Bestellerprinzip:Makler können sich nicht zu Streik durchringen

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  • Die Makler streiken nicht gegen das Bestellerprinzip: Die Mehrheit der an der Urabstimmung teilnehmenden Makler enthielt sich.
  • Die Idee zum Streik kam vom Bundesverband für die Immobilienwirtschaft (BVFI). Er wehrt sich - wie andere Verbände - dagegen, dass künftig derjenige einen Makler bezahlen muss, der ihn auch bestellt.

30 Prozent dafür - aber 64 Prozent Enthaltungen

Die Makler wollen doch nicht streiken. Das ist das Ergebnis der Urabstimmung, zu der der Bundesverband für die Immobilienwirtschaft (BVFI) seine 11 000 Mitglieder aufgerufen hatte. 31 Prozent haben ihre Stimme abgegeben: Davon votierten etwa 30 Prozent für Streik, knapp sechs Prozent dagegen. Rund 64 Prozent enthielten sich. Einen Streikaufruf hätte es nur gegeben, wenn zwei Drittel dafür gestimmt hätten.

Grund für den Protest ist das Bestellerpinzip. Es wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2015 eingeführt und dürfte Mieter freuen: Wer künftig einen Immobilienmakler beauftragt, der soll ihn auch bezahlen - also meist der Vermieter. Noch zahlt oft der Mieter die Provision, ohne dass er den Makler bestellt hat. Gerade in Städten und Gegenden, in denen der Wohnraum knapp ist, hat der Mieter kaum Verhandlungsspielraum und zahlt bisher, was gesetzlich maximal erlaubt ist: zwei Monatskaltmieten plus Mehrwertsteuer.

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Von Gerhard Matzig

Wie sich das Abstimmungsergebnis deuten lässt

Der BVFI müht sich darum, das Ergebnis optimistisch auszulegen: Schließlich haben nur sechs Prozent, also ein sehr geringer Anteil, gegen Streik gestimmt. Die Idee fänden also nur wenige Makler abwegig. Bemerkenswert ist, wie der Verband den hohen Anteil der Enthaltungen deutet: Das läge vermutlich daran, dass diese Makler keine Mietwohnungen vermittelten. Für sie sei das Bestellerpinzip nicht so bedeutsam, schreibt der Verband. Fraglich bleibt, wo dann die Stimmen derjenigen bleiben, für die das Bestellerpinzip tatsächlich ein Problem ist.

Warum sich die Makler unfair behandelt fühlen

Die Makler halten das Bestellerpinzip für einen massiven und ungerechtfertigten Eingriff in ihren Beruf: Unternehmen und Arbeitsplätze seien in Gefahr. Außerdem sei ihre Arbeit sehr viel aufwändiger als allgemein angenommen: Makler vermitteln zwischen Vermieter und Mieter und setzen Verträge auf, die garantiert Bestand hätten. Dies sei eine Sicherheit, die vor allem dem Mieter zugutekomme. Gegen das Bestellerpinzip wolle man endlich ein Zeichen setzen, sagt Verbandschef Ziegler. Makler seien nicht für die Missstände des Mietmarktes verantwortlich - auch wenn es allgemein so dargestellt werde.

Zwar sehen das andere Makler-Verbände genauso, doch von Streik halten sie nichts. Als "saublöd" bezeichnete Markus Gruhn, Vorsitzender des Rings deutscher Makler, die Idee. Wer nur Spott übrig habe, sagt BVFI-Chef Ziegler auch mit Blick auf die Reaktion der Presse, ziehe das "urdemokratische Instrument" der Urabstimmung ins Lächerliche.

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