Automobilzulieferer:Aufatmen nach langer Krise

Lesezeit: 2 min

Immer mehr Autozulieferer berichten über glänzende Geschäfte im ersten Halbjahr. Nun präsentierte Leoni satte Zuwächse

Uwe Ritzer

Immer mehr Automobilzulieferer machen ihre drastischen Einbrüche im Vorjahr wett. Eine Firma nach der anderen meldet hervorragende Geschäfte im ersten Halbjahr. Dementsprechend optimistisch fällt der Blick in die nähere Zukunft aus. So erwartet der Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni für das laufende Jahr einen doppelt so hohen Gewinn wie zunächst geplant. Die Brose-Gruppe verzeichnete sogar den besten Juni-Umsatz ihrer Firmengeschichte. Auch beim Wälzlagerhersteller Schaeffler brummt das Geschäft.

Herstellung eines Cabriodachs bei einem Automobilzulieferer: Es geht wieder aufwärts. (Foto: ag.dpa)

"Wir sind gut in das erste Halbjahr gestartet und blicken optimistisch in die zweite Jahreshälfte", formulierte ein Schaeffler-Sprecher auf Anfrage zurückhaltend. Aus Arbeitnehmerkreisen verlautete, dass die Auftragsbücher bei dem im fränkischen Herzogenaurach angesiedelten Familienunternehmen schier überquellen und vor allem die für die Automobilbranche produzierenden Werke ausgelastet seien. Nicht anders sieht es bei Leoni in Nürnberg aus.

Das vergangene Jahr war mit einem Viertel weniger Umsatz und 138 Millionen Euro Fehlbetrag das schlechteste in der gut 90-jährigen Firmengeschichte der 50 000 Mitarbeiter zählenden Leoni AG. 2010 übertrifft hingegen bislang alle Erwartungen. An diesem Freitag hob der Bordnetz- und Kabelhersteller daher seine bisherige Prognose deutlich an.

Immer mehr und immer größere Aufträge

Demnach soll der Umsatz doppelt so stark steigen wie zunächst erwartet, nämlich auf 2,6 bis 2,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern werde am Jahresende statt bei 50 bei 100 Millionen Euro liegen. Leoni registriert immer mehr und immer größere Aufträge aus der Automobilindustrie. Aber auch in anderen Branchen wie Schienenverkehrstechnik oder Hausgeräteindustrie sei die Nachfrage größer als erwartet. Man profitiere insgesamt von den "verbesserten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen", erklärte das Unternehmen.

Vor allem der stark gestiegene Export von Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse schlägt auch bei der Coburger Firma Brose positiv zu buche. Eine Sprecherin sagte auf Anfrage, der Umsatz mit Sitzsystemen sei in den ersten sechs Monaten um 54 Prozent, jener mit Türsystemen um 49, und der mit Schließsystemen um 37 Prozent geklettert. Die Elektromotorensparte weise einen Zuwachs von 28 Prozent aus. Für das laufende Jahr erwartet Brose (16 000 Beschäftigte) ein Umsatzplus von 24 Prozent.Erst am Donnerstag hatte der Amberger Sitzehersteller Grammer unerwartet gute Halbjahreszahlen vorgelegt und seine Jahresprognose angehoben. Man erwartet nun ein Umsatzplus von zehn Prozent.

Umsatzrückgänge noch nicht ganz aufgeholt

All diese Meldungen aus nordbayerischen Unternehmen passen ins Bild, das der Automobil-Branchenverband VDA bundesweit ermittelt hat. Nach seinen Angaben konnten die Zulieferer zwischen Januar und Mai ihre Umsatzrückgänge aus dem Vorjahr zwar noch nicht ganz aufholen. Allerdings habe sich der Auftragseingang gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 39 Prozent erhöht, sagte ein VDA-Sprecher auf Anfrage.

© SZ vom 24.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: