Anti-Kriegs-App abgelehnt:Apples zweifelhaftes Verhältnis zum Krieg

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Opferzahlen von Drohnenangriffen, direkt aufs iPhone: Mit der App "Drones+" will ein New Yorker Student über den lautlosen Krieg der USA aufklären. Doch Apple lässt das Projekt nicht in seinen App Store. Zugleich verdient der Konzern an Programmen mit, die das Töten effizienter machen können.

Inga Methling

Drones+ zeigt auf einer Karte, wie viele Menschen durch Drohnen getötet wurden. (Foto: http://vimeo.com/47976409)

Eine CIA-Drohne hat ein Haus getroffen und acht Menschen getötet. Der Angriff soll um sieben Uhr morgens erfolgt sein, das Haus wurde zerstört. "Wer möchte schon so eine Nachricht auf sein iPhone bekommen?", haben sich Apples App-Store-Mitarbeiter offenbar gedacht und der App "Drones+" keine Freigabe erteilt.

Josh Begley ist der Erfinder des Mini-Programms, das über Opferzahlen durch militärische Drohnenangriffe aufklären soll. Der Student der New York University verarbeitete die Zahlen der Londoner Organisation Bureau of Investigative Journalism in einer interaktiven Karte. So kann der Nutzer auf einen Blick erkennen, wann wo wieviele Personen durch die unbemannten Flieger getötet wurden - und ob sich Zivilisten unter den Opfern befinden. Gleichzeitig bekommt der App-Besitzer aktuelle Meldungen über neue Angriffe auf sein Smartphone geliefert, wie das Vorführvideo zeigt.

Doch davon ließ sich der amerikanische Technologiekonzern Apple nicht überzeugen, er lehnte das Angebot mehrmals ab. Das Programm sei "anstößig" und "nicht hilfreich", habe man ihm mitgeteilt, sagte der 27-jährige Begley dem Guardian. Zudem spreche es ein zu kleines Publikum an.

Dabei war sich Begley sicher, genügend Menschen würden sich für die Statistik des Drohnen-Krieges interessieren. Allein im Jahr 2011 seien in Pakistan 655 Menschen bei 75 Angriffen der unbemannten Flugzeuge getötet worden. "Ich entwickelte das Programm nur, weil ich es selber gerne nutzen würde", sagt Begley.

Nicht immer legt Apple derart strenge moralische Maßstäbe an. Seit Ende 2009 ist die App "BulletFlight" im digitalen Verkaufsregal für iPhone- und iPad-Nutzer verfügbar. Sie kalkuliert Daten wie Luft- und Windgeschwindigkeit. In Verbindung mit einem Gewehr hilft das Mini-Programm Scharfschützen, die Flugbahn ihrer Kugel auszurechnen und das Zielfernrohr so auszurichten, dass sie sicher trifft.

Feind und Freund orten

Entwickelt wurde die App von der Firma Runaway Technologies - eine Tochterfirma eines amerikanischen Ausrüsters für Spezialeinheiten. Sie ist in drei Versionen erhältlich: Die günstigste für 2,99 Euro ist stark abgespeckt und dient eher als Spielzeug. In der mittleren Preisklasse für 9,99 Euro bekommt der Schütze Funktionen wie Geschwindigkeits- und Flugzeitrechner geboten. In der Expertenversion für 23,99 Euro soll die App mit dem geschulten Auge mithalten können.

"BulletFlight" ist keine Ausnahme. Wie die New York Times berichtet, kann eine App mit dem Namen "One Force Tracker" Freund und Feind orten, Positionen in Echtzeit anzeigen und bietet sichere Übertragungsmöglichkeiten. Sie wurde Ende 2009 vom US-Rüstungskonzern Raytheon vorgestellt und ist nur verfügbar für Soldaten, Polizisten und Rettungskräfte.

Student will App nun für Android anbieten

Ein US-Soldat träumte davon, von seinem Smartphone durch Afghanistan geleitet zu werden, investierte 30.000 Dollar und brachte eine Taktik-App namens "Tactical Nav" auf den Markt. Für 5,99 Dollar können die Bodentruppen über das GPS-Signal ihres Smartphones Hubschrauber-Unterstützung oder Luftangriffe fordern. Gefährlich wird es, wenn das Handy in die Hände des Feindes gerät.

Apple hat bei Apps wie "Bullet Flight" oder "Tactical Nav" offenbar keine Bedenken, möchte die Menschen aber mit der Zahl an Kriegsopfern verschonen. Der Student aus New York will seine Drohnen-App nun in Googles "Play Store" für Android-Geräte einreichen, der verglichen mit Apples Angebot über einen deutlich weniger restriktiven Aufnahmeprozess verfügt.

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