Eigentlich hätte Mark Zuckerberg zufrieden sein können. Ein satter Milliardengewinn, mehr Nutzer bei den Apps seines Facebook-Konzerns. Doch Zuckerberg war nicht zufrieden. Der Mitgründer und Chef des Unternehmens, der auch so etwas wie die Abteilung Attacke im Konzern ist, sieht düstere Wolken am Horizont. Und er sieht einen neuen Hauptfeind: Apple.
Eigentlich schienen die beiden Tech-Konzerne immer gut aneinander vorbeizukommen. Doch das ändert sich gerade. Apple will im Frühjahr die Datenschutz-Einstellungen verschärfen, die mit der jüngsten Version seiner Betriebssysteme für iPhones, iPads und den TV-Zuspieler eingeführt worden waren. Die Nutzer müssen dann explizit zustimmen (opt-in), ob sie Firmen erlauben, sie anhand ihrer Daten über mehrere Apps und Webseiten hinweg zu verfolgen. Studien zeigen, dass nur eine Minderheit der Nutzer dieses Tracking aktiv zulassen würde. Das wäre ein schwerer Schlag für das Geschäftsmodell von Facebook, das ja darauf basiert, den Werbekunden möglichst zielgenaue Ansprache zu bieten. So direkt will Zuckerberg das natürlich nicht sagen und argumentiert stattdessen, durch Apples Schritt würden viele kleine Anbieter hart getroffen.
Apple als einer der größten Konkurrenten
"Ich möchte betonen, dass wir Apple verstärkt als einen unserer größten Konkurrenten sehen", sagte er. Apple gehe es nur um die eigenen Interessen, nicht darum, den Menschen zu helfen. Das wird Apple nicht gänzlich abstreiten können, schließlich ist der Konzern in der glücklichen Lage, dass er kein ausschließlich datenbasiertes Geschäftsmodell hat. Und Apple wirbt auch kräftig damit, dass man die Daten der Kunden besonders schütze. Für Apples Messenger-Dienst gilt das aber nur bedingt: Zwar werden Daten verschlüsselt übertragen. Doch wer eine Sicherheitskopie auf Apples iCloud anlegt, muss auf den Konzern vertrauen, denn auch der hat dann einen Schlüssel. Die Entscheidung soll Gerüchten zufolge auf Betreiben des FBI zustande gekommen sein.
In einer Rede auf der Computers, Privacy and Data Protection Conference (CPDP) machte Apple-Chef Tim Cook deutlich, dass er Datenschutz als wichtigen Bestandteil von Apples Strategie sieht: "Wenn wir es als normal und unvermeidbar halten, dass alles in unserem Leben gesammelt und verkauft werden kann, dann verlieren wir mehr als bloß Daten. Wir verlieren die Freiheit, Mensch zu sein." Ein ganzes System von Datenhändlern, Verbreitern von Fake News und von Spaltung sei mehr denn je präsent. Das zerstöre das Recht auf Privatsphäre und den sozialen Zusammenhalt.
Cook lobte auch die Europäische Datenschutz-Grundverordnung, die "allen Unkenrufen und Zynikern zum Trotz eine weltweit wichtige Grundlage für das Recht auf Privatsphäre" bereitgestellt habe. Das klingt wie und ist de facto auch eine Attacke auf Facebook. Es ist aber auch eine gut durchdachte Zukunftsstrategie. Denn die politischen Zeichen stehen nicht auf weitere Jahre von Wildem Westen, die es Firmen wie Facebook erst ermöglicht haben, zu gewaltigen Konzernen zu wachsen. Die Zeichen stehen eher darauf, deren sichtbar gewordene Macht einzuhegen, bis hin zur Zerschlagung.
Davon ist auch Apple nicht ausgenommen, zwar nicht wegen Datenschutz-, dafür aber wegen Wettbewerbsfragen. Tim Cook wurde dazu auch schon von einem Ausschuss des Kongresses befragt. Wirtschaftlich hat Apple ein äußerst erfolgreiches Quartal hinter sich. Weltweit verkaufte der Konzern die meisten Smartphones, 90,1 Millionen Stück, und übertrumpfte damit sogar den Rivalen Samsung. Facebooks Kampfansage führte bloß zu einer kleinen Delle im Aktienkurs.
Auch Facebook sahnte kräftig ab. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um ein Drittel auf knapp 28,1 Milliarden Dollar. Beim Gewinn gab es einen Sprung von 53 Prozent auf gut 11,2 Milliarden Dollar. Auch die Nutzerzahl legte weiter auf 2,8 Milliarden zu.
Mark Zuckerberg aber sieht nicht bloß wegen Apple Unsicherheitsfaktoren auf sein Unternehmen zukommen. Auch wie es mit den Daten aus der EU weitergeht, ist ja unklar, nachdem der Europäische Gerichtshof im vergangenen Sommer die neue Datenschutzvereinbarung "Privacy Shield" gekippt hatte.