Arbeit:Pflegetipps vom Kollegen: 400 Betriebe mit Pflegelotsen

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Eine Pflegerin hält die Hand einer Bewohnerin in einem Pflegeheim. (Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild)

Durch einen Schlaganfall oder einen Unfall: Pflegebedürftigkeit tritt oft unvermittelt ein. Dann brauchen Angehörigen rasch praktische Hilfe, um mit der Situation klarzukommen.

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Erfurt (dpa/th) – Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen können in zahlreichen Thüringer Firmen auf Unterstützung und Rat durch speziell geschulte Arbeitskollegen bauen. In knapp 400 Unternehmen und Institutionen im Freistaat stehen dafür sogenannte Pflegelotsen zur Verfügung, wie Andreas Knuhr von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (Thaff) der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Ehrenamtler sollen Beschäftigte über Hilfsangebote informieren, die den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen zustehen und Kontakte zu Ansprechpartnern vermitteln. Seit 2016 habe die Thaff in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen AOK Plus und Barmer dafür mehr als 1000 Berufstätige geschult.

Pflegebedürftige überwiegend zu Hause versorgt

In Thüringen wird die Hälfte der rund 167.000 Pflegebedürftigen (Stand Ende 2021) zu Hause ausschließlich von ihren Angehörigen versorgt. Nicht selten müssen Angehörige die Versorgung der Pflegebedürftigen neben dem Berufsalltag stemmen. Angesichts einer alternden Belegschaft und des Fachkräftemangels begännen Unternehmen inzwischen, das Thema der besseren Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflege ernst zu nehmen, sagte Knuhr. „Das ist also auch eine Frage der Arbeitnehmerbindung.“

Trete akut ein Pflegefall in der Familie ein, sei für Angehörige rascher und unkomplizierter Rat aus dem eigenen Umfeld gefragt, sagte Barmer-Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk. Sie müssten von Leistungen, auf die sie einen Anspruch hätten, erfahren. „Daher ist es naheliegend, wenn in der eigenen Firma geschulte und qualifizierte Pflegelotsen diese erste, oft große Hürde und Unsicherheit überwinden helfen.“ Arbeitgeber könnten mit Pflegelotsen dafür sorgen, „dass der Pflegefall in der Familie nicht zum Notfall wird.“ 

Verschiedene Unterstützungsangebote

In den vergangenen Jahren sind in Deutschland verschiedene Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige eingeführt worden, etwa die bezahlte Freistellung von der Arbeit bis zu zehn Tagen oder eine zweijährige Familienpflegezeit mit teilweiser Freistellung von der Arbeit, während der die Beschäftigten ein zinsloses Darlehen zur Minderung des Lohnverlustes erhalten können. 

Aus Sicht von Knuhr können 400 Betriebe mit Pflegelotsen in Thüringen erst ein Anfang sein. „Wir haben 80.000 Unternehmen in Thüringen, das ist also noch viel Luft nach oben.“ Nachholbedarf gebe es etwa in kleinen Handwerksbetrieben. Er verwies darauf, dass das Pflegelotsen-Schulungsangebot bei der Thaff für die Firmen kostenlos sei. Zudem sollten sich aus seiner Sicht nicht nur Frauen für die Tätigkeit als Pflegelotse interessieren. „Es wäre schön, wenn sich mehr Männer ausbilden ließen.“

© dpa-infocom, dpa:240512-99-02044/2

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