Wirtschaft kompakt:Opel-Rettung: Koordinator Berger

Lesezeit: 5 min

In die Rettungsbemühungen um den angeschlagenen Autobauer Opel ist nun auch der Münchner Unternehmensberater Roland Berger eingeschaltet.

Er soll Koordinator der Gespräche über die staatliche Unterstützung werden, hieß es. Der 71-Jährige verfügt über gute Kontakte zur Berliner Politik und könnte damit in der Auseinandersetzung um die Staatshilfe vermitteln.

Zudem ist die Beratungsfirma Roland Berger Strategy Consultants, unter anderem auf Krisenfälle spezialisiert, von General Motors Europe engagiert worden, heißt es in Branchenkreisen. Im Auftrag des Opel-Mutterkonzerns sollen die Experten nun das Sanierungskonzept überprüfen.

Milch-Streit: Agrarministerium wirft Handel Preisdiktat vor

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat dem Handel angesichts der sinkenden Milchpreise ein Preisdiktat vorgeworfen. "Der Einzelhandel hat alle Versprechen gebrochen, die er beim Milchgipfel gegeben hat", sagte der Parlamentarische Agrarstaatssekretär Gerd Müller (CSU). Der Handel übe "in nie dagewesener Weise" Preisdruck auf die Milchbauern aus. Dies führe zu den drastischsten Preiseinbrüchen seit 20 Jahren.

Das Ministerium forderte die EU-Kommission auf, die geplante schrittweise Erhöhung der Milchquote zu stoppen, denn dies könne den Preisdruck verstärken. Der Einzelhandel hatte sich im Juli 2008 zu fairen Preisen bekannt.

___________________________________________________________________

Arcandor-HV: "Das heißt Kärrnerarbeit"

Angesichts der anhaltenden Krise des Essener Handels- und Tourismuskonzerns Arcandor hat der neue Konzernchef Karl-Gerhard Eick großen Zukunftsvisionen abgeschworen und die Beschäftigten auf harte Arbeit eingestimmt.

"Wir werden die Ärmel hochkrempeln und uns an die Arbeit machen", kündigte der ehemalige Telekom-Finanzchef am Mittwoch bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor der Hauptversammlung in Düsseldorf an. "Es ist nicht die Zeit der großen Strategien und Visionen. Jetzt ist die Zeit der Konsolidierung. Und das heißt Kärrnerarbeit."

Knapp drei Wochen nach der Übernahme der Konzernführung von seinem Vorgänger Thomas Middelhoff räumte Eick eine "schwierige Gesamtverfassung" des Konzerns ein. Nachdem sein Vorgänger im vergangenen Monat seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2008/2009 (30.9.) zurückgezogen hatte, legte auch Eick zunächst keine eigene Prognose vor.

Priorität habe derzeit die mittelfristige Stabilisierung der Finanzierung des Konzerns und die nachhaltige Sicherstellung der Liquidität. "Dem werden wir alles andere unterordnen", sagte Eick.

Bereits im Juni stehe die nächste große Finanzierungsrunde bevor. Dabei gehe es um die Fälligkeit von Verbindlichkeiten in Höhe von 650 Millionen Euro.

Die anstehenden Verhandlungen mit den Banken zu einem Erfolg zu führen bezeichnete Eick als eine "große Herausforderung". Im vergangenen Jahr hatten Gespräche mit den Banken über eine Refinanzierung des Konzerns das Unternehmen in eine existenzbedrohende Krise gestürzt.

___________________________________________________________________

Aus für Coca-Cola in Äthiopien

Äthiopien muss nach fast einem halben Jahrhundert ohne eines der bekanntesten Getränke der Welt auskommen. Der einzige Produzent des Landes von Coca-Cola, die East Africa Bottling Share Company, musste seine Pforten schließen.

Der Grund: Wegen der internationalen Finanzkrise komme derzeit nicht mehr genug harte Währung in das Land, um die Kronkorken-Verschlüsse der Flaschen zu bezahlen, berichteten äthiopische Medien. Auch sei kein Geld mehr für das Konzentrat vorhanden, aus dem das Getränk hergestellt wird.

Die rund 1000 Mitarbeiter des Werks in der Hauptstadt Addis Abeba seien beurlaubt worden. Ob und wann die Firma ihren Betrieb wieder aufnimmt, war unklar. "Das ist wirklich schlimm und wirft Äthiopien um Jahrzehnte zurück", sagte Kaleb Teferi, ein Computer-Fachmann aus Addis Abeba.

Für den Erzrivalen Pepsi war die Schließung der Fabrik des Getränkekonzerns dagegen eine gute Nachricht. In Äthiopien wird die Marke von dem saudi-arabisch-äthiopischen Milliardär Al-Amoudi vertrieben, der keine Finanzprobleme hat.

___________________________________________________________________

Wöhrl: Positives Fazit der Guttenberg-Reise

Dagmar Wöhrl ist zufrieden. Die Reise von Wirtschaftsminister zu Guttenberg (CSU) in die USA habe dazu geführt, dass man bei Opel "einen Schritt weitergekommen" sei, sagte die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium.

Das ändere nichts daran, dass es immer noch "einige offene Fragen" gebe. Mit Blick auf Guttenbergs Gespräche in den USA sagte Wöhrl: "Ich glaube, das gewichtigste ist, dass das (die Sache Opel) ein bisschen mehr Gesicht bekommen hat."

