Münster:Frau aus Münster will erste Bauernpräsidentin werden

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Susanne Schulze Bockeloh auf ihrem Hof in Münster. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Ohne Frauen würden viele Betriebe in der Landwirtschaft nicht laufen. In den Verbänden, die die Agrarbetriebe vertreten, spielen Frauen dagegen nur sehr...

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Münster (dpa/lnw) - Ohne Frauen würden viele Betriebe in der Landwirtschaft nicht laufen. In den Verbänden, die die Agrarbetriebe vertreten, spielen Frauen dagegen nur sehr vereinzelt eine Rolle. Die 18 Landesverbände und den Deutschen Bauernverband führen ausschließlich Männer an.

In Westfalen-Lippe will jetzt eine Frau die Riege der Männer durchbrechen. Susanne Schulze Bockeloh (54) aus Münster stellt sich am Montag der Wahl um die Nachfolge von Johannes Röring. Der CDU-Bundestagsabgeordnete tritt nicht wieder um das Amt des Präsidenten beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) an.

Schulze Bockeloh, Vorsitzendes des Kreisverbandes Münster, betreibt mit ihrem Mann östlich von Münster einen Ackerbautrieb. Früher gab es auf dem Hof auch eine Schweinemast. Im Verband spielt die regionale Zugehörigkeit eine große Rolle. Schulze Bockeloh steht wie Röring für das Münsterland. Dass sie alle Stimmen ihrer Delegierten bekommt, ist aber fraglich. „Ich kann mir nicht sicher sein“, sagt Schulze Bockeloh selbst.

Bislang haben sich für Montag zwei weitere Kandidaten gemeldet: Beides Männer. Und - kein Zufall - beide kommen aus anderen Landesteilen. Hubertus Beringmeier (58) aus Hövelhof-Espeln im Kreis Paderborn geht für Ostwestfalen-Lippe ins Rennen und Joachim Pehle (46) aus Erwitte im Kreis Soest steht für Südwestfalen.

Beringmeier, seit 2015 Vorsitzender des Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe, betreibt neben dem Ackerbau auch Schweinemast. Das trifft auch auf Pehle zu. Der hat nicht die klassische Verbandskarriere hinter sich, sondern engagierte sich zuletzt stark in der Basisbewegung „Land schafft Verbindung“. Pehle war bei Trecker-Demos in Bonn und Berlin mit dabei. „Wir haben mit den Protesten die Deutungshoheit zurückgewonnen“, sagte Pehle vor der Wahl der Zeitung „Die Glocke“. Diesen Schwung der Straße wolle er mit in den Verband nehmen.

Schulze Bockeloh hat sich als Kandidatin zur Verfügung gestellt, weil ihr Bezirksverband sie im Oktober gefragt hat: „Frauen sind im Verband so wenig vertreten, weil die Männer ja oft die Betriebsleiter sind. Aber wir werden mehr.“ Und anders als die Männer würden Frauen bei der Verbandsarbeit nicht vorpreschen. „Wir werden schon gerne gefragt“, sagte die 54-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Dass sie auf ihrem Hof keine Schweine mehr züchtet, sieht Schulze Bockeloh als Vorteil an im Kampf um die Verbandsspitze. „Mein Mann und ich wissen aus früheren Zeiten, wie Schweinezucht funktioniert. Aber ich biete hier keine Angriffsfläche. Das Thema ist ja zuletzt durchaus kontrovers diskutiert worden.“

Am Montag präsentieren sich zuerst die Kandidaten - Meldungen sind bis zuletzt möglich - den 108 Mitgliedern des Landesverbandsausschusses. Das sind die von den Kreisverbänden je nach Größe entsandten Delegierten. Zur Wahl stellen darf sich jedes der 39 000 WLV-Mitglieder im Alter zwischen 18 und 65. Bei mindestens drei Kandidaten kann es dann auch zu einer Stichwahl im zweiten Wahlgang kommen.

Zu den Gratulanten nach der Wahl in Münster wird neben Bundesbauernpräsident Joachim Rukwied auch Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) erwartet.

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