Der wichtigste Internet-Schwarzmarkt der Welt existiert nicht mehr. Ermittlungsbehörden in Europa und den USA ist der bislang schwerste Schlag gegen illegalen Drogen- und Waffenhandel im sogenannten Darknet gelungen. FBI, US-Drogenvollzugsbehörde DEA, Europol und niederländische Polizei haben gemeinsam die Betreiber der Plattform Alpha Bay festgenommen.
Auf dem Schwarzmarkt sollen mehr als 200 000 Nutzer und 40 000 Händler aktiv gewesen sein, wie Europol in seiner Pressemitteilung angibt. Alpha Bay diente als Umschlagplatz für Waffen, Drogen, Schadsoftware, gestohlene Personalausweise, gefälschte Produkte, Diebesgut, giftige Chemikalien und andere illegale Waren.
An den Ermittlungen waren Polizeieinheiten in mehreren Ländern beteiligt, darunter in den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Thailand, Kanada und Litauen. Es handele sich um "eine der größten und ausgefeiltesten Ermittlungen im Bereich Cyber-Crime in der Kriminalgeschichte", sagte Europol-Direktor Rob Wainwright. Auch US-Justizminister Jeff Sessions nannte die Aktion "eine der wichtigsten Ermittlungen des Jahres". Sie habe gezeigt, dass sich Kriminelle im Darknet nicht verstecken könnten.
Illegale Waren im Wert von mindestens einer Milliarde Dollar
In den vergangenen drei Jahren sollen auf Alpha Bay illegale Waren im Wert von mindestens einer Milliarde Dollar den Besitzer gewechselt haben. Die Plattform ging Anfang Juli offline, was sofort Spekulationen auslöste, ob Ermittler dahinterstecken könnten. Genaueres wurde damals aber noch nicht bekannt. Kurze Zeit später nahmen thailändische Beamte einen 25-jährigen Kanadier fest, der später tot in seiner Zelle gefunden wurde, die Polizei vermutet Selbstmord. Er war Administrator von Alpha Bay, wie die Pressemitteilung des US-Justizministerium nun auch offiziell bestätigt.
Hansa, ein weiterer großer Darknet-Marktplatz, blieb dagegen aktiv - eine Falle, wie sich jetzt herausstellt. Offenbar wurden bereits im Juni zwei Administratoren in Deutschland festgenommen, woraufhin niederländische Polizeibeamte am 20. Juni die Kontrolle über Hansa übernahmen. Von da an diente die Plattform als sogenannter Honeypot: Die Ermittler sammelten in den vergangenen Wochen Zehntausende Adressen von Käufern und Verkäufern, die sie an Europol übermittelt haben. Nun sollen weitere Ermittlungen und Razzien folgen.