Den Amerikanern sei klar gemacht worden, "dass wir Treuhänder von Steuergeldern sind, dass wir jetzt nicht in die Vorlage gehen, sondern dass ein tragfähiges Konzept auf den Tisch gelegt werden muss." Wirtschaftsminister Guttenberg hatte in den letzten Tagen in den USA Gespräche mit der Firmenspitze von GM und mit der US-Regierung geführt, um Bedingungen für eine größere Unabhängigkeit von Opel auszuloten.

___________________________________________________________________

BMW kürzt Manager-Boni

Trüber Ausblick für 2009: Das laufende Jahr sei ein Übergangsjahr, sagte BMW-Konzernchef Norbert Reithofer auf der Bilanzpressekonferenz des Autobauers. Derzeit seien keine verlässlichen Ergebnisaussagen möglich.

Verlässliche Zahlen bekommt die Belegschaft in Form von Gehaltsabrechnungen auf den Tisch - und wird sich darüber eher weniger freuen.

Denn wegen des drastischen Gewinneinbruchs im Jahr 2008 kürzt BMW nun die Bonuszahlungen an Manager und Mitarbeiter kräftig. "Ein Vorstandsmitglied muss auf etwa 40 Prozent seines Jahreseinkommens verzichten", sagte Reithofer. Seine eigenen Gesamtbezüge sanken laut Geschäftsbericht von 3,75 auf 2,27 Millionen Euro. Bei einem Bereichsleiter reduziert sich Reithofer zufolge das Gesamteinkommen um rund ein Drittel, bei einem Tarifmitarbeiter um etwa zehn Prozent. Die erfolgsabhängigen Gehaltsbestandteile steigen bei BMW wie bei vielen Konzernen mit der Höhe der Hierarchie.

Auch wenn der Konzern keine verlässlichen Prognosen wagt - das Ziel einer operativen Rendite von acht bis zehn Prozent im Autogeschäft bis zum Jahr 2012 bleibt bestehen. Im vergangenen Jahr hatte BMW hier wegen hoher Sonderbelastungen durch den Personalabbau und den Verfall der Gebrauchtwagenpreise nur 1,4 Prozent geschafft. Bereinigt um diese Posten waren es 4,2 Prozent.

In diesem Jahr rechnet BMW mit einem Absatzrückgang und fährt daher die Produktion weiter zurück. Nähere Angaben dazu machte Reithofer nicht. Der Gesamtmarkt dürfte 2009 aber um 10 bis 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Erst 2010 sei mit einer wirtschaftlichen Erholung zu rechnen. Die Produktion wird nun weiter gedrosselt. Die Kurzarbeit an den Standorten Regensburg und Dingolfing werde auch im April und Mai fortgesetzt, sagte Reithofer. Ein Sprecher ergänzte, dadurch würden nochmals etwa 40.000 Fahrzeuge weniger gebaut als ursprünglich geplant.

Die Bilanzzahlen für 2008 hatte BMW bereits vergangene Woche vorgelegt und für das letzte Viertel des Jahres mit einem Minus von 960 Millionen Euro den ersten Quartalsverlust seit dem Jahr 2000 berichten müssen. Der Jahresgewinn war um 89,5 Prozent auf 330 Millionen Euro eingebrochen. Auch bei Umsatz und Absatz hatte die Finanzmarktkrise Spuren hinterlassen.

___________________________________________________________________

Weltbank: Düstere Prognose für China

Die chinesische Wirtschaft wird nach einer neuen Prognose der Weltbank im laufenden Jahr nur noch um 6,5 Prozent wachsen.

Chinesische Exporte seien von der sich verstärkenden weltweiten Krise schwer getroffen, teilte die Weltbank in einem am Mittwoch veröffentlichten Quartalsbericht zur Lage der chinesischen Wirtschaft mit.

Das Institut korrigierte seine bisherige Wachstumsprognose für die Volksrepublik deshalb um einen Prozentpunkt nach unten. Dennoch sei das Land in der düsteren Weltwirtschaft ein Lichtblick, sagte der Weltbank-Direktor für China, David Dollar.

Dadurch, dass sich China von Exporten abwende und die inländische Nachfrage ankurbele, schaffe das Land die Grundlage für nachhaltiges Wachstum in der Zukunft, erklärte Dollar.

Auch seien die chinesischen Banken relativ unbeschadet aus der Kreditkrise hervorgegangen. In der chinesischen Wirtschaft gebe es noch reichlich Potential für kraftvolle Konjunkturmaßnahmen. Nach Ansicht der Weltbank wird das verlangsamte Wachstum sich wahrscheinlich auch nicht negativ auf die soziale Stabilität auswirken.

Wegen der schwierigen Lage auf dem Exportmarkt gingen nach einem Zeitungsbericht die chinesischen Währungsreserven im Januar um rund 30 Milliarden Dollar zurück. Ende letzten Jahres verfügte das Land noch über Reserven in Höhe von fast zwei Billionen Dollar, wie die Wirtschaftszeitung China Business News am Mittwoch berichtete.

Als Grund für den Einbruch nannte das Blatt auch den Wertverfall bei den Nicht-Dollar-Reserven. Die chinesische Zentralbank soll die offiziellen Zahlen über die Währungsreserven Mitte April bekannt geben.

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: