Friedrichskoog:Schäfer empfangen Minister mit Schaf-Kadavern

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Dutzende Schäfer präsentieren Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen, 2.v.r.) tote Schafe. (Foto: Wolfgang Runge/dpa)

Mit 18 toten Schafen und wütenden Beschimpfungen haben Dutzende Schäfer Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) auf einer Kundgebung in...

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Friedrichskoog (dpa/lno) - Mit 18 toten Schafen und wütenden Beschimpfungen haben Dutzende Schäfer Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) auf einer Kundgebung in Friedrichskoog im Kreis Dithmarschen empfangen. Die Schäfer forderten am Donnerstag einen effektiven Schutz ihrer Herden. Selbst sogenannte wolfssichere Zäune schützten ihre Tiere nicht vor Attacken, erklärten Schäfer.

Immer wieder brüllte jemand „Der Wolf muss weg“. Besonders betroffen ist Schäfer Knut Jäger. Der Wolf habe am Sonnabend in seiner Herde gewütet: Drei Schafe tot. Dreieinhalb Stunde musste er auf den Rissgutachter warten, der die Wolfattacke dokumentieren muss, wie er sagte. Sonst gibt es kein Geld.

Am nächsten Tag entdeckte er erneut in einer Herde drei tote Schafe. „Und wieder dreieinhalb Stunden warten. Und das war Sonntag. Mein Enkel hatte Taufe, Herr Minister. Und ich konnte nicht teilnehmen“, rief er mit tränenerstickter Stimme. Montag und Dienstag habe er die nächsten blutigen Kadaver mit zerfetzten Kehlen gefunden. „Da sind Lämmer drin“, schluchzte er. „Das ist meine Existenz. Ich weiß gar nicht mehr, wie es weiter gehen soll.“

Als Minister Albrecht auf die Ausgleichszahlungen verwies, wurde er sofort unterbrochen, „Wir wollen kein Geld, sondern keinen Wolf“, rief ein Schäfer. „Wenn der Wolf mal ein Schaf holen würde, damit können wir leben. Aber das ist kein Wolf, sondern ein Problemwolf.“

Unter „Der Wolf muss weg“-Rufen betonte Albrecht, das Problem könne man nur miteinander und nicht gegeneinander bewältigen. „In dem Moment, wo die Entnahme rechtlich möglich ist, werden wir sie auch durchführen“, bekräftigte der Minister: „Weil es nicht hinnehmbar ist, dass der Wolf unsere Grenzen nicht respektiert.“

Albrecht betonte, Schleswig-Holstein stehe mit Brüssel im Austausch über die Regeln zur Entnahme von Problemwölfen im deichnahen Bereich. Die EU-Kommission müsse sich damit auseinandersetzen, dass Schleswig-Holstein an der Westküste und an den Deichen eine wirkliche Problemlage habe.

Nach Angaben des Umweltministeriums hatte es in den vergangenen Tagen im Kreis Dithmarschen mehrfach Risse von Schafen „bei vornehmlich einem Schafhalter“ im Bereich der Gemeinden St. Michaelisdonn, Kuden und Buchholz gegeben. Dabei wiesen Experten in drei Fällen einen Wolf mit der Kennung „GW1430m“ als Verursacher nach.

Bis auf einen erfolgten demnach alle Risse auf Flächen, auf denen keine sogenannten wolfssicheren Zäune standen. Erst nach mehrfacher Aufforderung wurden dort nach Ministeriumsangaben erste Herdenschutzzäune aufgestellt. Danach habe es dort keine weiteren Risse gegeben.

Das Ministerium hatte am Mittwoch zudem von einem sicherheitsrelevanten Vorfall bei der Begutachtung eines Risses nahe St. Michaelisdonn berichtet. Demnach habe die Arbeit zum Schutz der Rissgutachter am Dienstag bis auf weiteres ausgesetzt werden müssen. Ohne ausreichende Sicherheit vor Übergriffen könne die Begutachtung nicht erfolgen.

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