Priborn:Bauernpräsident für Rücknahme der Dünge-Verordnung

Lesezeit: 2 min

Auf einem Feld der Agrargenossenschaft Hellbach wird Raps geerntet. (Foto: Bernd Wüstneck/dpa/Archivbild)

Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommerns fordert in der Agrarpolitik 2020 einen Kurswechsel und will die Proteste dafür fortsetzen. Kritik gibt es vor allem an...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Priborn (dpa/mv) - Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommerns fordert in der Agrarpolitik 2020 einen Kurswechsel und will die Proteste dafür fortsetzen. Kritik gibt es vor allem an der Dünge-Verordnung, wie Bauernpräsident Detlef Kurreck am Mittwoch in Priborn (Mecklenburgische Seenplatte) auf der Pressekonferenz zum Jahresauftakt sagte. Der Landesbauernverband unterstützt die Forderung der Initiative „Land schafft Verbindung“, die Dünge-Verordnung komplett auf „Reset“ zu setzen. Sie sieht eine drastische Reduzierung der Düngermengen in Gebieten vor, in denen eine erhöhte Nitratbelastung des Grundwassers gemessen wurde. Das betreffe in Mecklenburg-Vorpommern mit 260 000 Hektar etwa 20 Prozent der Agrarflächen.

Der Bauernverband kritisierte die Art und Weise der Messungen. Sie würden in jedem EU-Staat und in jedem Bundesland anders gehandhabt. „Wir wollen, dass die Bewertung der belasteten Gebiete deutlich zielgenauer erfolgt“, sagte Kurreck. Studien zeigten dem Bauernverband zufolge, dass bei etwa der Hälfte der Messstellen nicht die Landwirtschaft Schuld an der Belastung sein könne. „Die Dünge-Verordnung komplett neu aufzurollen, wäre für uns die beste Lösung“, sagte Kurreck. Hauptgeschäftsführer Martin Piehl monierte, es fehle eine Folgeabschätzung für den ökologischen, ökonomischen und sozialen Bereich. Bei dem geforderten Dünge-Verzicht sei mit Einbußen von mindestens 100 Euro pro Hektar zu rechnen. Damit würden der Landwirtschaft im Land 26 Millionen Euro Einnahmen fehlen. „Die Belastung trägt nur der Flächenbewirtschafter“, sagte Piehl. Zudem fehle die Summe auch für den Konsum. Neue Bauernproteste sind während der Internationalen Grünen Woche in allen Bundesländern angekündigt.

Der Bauernverband machte deutlich, dass auch die Umstellung auf Öko-Landbau die Probleme nicht löse. „Auch Öko funktioniert nur mit Düngung. Stickstoff, Phosphor, Magnesium müssen in den Boden“, sagte der Geschäftsführer der Vipperower Agrar GmbH, Joachim Gawlik, Mitgesellschafter in einem Bio-Betrieb. Ein Riesen-Problem des Ökolandbaues sei derzeit die Überproduktion. Viele Betriebe, die in den vergangenen Jahren auf Bio umgestellt hätten, seien bitter enttäuscht, sagte Vize-Bauernpräsident Manfred Leberecht, selbst Biobauer. Sie müssten ihre Produkte oft zu den viel geringeren konventionellen Preisen verkaufen. Es fehle ein Außenschutz. Bio-Waren aus dem Ausland, wo oft nach niedrigeren EU-Standards produziert werde, seien billiger. Zudem habe Bio einen Marktanteil von 5 bis 6 Prozent, der Flächenanteil sei viel höher. In Mecklenburg-Vorpommern werden 12 Prozent der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet, 20 Prozent der Unternehmen sind Bio-Betriebe. Eine Rückumstellung auf konventionelle Landwirtschaft sei schwierig. Der Bauer müsse dann die gesamten Öko-Prämien zurückzahlen, in einer wirtschaftlichen Notlage ein Unding.   

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: