BMW und Toyota:Unter der Haube

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BMW will Dieselmotoren an Toyota liefern. Dafür erhoffen sich die Bayern Einblicke in die Hybridtechnologie der Japaner.

Thomas Fromm

BMW und der japanische Marktführer Toyota stehen vor einer umfassenden Motorenkooperation. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wollen die beiden Hersteller bereits Mitte dieser Woche in Tokio die Details ihrer Zusammenarbeit bekannt geben. Die Verträge sähen vor, dass BMW Dieselmotoren an Toyota liefert; Toyota stelle im Gegenzug den Münchnern seine Hybridtechnologie zur Verfügung, hieß es aus mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen. Von dem Bündnis sollen sowohl der Premiumbauer als auch der Massenhersteller profitieren. Toyota will mit Hilfe der Motoren von BMW seine Position in Europa weiter ausbauen, ohne selbst massiv in neue Dieseltechnologien investieren zu müssen.

Motor eines BMW Fünfers: Der Münchner Autobauer strebt eine Zusammenarbeit mit Toyota an. (Foto: dapd)

Die Japaner hatten zuletzt wegen monatelanger Rückrufaktionen und den Folgen des schweren Erdbebens in Japan im Frühjahr dieses Jahres Marktanteile eingebüßt. Um beim Kunden wieder zu punkten, und auch um immer strengere Abgasvorgaben einzuhalten, genügt den Japanern ihre Hybridtechnologie nicht - sie brauchen gerade in Europa sparsame, innovative Dieselmotoren. BMW erhofft sich von den Japanern im Gegenzug Einblicke in deren Hybridentwicklungen. Toyota ist bei dieser Technologie, bei der herkömmliche Verbrennungsmotoren mit Elektroantrieben kombiniert werden, weltweiter Pionier.

Das neue deutsch-japanische Bündnis ist nicht nur ein Beleg dafür, dass Autohersteller statt großer Fusionen heute gezielte Kooperationen vereinbaren, um sich bei kostspieligen und zukunftsträchtigen Schlüsseltechnologien zu verstärken. In dem sie sich die Kosten für neue technologische Innovationen teilen, so das Kalkül, sind sie am Ende schneller am Markt als die Konkurrenz. Es zeigt aber auch, dass man sich bei neuen Motorengenerationen nicht nur auf einen einzigen Partner verlassen will. Denn sowohl Toyota als auch BMW sind bereits liiert. Die Japaner entwickeln gemeinsam mit Ford Hybridantriebe für Transporter und Geländewagen; die Bayern hatten erst im Februar zusammen mit PSA Peugeot Citroën ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Hybridantrieben angekündigt.

Allerdings bleibe diese Allianz von der künftigen Zusammenarbeit mit Toyota "unberührt", heißt es aus Industriekreisen. Die neue deutsch-japanische Kooperation richte sich nicht gegen PSA. Über engere Gespräche zwischen BMW und Toyota hatte am Wochenende die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei berichtet. Demnach bezeichnete ein Toyota-Sprecher in Japan den Bericht als "Spekulation". BMW wollte dies nicht kommentieren.

Anders als der Anbieter von teureren Premiumfahrzeugen Audi, der sich im großen Technologie-Baukasten des Mutterkonzerns VW bedienen kann, müssen Hersteller wie BMW und Daimler eigene Wege gehen. Da große Fusionen wie die zwischen Daimler und Chrysler bislang gescheitert waren, versuchen es die deutschen Autobauer nun mit gezielter Projektarbeit. So arbeitet Daimler etwa mit Renault und Nissan zusammen. Doch auch Kooperationen sind kein Selbstläufer, wie das jüngste Zerwürfnis von Volkswagen und Suzuki zeigt. Beide hatten sich vor zwei Jahren zusammengetan. VW wollte so bei Suzuki Kleinwagen-Know-how abgreifen, die Japaner interessierten sich für neue Motoren aus Wolfsburg. Inzwischen sind die beiden Unternehmen hoffnungslos zerstritten, die Liaison landet nun vor einem Schiedsgericht in London.

BMW geht mit seinen Motoren daher noch einen anderen Weg. Der Münchner Autobauer sieht sich längst nicht mehr nur als Hersteller und Verkäufer von Fahrzeugen, sondern auch als Lieferant von Motoren an andere. So verkündeten die Bayern im vergangenen Jahr einen Auftrag für die Lieferung von Dieselmotoren für Polizeiautos des US-Herstellers von Spezialfahrzeugen Carbon Motors. Einige Monate später teilten die Münchner mit, man werde den schwedischen Autohersteller Saab von 2012 an mit neuen, spritsparenden Vierzylinder-Motoren ausstatten. Daraus aber wird wohl nichts: Die angeschlagenen Schweden kämpfen ums Überleben und können derzeit nicht einmal die Löhne und Gehälter ihrer Mitarbeiter überweisen.

© SZ vom 28.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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