Kiel:AKW Brunsbüttel wird von innen nach außen abgerissen

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Der Rückbau des bereits vor Jahren vom Netz genommenen Atomkraftwerks Brunsbüttel nimmt langsam konkrete Formen an. "Aber erst mit dem Abriss der Gebäude werden...

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Kiel (dpa/lno) - Der Rückbau des bereits vor Jahren vom Netz genommenen Atomkraftwerks Brunsbüttel nimmt langsam konkrete Formen an. „Aber erst mit dem Abriss der Gebäude werden signifikante Änderungen an der Anlage auch von außen sichtbar werden“, sagte der Leiter der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht, Jan Backmann, der Deutschen Presse-Agentur. Wann genau dies der Fall sein werde, lasse sich derzeit noch nicht seriös prognostizieren. Das zuständige Umweltministerium rechnet mit einer Dauer von 15 Jahren für den Rückbau der Anlage.

Das AKW Brunsbüttel war 1976 ans Netz gegangen, infolge von Pannen wurde es aber bereits vor zwölf Jahren vom Netz genommen. Nach der Fukushima-Katastrophe von 2011 wurde seine dauerhafte Stilllegung beschlossen. Seitdem befand sich die Anlage nur noch im sogenannten Nachbetrieb. Dabei trafen Mitarbeiter bereits Vorbereitungen für eine Stilllegung.

Ende vergangenen Jahres erteilte die Kieler Aufsicht dem Betreiber Vattenfall die generelle Genehmigung für den Abriss des Atommeilers. Wegen der langen Nachbetriebsphase sei der Reaktor bereits damals frei von Brennelementen und Brennstäben gewesen, sagte Backmann. Das mache den Rückbau sicherheitstechnisch etwas leichter. „Außerdem hat sich während der vergangenen zwölf Jahre, in denen das AKW nicht mehr am Netz war, das Ausmaß der Radioaktivität im Innern aufgrund des radioaktiven Zerfalls vorhandener Nuklide ständig verringert.“

Seit August liegt die Genehmigung für den ersten Abbauschritt vor. Nach Angaben von Vattenfall haben Spezialisten bereits mit den Arbeiten begonnen. Dabei werden zunächst Einbauten im Reaktordruckbehälter zerlegt. Der Sicherheitsbehälter besteht in Brunsbüttel aus Stahl - nicht wie in anderen Meilern aus Beton. Laut der Umweltschutz-Organisation Greenpeace sei das besonders gefährlich, weil Stahl schneller schmelze als Beton.

Das AKW Brunsbüttel mit 771 Megawatt Kapazität hat seit dem 9. Februar 1977 bis zum letzten Abfahren des Reaktors am 18. Juli 2007 eine Netto-Leistung von 118 855 371 Megawattstunden (MWh) erzeugt.

Das Kraftwerksgelände an der Elbe soll nach dem Abriss im Verlauf der 2030er Jahre wieder eine grüne Wiese werden. Danach werden dort voraussichtlich noch ein Zwischenlager für Kernbrennstoffe und ein neues Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle stehen.

„Auch wenn uns die Folgen der Atomenergie insbesondere bei der Entsorgung radioaktiver Stoffe noch sehr lange beschäftigen werden, wird hier der Ausstieg aus der Atomenergie mit dem Rückbau ganz konkret sichtbar“, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Gleichzeitig werde in unmittelbarer Umgebung deutlich, wie die Energieversorgung von morgen aussieht: „Windkraft, Hochleistungsnetze und grüner Wasserstoff sind die Zukunft.“

Vattenfall-Regionalchef Pieter Wasmuth hatte nach der Erteilung der Abrissgenehmigung angekündigt: „Der Rückbau eines Kernkraftwerks ist eine technisch gelöste Aufgabe.“ Dafür holt sich das Unternehmen zu den etwa 200 Beschäftigten des AKW externe Experten hinzu. Am Donnerstag will Vattenfall vor Ort über den Stand der Abbauarbeiten informieren.

Eine Vattenfall-Sprecherin bezifferte die für den Rückbau anfallenden Kosten mit rund einer Milliarde Euro. Laut Umweltministerium hat der Abriss für das Land Schleswig-Holstein keine finanziellen Auswirkungen. Die Rückstellungen für den Meiler betrugen Ende 2017 knapp 1,1 Milliarden Euro. „Auch wenn das Geld nicht ausreichen sollte, die finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, wären die Betreibergesellschaften natürlich nicht frei von diesen“, sagte Backmann.

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