit dem Turiner Konzern. Das Strategiepapier unter dem Namen "Project Football", über das die FAZ berichtet hatte, gilt zwar als veraltet, sieht aber auch erhebliche Einschnitte an den Opel-Standorten Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern vor.

"Freiwilliges Abfindungsprogramm"

In Opel-Kreisen hieß es dazu, dies sei aus politischen Gründen nicht umsetzbar, wenn man Kreditbürgschaften vom deutschen Staat in Höhe von 2,6 Milliarden Euro wolle. Magna habe mit Blick auf Deutschland "andere Vorstellungen" von einem Bündnis mit dem deutschen Autohersteller. GME teilte mit, man kenne in Zürich den Fiat-Plan nicht und habe auch keine eigenen Pläne mit ähnlichen Folgen. GME stehe "in sehr engen und positiven Verhandlungen mit einer Anzahl von möglichen Partnern" für Opel.

Nach der Kündigung des Rahmenvertrags "zu Volumenanpassungen und Arbeitszeitverkürzung", deren wichtigster Bestandteil der Verzicht des Managements auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen ist, soll bei Opel und den anderen europäischen Standorten ein "freiwilliges Abfindungsprogramm" gestartet werden. Der europäische Betriebsrat erklärte nach SZ-Informationen, er werde über ein Abfindungsprogramm nicht verhandeln. Man wisse nicht, welche Produkt- und Volumenzusagen es für die europäischen Werke geben werde. Erst wenn man dies wisse, sei es möglich zu prüfen, "wie eine Personalplanung aussehen kann".

Der Betriebsrat warnte zudem vor einem "unnötigen Cash-Abfluss" durch Abfindungen. Werde das Programm stärker als gedacht angenommen, könnte es zu einem "Abfluss dringend benötigter Finanzmittel, die für Opel überlebensnotwendig sind, bis Investoren gefunden und Bürgschaften unter Dach und Fach" kommen. Kern der Kündigung der Rahmenvereinbarung aber ist, dass es von August an bei Opel und den anderen GM-Standorten in Europa möglich ist, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen.

© SZ vom 07.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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