Automobilzulieferer:Karmann soll leben - nur wie?

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Der Autozulieferer Karmann ist pleite. Der Insolvenzverwalter ist dennoch zuversichtlich und Niedersachsens Ministerpräsident wehrt sich gegen Vorwürfe.

Der vorläufige Karmann-Insolvenzverwalter sieht gute Möglichkeiten für eine Fortführung des niedersächsischen Cabriobauers.

Der Insolvenzverwalter ist zuversichtlich, dass die Marke Karmann weiter bestehen bleibt. (Foto: Foto: getty)

"Wir haben ein Unternehmen, das eine gute Marke und einen guten Namen hat", sagte Ottmar Hermann am Donnerstag nach einer Betriebsversammlung in Osnabrück. "Und wir haben gute Kunden, die weiterhin mit Karmann zusammenarbeiten wollen. Das macht uns optimistisch." Es werde daran gearbeitet, mit der schwierigen Marktlage fertig zu werden.

"Zunächst muss die Zahlungsfähigkeit in der Insolvenz hergestellt werden", sagte Hermann. Dabei werde die Bedienung von Altverbindlichkeiten zurückgestellt. Es gelte, sicher zu stellen, dass die Forderungen von Lieferanten befriedigt und Kundenaufträge bedient werden können. Die Beschäftigten erhalten drei Monate lang Insolvenzgeld.

Staatliche Hilfe

Der niedersächsische Ministerpräsident Wulff hatte bereits vorher staatliche Hilfe für das Unternehmen in Aussicht gestellt. Der CDU-Politiker verwahrte sich gegen den Vorwurf mangelnden Engagements für Karmann. "Wir haben als Landesregierung kein anderes Unternehmen mehr finanziell gefördert als Karmann", sagte er.

Wulff verwies auf intensive Gespräche zur Rettung der Traditionsfirma mit VW, Audi, Daimler, BMW, Opel und Saab. Sie seien jedoch vor dem Hintergrund der weltweiten Krise gescheitert. Die Insolvenz des Autounternehmens in seiner Heimatstadt Osnabrück bezeichnete Wulff als "absolut größte Enttäuschung in meiner sechsjährigen Amtszeit".

Das Osnabrücker Familienunternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern hatte am Mittwoch Insolvenz angemeldet und dies mit deutlichen Umsatzrückgängen und hohen Ausgaben für die Schließung der Kernsparte Fahrzeugbau begründet. Arbeitnehmervertreter machten eine "verfehlte Unternehmenspolitik" geltend.

Erfolglose Suche

Dem in den 50er Jahren durch das legendäre Automodell Ghia bekanntgewordenen Hersteller und Autozulieferer war es zuletzt nicht gelungen, neue Aufträge für die Fertigung von Nischenmodellen von Audi, Mercedes oder Chrysler zu ergattern. Der Schwenk auf eine Verstärkung des Autozuliefergeschäfts ging nicht wie erhofft auf.

Die vor längerem angestoßene Suche nach Käufern oder Partnern für Firmenteile oder den Gesamtkonzern verlief zudem bislang erfolglos. Durch die Insolvenz könnte es aber neue Bewegung geben. Es seien Gespräche mit Investoren unter anderem aus der Golfregion, China und Indien geführt worden, hieß es in Branchenkreisen.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/kaf/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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