Luftfahrt:Boeing findet weitere "737"-Mängel

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Eine Boeing-Testmaschine beim Anflug auf den Flughafen Seattle. (Foto: Elaine Thompson/AP)

Der US-Hersteller kommt nicht zur Ruhe. Ein Zulieferer hat offenbar Löcher am Rumpf unsachgemäß gebohrt. Durch die fälligen Reparaturen verzögert sich die Auslieferung von 50 Flugzeugen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing hat mit neuen Schwierigkeiten in der Produktion der 737-Serie zu kämpfen. Boeing teilte mit, bei etwa 50 noch nicht ausgelieferten Flugzeugen seien Nacharbeiten wegen zwei an der falschen Stelle gebohrten Löchern fällig. Die Auslieferungen würden sich deswegen sehr wahrscheinlich verzögern, so Stan Deal, Leiter der Zivilflugzeugsparte, in einem Schreiben an die Mitarbeiter.

Für den Fehler bei dem Kurz- und Mittelstreckenflugzeug ist nicht Boeing selbst, sondern der Zulieferer Spirit Aerosystems verantwortlich. Spirit baut in seinem Werk in Wichita im US-Bundesstaat Kansas die Rümpfe der 737. Von dort aus werden sie per Eisenbahn in das Boeing-Werk in Renton bei Seattle transportiert. Dort findet die Endmontage der Flugzeuge statt. Spirit hatte Boeing am vergangenen Donnerstag über den Fehler informiert. Die zwei Löcher waren zu nah an einem Fensterrahmen gebohrt worden. Dadurch könnte die Haltbarkeit des Rumpfteils auf lange Sicht beeinträchtigt sein.

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Betroffen sind die Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Der Streik soll bis Donnerstagmorgen dauern.

Das neue Vorkommnis ist für sich genommen nicht besonders gravierend - solche Produktionsmängel kommen immer wieder vor und können in der Regel durch Reparaturen dauerhaft behoben werden. Aber bei Boeing und Spirit reiht sich das Problem mit den Löchern in eine lange Serie von Pannen ein. Am 5. Januar war bei einer 737-9 der Alaska Airlines die Verkleidung eines deaktivierten Notausgangs während des Flugs herausgefallen, weil vier Schrauben nicht befestigt oder gar nicht angebracht waren. Mit großem Glück kam niemand an Bord zu Schaden, der Jet konnte in Portland im Bundesstaat Oregon sicher landen.

Nach ersten internen Untersuchungen hatten Boeing-Mitarbeiter das Teil während der Endmontage ausgebaut, um Bohrungen und eine Dichtung zu reparieren, bei denen Spirit unsauber gearbeitet hatte. Anschließend setzten die Boeing-Leute offenbar das Bauteil unsachgemäß ein. Ein erster Untersuchungsbericht der Unfalluntersuchungskommission National Transportation Safety Board (NTSB) wird in den kommenden Tagen erwartet.

Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) beschloss daraufhin, die Produktion von Boeing genau zu überprüfen. Die FAA will künftig nur 38 Maschinen der 737-Serie pro Monat aus der Endmontagelinie freigeben, zumindest so lange, bis sie überzeugt ist, dass die Qualität in der Produktion stimmt. Die jüngste Panne ist in dieser Hinsicht ein weiterer Rückschlag für Boeing und Spirit.

Boeing macht keine Angaben dazu, wie lange die Reparaturen an den betroffenen Fensterrahmen dauern könnten und wie sehr sie die Auslieferungen verzögern. Zivilsparten-Leiter Deal und Boeing-Chef David Calhoun haben aber betont, dass Qualität und Sicherheit an erster Stelle stehen. Um ein deutliches Zeichen zu setzen, veröffentlichte Boeing bei der Präsentation des Jahresergebnisses für 2023 in der vergangenen Woche keine Prognose für Finanzkennzahlen und Auslieferungsziele. "Dafür ist jetzt nicht die richtige Zeit", so Calhoun. Zusätzlicher Druck auf die Produktion sei derzeit nicht geboten.

Unklar ist auch, wie viele Maschinen mit den falsch platzierten Löchern bereits ausgeliefert sind. Boeing betonte, es bestehe keinerlei Sicherheitsrisiko. Die FAA ist bislang ebenfalls nicht noch eingeschritten.

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