Bahn versus GDL:Zoff ums Geld

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Wenn die Bahn nicht mehr weiterweiß, gründet sie einen Arbeitskreis: Das Staatsunternehmen bittet die GDL zur Teilnahme an den runden Tisch - aus Angst vor Streiks.

Daniela Kuhr

Die Deutsche Bahn will den Tarifkonflikt zwischen den Unternehmen der Bahnbranche und der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) mit einem runden Tisch entschärfen. Die Beteiligten sollten sich zusammensetzen, um Fragen "in sachlicher Atmosphäre zu beantworten", schlug Deutsche-Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Wochenende in einem Brief an GDL-Chef Claus Weselsky vor. "Nur so können wir auch einer Gesamtlösung näher kommen." Das Schreiben liegt der Süddeutschen Zeitung vor.

Klein, aber oho: Im Winter 2007/2008 war die GDL mit ihren Streiks sehr erfolgreich. Jetzt legt sich die Gewerkschaft wieder mit der Bahn an. (Foto: ddp)

Mit der größten Branchengewerkschaft EVG hatten sich die Deutsche Bahn und sechs große Privatbahnen bereits vor zwei Wochen auf einen Branchentarifvertrag geeinigt. Er sieht annähernd gleiche Löhne für alle Beschäftigten im Regionalverkehr vor. Die GDL, die etwa 20.000 Lokomotivführer vertritt, wollte sich dem aber nicht anschließen. Stattdessen geht sie ähnlich vor wie in der harten und sehr langen Tarifrunde 2007/2008: Damals hatte sie die Ergebnisse der konkurrierenden größeren Gewerkschaft abgewartet, um dann für ihre Klientel einen besseren Abschluss anzupeilen. Es gelang der GDL, mit wenigen Streiktagen einen eigenen Tarifvertrag für Lokführer durchzusetzen.

Auch jetzt droht die GDL wieder mit Streiks. Die Tarifgespräche mit den sechs Privatbahnen hat sie bereits für gescheitert erklärt; die Gespräche mit der Deutschen Bahn gehen an diesem Montag in die zehnte Runde.

Die GDL erwartet von dem Konzern ein Angebot, das über den Branchentarifvertrag hinausgeht. In seinem Schreiben wirft Personalvorstand Weber Weselsky vor, den Konflikt unnötig anzuheizen. "Mit großem Erstaunen, aber auch mit Unverständnis" habe er die jüngsten Äußerungen von Weselsky zur Kenntnis genommen, heißt es in dem Brief. Die Vergleiche mit früheren Tarifauseinandersetzungen und die "damit verbundenen latenten Streikdrohungen" sind nach Ansicht von Weber "außerordentlich kontraproduktiv". Es bestehe "kein Anlass, den Eindruck zu erwecken, die Deutsche Bahn behandele die GDL nicht wie einen Partner auf Augenhöhe".

© SZ vom 31.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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