Nach einer Serie von schweren Pannen und Sicherheitsmängeln in der Flugzeugproduktion kündigt der Boeing-Vorstandschef Dave Calhoun seinen Rücktritt an. Er werde Ende des Jahres sein Amt niederlegen, teilte der US-Flugzeugbauer mit. Auch Verwaltungsratschef Larry Kellner und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, gehen. Boeing-Aktien reagierten mit einem Kursplus von mehr als zwei Prozent im vorbörslichen Handel.
Bei Boeing-Flugzeugen traten zuletzt immer wieder mehrere schwere Probleme auf. Anfang Januar etwa verlor eine nahezu neue Maschine vom Typ 737-9 der Alaska Airlines auf dem Flug von Portland nach Ontario einen türgroßen Teil der Außenwand. Von den Abstürzen zweier 737-8 in den Jahren 2018 und 2019 ganz zu schweigen, bei denen mehr als 300 Menschen starben.
Bei dem Vorfall Anfang des Jahres passierte zwar wenig - das Teil hatte sich in niedriger Höhe und bei relativ geringer Geschwindigkeit gelöst, außerdem saß niemand direkt daneben und den Piloten gelang es, das Flugzeug wieder an seinem Ausgangsort zu landen. In der Folge machte die amerikanische Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration aber massive Mängel in der Flugzeugproduktion bei Boeing und dessen Zulieferer Spirit Aerosystem aus. Und erst vor einer Woche verlor eine Boeing 737-800 von United Airlines im Flug eine Abdeckung an ihrem Rumpf.
Kritiker machen dafür auch den von Profitabilität geprägten Kurs von Boeing-Chef Calhoun verantwortlich: Um Kosten zu senken, werde in der Produktion gespart, was die Qualität massiv beeinträchtige.
Dass er nun zurücktrete, "war ganz alleine meine Entscheidung", sagte Calhoun dem Sender CNBC. Er werde bei der Suche nach einem Nachfolger helfen. Auch der für das Geschäft mit den zivilen Flugzeugen zuständige Manager Deal geht. Seine Aufgabe werde von Stephanie Pope übernommen, teilte der Konzern mit. Steve Mollenkopf sei als neuer Aufsichtsratschef nominiert worden.