Oldenburg:Im „Agrarland Nummer eins“ kämpfen Bauern mit Gewinneinbruch

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Niedersachsens Landesregierung und auch die Bauernschaft sind stolz auf den Titel "Agarland Nummer 1". Das Bundesland werde diese Position auch halten, da...

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Oldenburg (dpa/lni) - Niedersachsens Landesregierung und auch die Bauernschaft sind stolz auf den Titel „Agarland Nummer 1“. Das Bundesland werde diese Position auch halten, da zeigte sich Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Schwetje am Donnerstag bei der Kammerversammlung in Oldenburg sicher. Immerhin stehe Niedersachsen für fast ein Viertel des gesamten bundesweiten Produktionswertes von 56 Milliarden Euro in der Landwirtschaft pro Jahr. Aber diejenigen, die diese Pole-Position erarbeiten, haben immer weniger davon, wie die Bilanz 2018/2019 zeigt.

Wie viele Höfe gibt es und was verdienen die Bauern?

In Niedersachsen gibt es rund 37 000 Landwirtschaftsbetriebe, von denen rund 60 Prozent in Haupterwerb betrieben werden. Der Gewinn der Bauern - vor Steuern, Versicherungen, Altersversicherung und Investitionen - brach im Wirtschaftsjahr 2018/2019 (1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019) ein. Nach Kammer-Angaben sanken die Erträge um fast 30 Prozent auf durchschnittlich 60 000 Euro. Damit lägen die Gewinne unter dem Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre (61 142 Euro). 15 Prozent der Betriebe machten Verluste. Und: Zwei Drittel der Betriebe erreichen das Durchschnittseinkommen von 60 000 nicht. „Das unternehmerische Risiko ist abschreckend groß“, so Schwetje.

Wie geht es den Milchbauern?

Die traf es nach einer leichten Entspannung im vorigen Wirtschaftsjahr nun besonders. Der Milchpreis ging im Zeitraum vom 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 von 36,5 Cent je Kilogramm Milch auf 34 Cent zurück. Gute Zahlen gab es beim Ackerbau, aber dort nur für die, die Kartoffeln anbauten, deren Preise fast „explosionsartig“ gestiegen seien. Ackerbaubetriebe verbesserten ihr Jahresergebnis von 49 332 auf 82 008 Euro und lagen damit deutlich über dem Fünf-Jahres-Mittelwert von 70 240 Euro. Ganz schlecht ging es den Schweinehaltern, die gerade mal auf 39 000 Euro kamen.

Was sagen die Landwirte?

Die protestierten in Berlin und in Niedersachsen mit großen Trecker-Sternfahrten gegen die Agrarpolitik. „Viele meiner Berufskollegen sind auch psychisch am Ende, nicht zuletzt wegen des großen öffentlichen Drucks“, sagte Dieter Wilharm-Lohmann, Landwirt aus Bückeburg (Kreis Schaumburg). Dazu komme die Belastung etwa durch die Dokumentationspflichten. Und dann stimmten die wirtschaftlichen Ergebnisse nicht einmal. „Viele sehen, wie ihnen das Hab und Gut, das seit Generationen erwirtschaftet wurde, durch die Finger rinnt.“

Wie ist die Position der Politik?

„Die Landwirtschaft ist überlebenswichtig für uns Menschen. Die Landwirte müssen von ihrer Arbeit leben können“, formulierte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin und Landwirtin Barbara Otte-Kinast (CDU) den Ansatz. Sie forderte in Oldenburg auch von der Politik in Berlin mehr Mut. Sie sei seit zwei Jahren im Amt, sei aber beim Thema Schweinehaltung keinen Schritt weiter gekommen. Die Landwirte seien zur Erneuerung bereit, wüssten aber oft gar nicht, in welche Richtung es gehen solle. Sie bräuchten dringend Klarheit. Da gehe es auch um Bundesgesetzgebung. Am Montag gibt es im Bundeskanzleramt einen sogenannten Agrargipfel mit Vertretern der Bauern und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

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