Gerbstedt:Alternative Einnahmequelle? Milchtankstellen: Nischen-Markt

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Magdeburg (dpa/sa) - Die Idee scheint einfach: Statt über Molkereien soll die Milch direkt vom Hof zum Verbraucher kommen. Möglich machen es Automaten, die quasi als Tankstelle Milch auf Knopfdruck fließen lassen. Bisher allerdings ist die Milchtankstelle ein Nischen-Produkt.

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Magdeburg (dpa/sa) - Die Idee scheint einfach: Statt über Molkereien soll die Milch direkt vom Hof zum Verbraucher kommen. Möglich machen es Automaten, die quasi als Tankstelle Milch auf Knopfdruck fließen lassen. Bisher allerdings ist die Milchtankstelle ein Nischen-Produkt.

Für Landwirte könne diese Form der Direktvermarktung vor allem auch in Zeiten niedriger Milchpreise eine Einkommensalternative sein, sagte Wolfgang Zahn, der bei der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt den Bereich Landwirtschaft verantwortet. „Etwa 2015 gingen die ersten Aktivitäten los“, sagt Zahn. „Es gab einige mutige Betriebe, die den Schritt gewagt haben“. Anfänglich waren es 14 Landwirtschaftsbetriebe, heute seien es etwa 18 mit 40 Tankstellen.

Die Verbraucher tanken dabei ihre frische Milch am Automaten direkt auf dem Bauernhof, im Hofladen oder beim Lebensmittelhändler. Knapp 50 Prozent der Milchtankstellen stünden bei Supermärkten, sagte Zahn.

Der Edeka Minden-Hannover etwa setzt auf Milchautomaten und will so Landwirte in der Region unterstützen, wie eine Sprecherin sagt. Im Geschäftsgebiet, wozu auch Sachsen-Anhalt gehört, böten derzeit 29 Märkte ihren Kunden Milchautomaten an. Auch bei anderen Handelsketten wie Kaufland stehen Milchtankstellen.

Den großen Zukunftstrend sieht Landwirtschaftsexperte Zahn in den Milchtankstellen allerdings eher nicht. „Die große Euphorie ist etwas abgeebbt. Das jetzige Niveau bleibt in den nächsten Jahren. Viel wird nicht dazukommen“, sagte er.

Die Güdenpfennig&Wollert GbR etwa hat 120 Kühe im Stall und betreibt 10 Tankstellen, unter anderem in Magdeburg und Stendal. Etwa 15 Prozent der Gesamtproduktion werden über die Milchautomaten abgesetzt, wie Mitgesellschafter Christian Wollert erklärt.

„Wir sind sehr gut gestartet, das war etwas neues, wir sind bald gar nicht hinterhergekommen“, sagte er. Inzwischen sei der Absatz zwar eher fallend, aber es gebe viele Stammkunden. „Die Direktvermarktung gibt uns ein bisschen mehr Sicherheit“, betont er.

Landwirt Karsten Scheffler hat sechs Milchtankstellen, über die er ein Viertel seiner Produktion vertreibt. Auch er sieht die erste Euphorie verflogen. Den Verbrauchern fehle es häufig an Selbstdisziplin, ihre Flasche dann auch wieder mitzubringen und neu zu füllen, sagt er. Scheffler hat in seinem Betrieb 85 Kühe. Nach Angaben des Bundes Deutscher Milchviehhalter gibt es derzeit etwa 340 Milchviehbetriebe in Sachsen-Anhalt.

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