Betriebliche Altersversorgung:Erster Vertrag zur Nahles-Rente

Lesezeit: 2 min

Der Versicherer Talanx bietet seinen 11 000 Mitarbeitern eine neuartige Betriebsrente mit hohem Aktienanteil an. Darauf hat er sich mit der Gewerkschaft Verdi geeinigt.

Von Jonas Tauber, Berlin

Erstmals haben Tarifparteien eine betriebliche Altersversorgung (bAV) nach dem Sozialpartnermodell beschlossen. Der Versicherer Talanx hat sich mit der Gewerkschaft Verdi auf einen entsprechenden Vertrag für seine 11 000 Arbeitnehmer in Deutschland geeinigt. Von Juli an sollen sie freiwillig in das System einzahlen können, Talanx legt noch einmal denselben Betrag drauf. "Das ist ein Meilenstein für die Altersversorgung in Deutschland", sagte Talanx-Vorstand Christopher Lohrmann. Als Versicherer agiert die Talanx selbst sowie die Zurich Deutschland. Beide kooperieren in dem Bereich ohnehin.

Das neue Modell, nach der damaligen Arbeitsministerin Andrea Nahles auch Nahles-Rente genannt, wurde Anfang 2018 eingeführt. Es ermöglicht es erstmals, dass Arbeitgeber nur einen bestimmten Beitrag zusagen - aber nicht eine bestimmte Rentenauszahlung. Von der Arbeitgeberhaftung für die spätere Rente, wie sie sonst in der betrieblichen Altersversorgung gilt, sind sie befreit.

Auch fixe Zinsgarantien sind verboten. Das soll den Freiraum der Versicherer bei der Kapitalanlage und damit die Renditechancen für die Sparer erhöhen. Denn bei Garantieprodukten sind die Anbieter gezwungen, vor allem in festverzinste Papiere zu investieren, während das neue Modell einen hohen Aktienanteil erlaubt. Im Fall Talanx liegt der Aktienanteil bei 50 Prozent.

Die Vereinbarung für die Talanx-Belegschaft kommt spät. Erstmals wurde sie für Ende 2019 angekündigt. Dass sich die Verhandlungen so lange hingezogen haben, hat mit der Kehrseite der Renditechancen zu tun. Denn Garantien stehen eben auch für Sicherheit. Deshalb war es Verdi sehr wichtig, die Sicherheitsmechanismen des neuen Modells genau zu verstehen und zu justieren, sagte Martina Grundler, die beim Verdi-Vorstand Fach­grup­pen­lei­te­rin für Ver­si­che­run­gen ist.

So wurde ein zusätzlicher Sicherungsbeitrag in Höhe von fünf Prozent der Beiträge aus der Talanx-Kasse vereinbart. Droht eine Absenkung des Rentenanspruchs wegen Schwankungen am Kapitalmarkt, soll der Puffer sie ausgleichen. Ein weiterer Sicherheitsmechanismus: Bei Renteneintritt werden erreichte Rentenansprüche nicht nur zu 100 Prozent, sondern zu 112,5 Prozent mit Kapital abgedeckt. Auch das dient dem Ausgleich etwaiger Schwankungen am Kapitalmarkt.

Für Verdi ist ein Arbeitgeberzuschuss wichtig

Für Verdi war bei der Vereinbarung außerdem wichtig, dass Talanx sich mit einem Arbeitgeberzuschuss an der Betriebsrente beteiligt, sagte Grundler. "Der Beitrag des Arbeitgebers ist für die Zukunft des Sozialpartnermodells ein wichtiger Punkt."

Die beiden Versicherer Talanx und Zurich Deutschland wollen mit dem Haustarifvertrag für die Talanx-Belegschaft eine Blaupause für weitere Vereinbarungen liefern - gerne außerhalb der eigenen Branche. Manager beider Unternehmen lobten die Renditechancen und die Sicherheit. "Man kann rechnen, dass gegenüber einer klassischen betriebliche Altersversorgung das Doppelte herauskommt", sagte Talanx-Manager Fabian von Löbbecke zu den möglichen Renditen. Er bezifferte sie auf 3,85 Prozent des Beitrags nach Kosten.

Verdi ist bereits mit weiteren Interessenten im Gespräch über vergleichbare Abschlüsse, sagte Christoph Schmitz aus dem Bundesvorstand. Er nannte den Arbeitgeberverband des privaten Bankengewerbes und ein Unternehmen aus dem Energiebereich.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: