In Deutschland ist die Zahl der offenen Stellen gesunken. Der Bundesagentur für Arbeit zufolge suchen Unternehmen so wenige Mitarbeiter wie seit einem Jahr nicht mehr. Gleichzeitig sind die Arbeitslosenzahlen wohl auch im laufenden Monat erneut leicht zurückgegangen. Nach Schätzungen waren im Juni 2.805 Millionen Menschen arbeitslos. Dies wären rund 50.000 weniger als im Mai und 90.000 weniger als vor einem Jahr. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht am Donnerstag offizielle Zahlen.
Die Arbeitsagentur gibt sich trotz des deutlichen Rückgangs der Neueinstellungen optimistisch: "Großen Bedarf hat weiterhin die Zeitarbeit, gut jede dritte Arbeitsstelle wird aus diesem Feld gemeldet. Auch im Groß- und Einzelhandel, in der Bauinstallation, in der Gastronomie oder im Gesundheits- und Sozialwesen werden zahlreiche neue Mitarbeitende gesucht."
Grund für die Vorsichtigkeit der Unternehmen, mehr Mitarbeiter einzustellen, könnte auch die Finanzkrise und ihr Risiko für Deutschland sein. Die angeschlagenen EU-Staaten sind wichtige Handelspartner. Konsumieren und investieren die Menschen dort weniger, spüren das auch deutsche Unternehmen. Ihre Exporte werden nicht mehr so stark nachgefragt. "Der Auftragseingang aus dem Euro-Raum ist in den letzten drei Quartalen um etwa 15 Prozent gesunken", sagt Rolf Schneider, Arbeitsmarkexperte der Allianz.
Von einem Abschwung der deutschen Wirtschaft spricht auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung: Das Bruttoinlandsprodukt habe nur um knapp 0,2 Prozent zugenommen. Nach Einschätzung des Instituts würde sich daher kurzfristig auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern. Langfristig seien die Aussichten aber positiv. Von einer Trendumkehr oder Krise rechnet daher keiner der Fachleute. Im Juni sank in Deutschland die Inflation mit 1,7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Ende 2010. "Die Bedingungen der deutschen Binnenwirtschaft sind gut", sagt der Analyst Rolf Schneider.