Innerhalb von nur zwei Wochen musste Bahnchef Richard Lutz drei Mal zum Rapport bei Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) antreten, zuletzt am vergangenen Mittwoch. Der bundeseigene Konzern steht in der Kritik, weil die Bahn es seit Jahren nicht schafft, pünktlicher zu werden. Beim Verkehrsminister stellte Lutz immer neue Pläne vor, die die Deutsche Bahn besser machen sollen. So will er das Netz ausbauen, Zehntausende Mitarbeiter einstellen und neue Züge kaufen.
Personenverkehrsvorstand Berthold Huber konkretisierte nun, dass es zunächst unter anderem um 15 neue ICE 4, zehn neue Doppelstock-Intercity-Züge und 23 Eurocitys gehe. Bis 2024 sollen insgesamt mehr als 200 neue Züge auf die Gleise gesetzt werden. Daneben werden ältere ICE 1 und ICE 3 generalüberholt. Die Bahn wolle damit ihre Kapazität im Fernverkehr erhöhen und sich so auf höhere Fahrgastzahlen vorbereiten.
Einen großen Auftrag hat die Bahn an Talgo vergeben: Für rund 550 Millionen Euro soll der spanische Zughersteller zunächst insgesamt 23 Fernverkehrszüge an die Deutsche Bahn liefern, gaben beide Unternehmen bekannt. Insgesamt könnten es laut Vereinbarung bis zu 100 Züge werden. Die ersten sollen von 2023 an auf jenen Fernverkehrsstrecken fahren, die nicht von ICE bedient werden: zwischen Berlin und Amsterdam, Köln und Westerland sowie Hamburg und Oberstdorf, wie eine Bahn-Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Lutz erwartet eine Kapazität von 200 Millionen Passagieren im Fernverkehr bis 2030
Lutz hatte auch die steigenden Fahrgastzahlen für die Missstände bei der Bahn verantwortlich gemacht: Die Kapazität reiche nicht aus, um immer mehr Passagiere zu befördern. Im vergangenen Jahr seien deutlich mehr als 145 Millionen Fahrgäste in den Fernzügen unterwegs gewesen - nach 142 Millionen im Jahr zuvor. 2015 waren es lediglich 132 Millionen. "Bis 2030 werden wir dann in der Lage sein, sogar 200 Millionen Menschen im Fernverkehr zu befördern", sagt Huber.
Die Bahn wollte im Jahr 2018 eigentlich eine Pünktlichkeit von 82 Prozent erreichen - doch nur knapp 75 Prozent der Züge erreichten die Bahnhöfe gemäß Fahrplan. Und das auch nur nach der eher großzügigen Definition der Bahn: Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er weniger als sechs Minuten zu spät im Bahnhof eintrifft. Ausgefallene Züge werden in der Pünktlichkeitsstatistik gar nicht erfasst.