Luftfahrt:Airbus legt sich auf Rekordproduktion fest

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Airbus will die Produktionsrate von Kurz- und Mittelstreckenjets des Typs "A320neo" in den kommenden Jahren deutlich steigern. (Foto: Guillaume Horcajuelo/dpa)

In drei Jahren sollen monatlich fast 90 Kurz- und Mittelstreckenjets ausgeliefert werden. Der europäische Konzern hängt damit Boeing weiter ab.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Es ist natürlich nicht so, dass sich die Airbus-Aktie schon komplett vom Corona-Schock der Luftfahrt erholt hätte. Im Februar 2020 kostete sie knapp 140 Euro. Am Donnerstag wurde sie mit rund 110 Euro gehandelt. Aber immerhin: Das war ein Plus von gut sieben Prozent gegenüber dem Vortag. Airbus hatte den Investoren offenbar mit einer strategisch äußerst wichtigen Entscheidung Mut gemacht.

Airbus-Chef Guillaume Faury hatte bekannt gegeben, dass der Flugzeughersteller die Produktion der Kurz- und Mittelstreckenbaureihe A320neo weiter ausweiten will. Schon beschlossen ist, die monatliche Produktionsrate von derzeit rund 50 Maschinen bis zum Sommer 2023 auf 65 anzuheben. Nun sollen es zwei Jahre später sogar 75 werden. Und wenn man das kleinere Modell A220 mit hineinrechnet, dann werden es in drei Jahren sogar 89 Standardrumpfflugzeuge (mit nur einem Mittelgang in der Kabine) sein, die Airbus jeden Monat an die Kunden ausliefert. Auf das Jahr gerechnet also mehr als 1000 Maschinen, und das ohne die Langstreckenjets, die derzeit allerdings schwächeln.

Dazu muss man zwei Dinge wissen: Die A320neo-Baureihe ist hochprofitabel. Es ist also davon auszugehen, dass Airbus bei der erwartet starken Nachfrage mit dem Wachstum sehr viel Geld verdienen wird. Schon im ersten Quartal hatte das Unternehmen im Zivilgeschäft eine operative Marge von etwa 14 Prozent erreicht, einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro. Strategisch noch wichtiger allerdings ist der Vergleich mit Boeing: Der US-Hersteller produziert derzeit 31 Maschinen der konkurrierenden 737-Max-Baureihe pro Monat und hat gerade erst angekündigt, dass sich an dem Volumen bis auf Weiteres nichts ändern wird. Die Nachfrage ist zwar auch bei Boeing stark, allerdings hat der Konzern viel größere Schwierigkeiten als Airbus mit seinen Lieferanten. Diese können offenbar nicht schneller expandieren. Airbus selbst gesteht zwar auch Probleme in der Lieferkette ein, aber die seien in den Griff zu bekommen.

Airbus hat derzeit einen Marktanteil von etwa 60 Prozent

Ändert sich also nichts an den Produktionsplänen, würde Airbus in drei Jahren dreimal so viele Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge bauen wie Boeing und damit seinen sowieso schon hohen Marktanteil von derzeit etwa 60 Prozent weiter erhöhen. Das ist für die Kostenseite gut - gegenüber Lieferanten lassen sich bessere Preise durchsetzen und gegenüber Kunden auch. Normalerweise würde ein derart in die Enge gedrängter Konkurrent wie Boeing sofort reagieren und entweder selbst expandieren oder ein neues Konkurrenzflugzeug starten. Zu beidem scheint der US-Konzern aber derzeit wirtschaftlich nicht in der Lage zu sein.

Airbus will nun alleine in diesem Jahr 6000 neue Mitarbeiter einstellen. Am Standort Mobile in Alabama soll eine zweite Endmontagelinie für die A320neo-Familie entstehen.

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