Wo endet das Netz des Zugangsanbieters und wo beginnt das des Nutzers? Über diese Frage streiten derzeit die Bundesnetzagentur, Internetprovider, Verbraucherschützer aber auch Netzaktivisten wie der Chaos Computer Club (CCC) und die Free Software Foundation Europe (FSFE).
Manche Provider wie Vodafone und O2 sehen den Router als Bestandteil ihrer eigenen Infrastruktur und verweigern Kunden die Bekanntgabe von Einwahlinformationen wie Benutzername und Passwort oder geben sie nur mühsam heraus. Kunden müssen somit oft den Router der Anbieter nehmen und können kein anderes Gerät verwenden. Die Bundesnetzagentur erlaubt diese Vorgehensweise. Für die Provider ist dies bequem, sie können bei Problemen einfach auf die Router zugreifen und Einstellungen prüfen und gegebenenfalls korrigieren. Allerdings verhalten sich nicht alle Internetanbieter derart geheimniskrämerisch. Die Telekom und 1&1 geben die Zugangsdaten weiterhin an ihre Kunden heraus
Gegen den Routerzwang einzelner Anbieter wächst nun der Widerstand: Bei einer schriftlichen Anhörung der Bundesnetzagentur, die am Mittwoch auslief, zeichnete sich eine klare Mehrheit der Experten-Stimmen gegen den Routerzwang ab. Dabei wandten sich nicht nur 19 Hersteller von Netzwerk-Endgeräten in einer gemeinsamen Erklärung gegen ein vom Provider zwangsweise bereitgestelltes Gerät, sondern auch Verbraucherschützer und Netzaktivisten
Warnung vor Monokultur
Der Deutsche Konsumentenbund (DKB) warnt vor einer Monokultur und schreibt in einer Stellungnahme an die Bundesnetzagentur, "dass der Router nicht zum Netz gehört, entspricht nach unserer Auffassung auch der natürlichen Betrachtungsweise der Verbraucher, die davon ausgehen, dass das Netz bis zur TAE-Dose reicht. Schließlich zahlt der Verbraucher dahinter auch den Strom für die Geräte; auch für den Router."
Die Free Software Foundation Europe befürchtet, dass durch den Routerzwang neben den bedenklichen Folgen für die Sicherheit der Kunden und deren Netzwerke auch die technische Weiterentwicklung erheblich gebremst werde.
Auch der CCC fordert in einem Schreiben an die Bundesnetzagentur, die Hoheit über die Endgeräte dem Benutzer zu überlassen. Denn eine Monokultur erleichtere großflächige Angriffe auf die Netzwerkinfrastruktur. Nicht zuletzt werden die Zwangsrouter bei einem Providerwechsel nutzlos und zu umweltbelastendem Abfall.
Die Bundesnetzagentur hatte im Januar 2013 den Stein selbst ins Rollen gebracht. Nach einer längeren internen Prüfung kam die Behörde zu dem Schluss, dass sie keine rechtliche Handhabe gegen die Koppelung eines Internet-Vertrags mit einem bestimmten Router habe.