Chipdesignfirma ARM:Börsengang statt Mega-Deal

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Nvidia-Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara: Der Konzern hätte sich den Kauf des Chipdesigners ARM 66 Milliarden Dollar kosten lassen. (Foto: JUSTIN SULLIVAN/Getty Images via AFP)

Verkauf geplatzt: Nvidia wird die britische Prozessordesign-Firma ARM nicht übernehmen. Deren neuer Chef hat nun eine Menge zu tun.

Von Helmut Martin-Jung

Es war ein ziemlich schlauer Deal, den Jensen Huang, der Chef des Prozessorherstellers Nvidia, da vorhatte. Er wollte sich ARM einverleiben - es wäre mit 66 Milliarden Dollar die teuerste Übernahme in der Geschichte der Chip-Branche gewesen. Wäre, denn der Besitzer von ARM, die japanische Telekom- und Investmentfirma Softbank, und Nvidia haben den Deal nun endgültig abgeblasen. Der Grund dafür lag eigentlich von Anfang an auf der Hand: ARM ist ein derart wichtiger Lieferant für eine Reihe von konkurrierenden Unternehmen, dass es schwer zu erklären gewesen wäre, hätten Regulierer es erlaubt, dass einer von ihnen, nämlich Nvidia, den Zugriff darauf bekommt. Nvidia ist einer der größten Chiphersteller, bekannt für Grafikkarten, aber auch für Supercomputer-Chips und solche für autonome Autos.

Was aber macht ARM so bedeutend? Wenn es um die Innereien von Computern, Tablets und Smartphones geht, gibt es viele hidden champions. Firmen also, die wichtige Bauteile produzieren, ohne die es nicht geht. Die wichtigste davon ist das britische Unternehmen ARM, in der Branchenpresse gerne als Prozessorschmiede bezeichnet. Geschmiedet wird da freilich nur virtuell: ARM entwirft Designs für Computerprozessoren und verkauft dann Lizenzen an Hersteller wie Qualcomm, Samsung und Apple. Die entwickeln auf dieser Basis dann eigene Designs. Apple etwa machte in jüngerer Zeit mit seinem M1-Prozessor Furore - auch der entstand auf der Basis von ARM-Designs.

Mit dem Aufschwung, den die Digitalisierung während der Pandemie nahm, waren ARMs Designs gefragt wie nie, doch die Unsicherheiten durch die mögliche Übernahme lähmten das Unternehmen auch, sagt ARMs Chef René Haas. Der 59-Jährige wurde an diesem Dienstag zum Nachfolger von Simon Segars bestimmt, der aus persönlichen Gründen abtritt. Er tritt sein Amt in einer schwierigen Phase an. Wichtig sei es nun, die Begeisterung der Mitarbeiter neu zu entfachen, sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Eigner Softbank holt unterdessen Pläne aus der Schublade, die es schon vor Huangs verlockendem Angebot gab: ARM soll an die Börse gebracht werden. Haas muss sich aber nicht nur damit beschäftigen, sondern muss auch in China klar Schiff machen. Dort hat ARM ein Joint Venture gegründet, das auch gute Geschäfte macht. Allerdings hat der Aufsichtsrat den dortigen Chef Allan Wu gefeuert. Der jedoch weigert sich zu gehen, es laufen eine Reihe Prozesse wegen der Entlassung von Mitarbeitern durch Wu. Haas gibt sich zuversichtlich, dass er in China nun klare Verhältnisse schaffen kann, nun da die Unsicherheit wegen des Nvidia-Deals nicht mehr besteht.

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