Hauptversammlung BASF:Widerstand gegen BASF-Aufsichtsratschef

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Kurt Bock ist Aufsichtsratschef des Chemiekonzerns BASF. Nächste Woche bei der Hauptversammlung will er wieder in das Gremium gewählt werden. Das passt nicht allen. (Foto: BASF)

Es könnte eine turbulente Hauptversammlung werden: Anteilseigner kritisieren, dass Kurt Bock erneut in den Aufsichtsrat gewählt werden soll. Er ist ihnen nicht unabhängig genug.

Von Elisabeth Dostert, München

Die Fondsgesellschaft Deka und ein einflussreicher Berater von institutionellen Investoren lehnen die Wiederwahl von Kurt Bock in den BASF-Aufsichtsrat ab. Sie steht auf der Tagesordnung der Hauptversammlung des Chemiekonzerns nächste Woche. Würde Bock wieder in den Aufsichtsrat einziehen, würden ihn die Mitglieder des Gremiums wohl auch wieder zum Vorsitzenden wählen.

Ein Aufsichtsratsvorsitzender, der zuvor Vorstandsvorsitzender gewesen sei, könne per se nicht unabhängig sein, kritisiert Deka-Fondsmanager Ingo Speich: "Interessenkonflikte sind programmiert, da ändert auch eine Cooling-Off-Periode nichts daran. Es ist an der Zeit, dass die alte Erbfolgeregelung in der deutschen Unternehmenswelt ein Ende findet." Und das ist für Speich nur einer der Gründe, Bock nicht wiederzuwählen. Die Kritik der Deka am Vergütungssystem bleibe seit Jahren ungehört, im Vorstand mangele es an Diversität und die Aktienkursentwicklung sei alles andere als erfreulich.

Kurt Bock, 66, war von Frühjahr 2011 bis Frühjahr 2021 Vorstandschef des Ludwigshafener Chemiekonzerns. Nach einer, wie es der Kodex für gute Unternehmensführung vorsieht, Abkühlphase wurde er in der Hauptversammlung 2020 in den Aufsichtsrat gewählt und von dessen Mitgliedern dann zum Chef des Kontrollgremiums gekürt. Er macht das also jetzt vier Jahre.

Auch der Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services, ISS, lehnt die Wiederwahl Bocks ab. Solche Dienstleister beraten institutionelle Investoren und haben Einfluss auf deren Abstimmungsverhalten in Hauptversammlungen. Nach den Kriterien der ISS sollte die Abkühlungsphase mindestens fünf Jahre betragen, weil ehemalige Vorstandschefs nicht unabhängig seien. Der Chefposten des Kontrollgremiums sollte extern besetzt werden. Zuerst hatte die Wirtschaftswoche über den Widerstand berichtet.

Was Fondsgesellschaften wie die Deka sagen, hat Gewicht. Deka hat vor zwei Jahren ihre Regularien geändert, was die Wahl von ehemaligen Vorstandsvorsitzenden betrifft. Die Kritik an Bock ist nachvollziehbar. Mit gut 51 Euro ist der Aktienkurs weit entfernt von alten Höchstständen. Die Diversität im Vorstand ist überschaubar - in vielerlei Hinsicht. Sowohl Kurt Bock als auch dessen Nachfolger als Vorstandschef, Martin Brudermüller und nun Markus Kamieth, sind, was sie bei BASF so mögen, Eigengewächse. Letztere haben ihr komplettes Berufsleben bei BASF zugebracht. Lediglich Kurt Bock war wenigstens mal kurz weg, zwei Jahre bei Bosch.

Beim Konkurrenten Bayer aus Leverkusen stammen derzeit vier der sieben Vorstandsmitglieder nicht aus Deutschland, Vorstandschef Bill Anderson wurde in Texas geboren. Bei BASF stammt nur ein Vorstand - Anup Kothari - nicht aus Deutschland. Wie bei Bayer sitzt im Vorstand von BASF derzeit nur eine Frau, seit Anfang Februar Katja Scharpwinkel. Die Personalie hatte BASF im Dezember bekanntgegeben, zeitgleich mit der Berufung von Kamieth zum Nachfolger von Brudermüller mit Ablauf der Hauptversammlung 2024. Es gab auch überraschende Abgänge. Zwei Frauen, die zeitweilig als Kandidatinnen für die Nachfolge gehandelt worden waren, verließen den Konzern.

Die Fondsgesellschaft Union Investment will für die Wiederwahl von Bock stimmen. "Es wäre mehr als unglücklich, wenn mit Martin Brudermüller und Kurt Bock gleichzeitig Vorstandschef und Aufsichtsratschef das Unternehmen verlassen", so Fondsmanager Arne Rautenberg.

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