Mutterstadt:Corona und Erntehelfermangel: Spargelbauern mit Einbußen

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Spargelstangen ragen aus dem Damm. (Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild)

Vor dem offiziellen Abschluss der Spargelernte am "Johannistag" rechnen die Landwirte in Rheinland-Pfalz mit erheblichen Einbußen beim Ergebnis. "Bedingt durch...

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Mainz/Mutterstadt (dpa/lrs) - Vor dem offiziellen Abschluss der Spargelernte am „Johannistag“ rechnen die Landwirte in Rheinland-Pfalz mit erheblichen Einbußen beim Ergebnis. „Bedingt durch Corona und den Erntehelfermangel zu Beginn der diesjährigen Spargelsaison schätzen wir, dass nur etwa 60 Prozent der Spargel tatsächlich geerntet werden konnten“, sagte Vorstand Hans-Jörg Friedrich von der Genossenschaft Pfalzmarkt. Ähnlich sieht es der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. „Die Schätzungen der Spargel-Ernte bewegen sich bei uns in der gleichen Größenordnung“, sagte Sprecher Andreas Köhr der Deutschen Presse-Agentur.

Von Betrieb zu Betrieb sei dies jedoch unterschiedlich, betonte Köhr. „Es gibt zum Beispiel Betriebe, die zu Saisonbeginn, als sich der Mangel an Arbeitskräften bereits abzeichnete, entschieden haben, teilweise ihre Flächen gar nicht zu beernten“, meinte er. Andere Betriebe, die etwas kleiner seien, hätten hingegen Ersatz beschaffen können - etwa mit Studenten oder Beschäftigten aus der Gastronomie.

Rheinland-Pfalz ist kein Sonderfall, wie ein Blick über die Landesgrenzen zeigt. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Spargel Südhessen, Rolf Meinhardt, hatte im Mai geschätzt, dass bundesweit 30 Prozent der möglichen Erntemenge auf den Feldern stehen bleibt. Und auch Hans Lehar von der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden rechnete damals mit Einbußen zwischen 20 und 40 Prozent. In Südhessen wird Spargel auf rund 2000 Hektar angebaut. Im südlichen Rheinland-Pfalz sind es rund 1500 und in Nordbaden 500 bis 600 Hektar. Bundesweit gibt es eine Anbaufläche von rund 23 000 Hektar.

Der Kunde müsse aber nicht mit einem spärlichen Angebot rechnen, sagte Pfalzmarkt-Vorstand Friedrich. „Da die Gastronomie als Spargelabnehmer in dieser Saison weitgehend ausgefallen ist, kam es zu keiner Verknappung für die Verbraucher.“ Abgesehen von kleineren wetterbedingten Einschränkungen, die auch in normalen Spargeljahren auftreten würden, habe die Genossenschaft ihre Partner und Kunden verlässlich mit gewünschten Qualitäten und Mengen beliefern können.

Und der Preis? „In dieser Ausnahmesaison deckt der höhere Spargelpreis die immens gestiegenen Kosten, die die Erzeuger vor allem für die sehr arbeitsintensive Spargelernte hatten, vermutlich nur zum Teil ab“, meinte Friedrich. Schätzungen zufolge liege der Erzeugerpreis 40 bis 50 Prozent über dem Vorjahr. „Ob und inwieweit die einzelnen Erzeuger unter dem Strich davon tatsächlich profitieren konnten, können wir derzeit nicht abschließend sagen.“

„Am Anfang waren die Endverbraucherpreise höher, das hat sich aber im Saisonverlauf eingependelt“, sagte Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Das Niveau sei nicht soviel höher als 2019. „Aber Betriebe, die auf Gastronomie angewiesen waren, haben natürlich einen großen Absatzweg verloren. Insgesamt hat aber der Mangel an Saisonarbeitskräften den Verlust bei der Ernte zu verantworten - nicht etwa der fehlende Absatz bei der Gastronomie.“

Allerdings hätten die höheren Endverbraucherpreise zu Beginn in keiner Weise die erhöhten Kosten bei Saisonarbeitskräften ausgleichen können - etwa bei der Unterbringung gemäß den Corona-Richtlinien, betonte Köhr. Ähnlich sieht es Friedrich. „Für die 180 aktiven Erzeuger von Pfalzmarkt können wir sagen, dass vor dem Saisonstart in die Frischgemüsesaison nur etwa 30 Prozent der benötigten Arbeitskräfte und Erntehelfer zur Verfügung standen.“

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