Affäre um Chef von Hewlett-Packard:Hurd nimmt seinen Hut

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Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung haben sich nicht bestätigt - dennoch tritt HP-Chef Mark Hurd zurück. Grund: Der Firmenboss hat eine Büro-Liebschaft mit Geschenken auf Firmenkosten bei Laune gehalten.

Sexuelle Belästigung und Verschwendung von Firmengeldern - Mark Hurd hat die Konsequenzen aus den schweren Vorwürfen der vergangenen Wochen gezogen: Der Chef des US-Computerherstellers Hewlett-Packard ist zurückgetreten. Hurd werde seinen Posten "mit sofortiger Wirkung" aufgeben, teilte das Unternehmen mit. Bis ein neuer Chef bestimmt ist, soll HP-Finanzchefin Cathie Lesjak die Geschicke des IT-Riesen leiten.

"Schmerzhafte Entscheidung": HP-Chef Mark Hurd ist nach einer Affäre um sexuelle Belästigung und Verschwendung von Firmengeldern zurückgetreten. (Foto: Reuters)

Im Vorfeld hatte HP eine externe Kanzlei Vorwürfe prüfen lassen, wonach Hurd die Unternehmensregeln gegen sexuelle Belästigung beim Umgang mit einer früheren Angestellten eines Subunternehmens verletzt haben soll. Die Untersuchung habe ergeben, dass dies nicht der Fall gewesen sei, teilte das Unternehmen mit. Hurd habe aber gegen den Verhaltenskodex bei Geschäftsbeziehungen verstoßen.

Schmutziges Ende einer Büro-Affäre

Nach Angaben des Leiters der Justizabteilung von HP, Michael Holston, hatte die in der Marketingabteilung arbeitende Mitarbeiterin des Subunternehmens Hurd vor einigen Wochen des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Bei den Nachforschungen sei dann aber herausgekommen, dass der 53-Jährige eine "enge private Beziehung" zu der Frau unterhalten habe.

Offenbar machte Hurd der Frau Geschenke, die er als Spesen abrechnete. Die Frau habe Vergütungen oder Kostenerstattungen erhalten, die nicht im Zusammenhang mit einer Tätigkeit für das Unternehmen gestanden hätten, sagte Holston. Hurd habe zudem Rechnungen eingereicht, mit denen er versucht habe, die "wahre Natur seiner Beziehung" zu der Frau zu verschleiern. "Als Vorstandsvorsitzender schummelt man nicht bei den Ausgaben", sagte der Analyst Rob Enderle. "Wenn er selber gezahlt hätte, wäre er jetzt noch da."

Die Belästigungsvorwürfe soll die Frau nach dem Ende der Affäre erhoben haben.

Hurd selbst teilte in einer Stellungnahme mit, es habe Momente gegeben, in denen er die "Prinzipien Vertrauen, Respekt und Integrität", die HP auszeichneten und die ihn in seiner Karriere angeleitet hätten, missachtet habe. Sein Rücktritt nach fünf Jahren an der Unternehmensspitze sei eine "schmerzhafte Entscheidung", aber die einzig richtige.

Hurd soll im vergangenen Jahr insgesamt rund 24 Millionen Dollar (18 Millionen Euro) verdient haben. Einem bei der Börsenaufsicht eingereichten Papier zufolge soll er eine Abfindung in Höhe von 12,2 Millionen Dollar erhalten.

Hurd war 2005 direkt als Vorstandschef in das Unternehmen eingestiegen. 2007 wurde er zudem Chef des HP-Verwaltungsrates. Seine Vorgängerin, Patricia Dunn, hatte wegen einer Bespitzelungsaffäre zurücktreten müssen. HP ist der weltweit größte Computerhersteller und beschäftigt 300. 000 Angestellte. Die Aktien des Konzerns haben seit dem Jahr 2005 ihren Wert verdoppelt.

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