Aufstand gegen Assad:Syrien ist wieder online

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Der Blackout ist zu Ende: In Syrien gibt es nach zwei Tagen wieder Zugang zum Internet und zu Telefonleitungen. Rebellen und Regierung machen sich gegenseitig für den Ausfall verantwortlich. In Damaskus startet die Armee eine Offensive.

Kein Internet, kein Festnetz, keine Mobilfunkverbindungen: zwei Tage lang war Syrien von der vernetzten Welt abgeschnitten. Nun ist das Land wieder online. Nach Angaben von Augenzeugen waren Verbindungen ins Netz am Samstagabend wieder möglich. Auch die syrischen Menschenrechtsbeobachter teilten mit, dass fast alle Provinzen nun wieder online seien. Mobilfunkverbindungen waren jedoch weiterhin unterbrochen, auch Anrufe ins Ausland nicht möglich.

Für den Ausfall geben sich Regierung und Opposition gegenseitig die Schuld. Der syrische Informationsminister wies Anschuldigungen zurück, es handle sich um einen von der Regierung herbeigeführten Internet-Blackout: "Es ist nicht wahr, dass der Staat das Internet abgeschaltet hat." Terroristen hätten Interverbindungen angegriffen, sagte der Minister im Staatsfernsehen. Dies habe dazu geführt, dass manche Regionen vom Netz abgeschnitten seien.

In Teilen des Landes wurde immer wieder während des seit 20 Monaten andauernden Aufstands gegen Präsident Baschar al Assad das Internet abgeschaltet. Es war aber das erste Mal, dass das landesweit geschieht. Der Vorfall ist die schwerwiegendsten Störung der Telekommunikation seit Ausbruch der Kämpfe vor etwa 20 Monaten.

Wie die New York Times berichtet, haben sich die Rebellen jedoch schon seit Monaten auf ein solches Szenario vorbereitet und unter anderem Satelliten-Telefone ins Land geschmuggelt.

Heftige Kämpfe um den Hauptstadt-Flughafen

In Syriens Hauptstadt Damaskus sind indes erneut heftige Kämpfe rund um den strategisch wichtigen Flughafen entbrannt. Nach Angaben der syrischen Menschenrechtsbeobachter in London bombardierten Regierungstruppen mehrere Viertel, um den Flughafen gegen Angriffe von Rebellen zu sichern.

Den dritten Tag in Folge versuchten die Streitkräfte mit einer Offensive die volle Kontrolle über einen etwa acht Kilometer weiten Ring rund um Damaskus zurückzugewinnen. Zu den besonders schwer beschossenen Ortschaften gehörte das westlich gelegene Guta, durch das die Zufahrtsstraße zum Flughafen der Stadt verläuft.

Um den Flughafen waren am Donnerstag erstmals seit Beginn des Konflikts Gefechte ausgebrochen. Der syrische Informationsminister sagte, der Betrieb laufe dort normal, die Zufahrtsstraße sei gesichert. Dennoch wurde am Freitag den zweiten Tag in Folge ein UN-Konvoi auf der Zubringerstraße von Unbekannten beschossen.

Im Osten des Landes, der weitestgehend unter Kontrolle der Aufständischen steht, nahmen die Regierungstruppen nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ein zuvor aufgegebenes Ölfeld wieder ein.

Die Beobachtungsstelle, deren Angaben nicht überprüft werden können, berichtete zudem von 14 Rebellen, die bei Gefechten um eine Luftwaffenbasis im Norden Syriens getötet worden seien. Auch in der nordwestlich gelegenen Metropole Aleppo sowie in der zentralen Provinz Homs dauerten die Gefechte an.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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