Abgeltungsteuer:Dachfonds keine Wunderwaffe

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Dach mit Löchern: Die Banken preisen Dachfonds als Wunderwaffe gegen die Abgeltungsteuer an - doch Verbraucherschützer sind skeptisch.

Marco Völklein

Da kann einem Anleger schon angst und bange werden: Mal "droht" die neue Abgeltungsteuer, mal warnt ein großes "Vorsicht!" und sagt, dass es "ans Eingemachte" geht, und mal wird der Anleger zum "GegenSteuern" angehalten - auf Plakaten, in TV-Spots und in ihren Werbebotschaften nutzen die Banken derzeit die Abgeltungsteuer, die von Januar 2009 an fällig wird.

Vorsicht: Dachfonds kein steuersparender Ausweg von der Abgeltungsteuer. (Foto: Foto: dpa)

Als steuersparenden Ausweg preisen die Institute fast flächendeckend Dachfonds an. Doch Experten warnen vor den angeblichen Wunderwaffen, die gegen die neue Steuer helfen sollen.

Dachfonds investieren nicht wie normale Fonds direkt in Aktien oder Anleihen, vielmehr kaufen deren Manager Anteile an anderen Aktien- und Rentenfonds - wie bei einem Haus, dessen Dach auf mehreren Säulen steht. Läuft ein Fonds gut, steigt der Dachfonds-Manager ein und realisiert zu einem möglichst guten Zeitpunkt Gewinne. Läuft ein Fonds schlecht, stößt der Dachfonds-Manager die Anteile möglichst ohne großen Verlust wieder ab.

Der große Vorteil für die Fondsmanager: Der Fiskus kassiert auf Kursgewinne keine 25-prozentige Abgeltungsteuer, wenn Anteile innerhalb eines Fonds verkauft werden. Stößt ein Privatanleger dagegen einen Fonds ab und steckt das Geld in einen anderen Fonds, muss er von 2009 an Abgeltungsteuer zahlen. Auf diese Regelung weisen die Bankberater immer wieder gerne hin - und erheben den Dachfonds damit zum "Mythos", kritisiert die Stiftung Warentest.

Steuern sind nachrangig

Tatsächlich aber ist es so, dass Dachfonds vom Fiskus genauso behandelt werden wie andere Fonds auch. "In beiden Fällen bleiben Umschichtungen innerhalb eines Fonds steuerfrei", argumentieren die Warentester. "Und in beiden Fällen hängt es von der Qualität eines Fonds ab, ob er sich für die dauerhafte Anlage eignet."

Doch gerade bei der Qualität schneiden viele Dachfonds eher schlecht ab. Und so hilft es wenig, einen steueroptimierten Fonds zu besitzen, wenn die Wertentwicklung am Ende nicht stimmt. Ohnehin sollten steuerliche Aspekte bei der Geldanlage nur eine untergeordnete Rolle spielen, rät Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Die Stiftung Warentest bringt es so auf den Punkt: "Der Anleger profitiert von steuerfreien Kursgewinnen nur so lange, bis er den Fonds verkaufen und in einen neuen investieren muss, weil der alte nicht die erwartete Leistung bringt." Das Problem aber ist: Viele Dachfonds, die die Banken jetzt anpreisen, wurden extra zum Start der Abgeltungsteuer aufgelegt; sie sind also "so jung, dass sich ihre Qualität noch nicht beurteilen lässt", sagen die Verbraucherschützer.

Was viele Bankberater auch verschweigen: Dachfonds gelten als Kostentreiber. Anleger zahlen in der Regel nicht nur für das Management des Dachfonds, sondern auch noch die Gebühren, die die Einzelfonds kassieren. Insbesondere bei Dachfonds, die Einzelfonds von verschiedenen Fondsgesellschaften kaufen, sind die Kosten oft hoch. So können die jährlichen Verwaltungsgebühren um bis zu einen Prozentpunkt höher liegen als bei herkömmlichen Fonds. Und das mindert - gerade auf lange Sicht - den Ertrag erheblich.

Hinzu kommt: Wenn Anleger wegen der Abgeltungsteuer Fonds nicht mehr so häufig im Depot austauschen, fließen auch weniger Kaufgebühren (Fachausdruck: Ausgabeaufschläge). "Es besteht deshalb die Gefahr, dass im Gegenzug die jährlichen Verwaltungsgebühren angehoben werden", sagt Arno Gottschalk , Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Ins Dach könnten somit Löcher gerissen werden, die letztlich an der Rendite der Anlage knabbern.

Unters Dach schauen

Dennoch können Dachfonds für Langfristanleger interessant sein - "wenn sie nur die richtigen auswählen", schränkt die Stiftung Warentest ein. Es ist daher wichtig, auch mal unter das Dach zu schauen. So sind auch Dachfonds nicht vor Kurseinbrüchen gefeit - insbesondere nicht, wenn an den Börsen Panik herrscht wie derzeit.

Da Dachfonds das investierte Kapital aber noch breiter streuen als Einzelfonds, ist die Wahrscheinlichkeit, einen absoluten Flop-Fonds zu erwischen, relativ gering. Die Stiftung Warentest hat Dachfonds untersucht, die seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind. Bei den Dachfonds, die weltweit und nur in Aktienfonds investieren, lag der Acatis 5 Sterne-Universal an der Spitze. Bei den Dachfonds, die Geld sowohl in Aktien- wie auch in Rentenfonds stecken, machte der DWS Multi Opportunities II das Rennen.

Fazit: Auch mit Dachfonds kommen Anleger an der Abgeltungsteuer nicht vorbei. Nur wer noch vor dem 31. Dezember 2008 zuschlägt, sichert sich das alte Recht. Nur für diese Fondsanteile kassiert er künftige Kursgewinne auch nach 2009 steuerfrei - vorausgesetzt, die Papiere lagen mindestens ein Jahr lang im Depot. Aber auch diese Regel gilt für Einzel- wie Dachfonds gleichermaßen.

Die Stiftung Warentest rät deshalb: "Stehen Sie vor der Wahl zwischen einem mittelmäßigen Dachfonds und einem sehr guten Einzelfonds, entscheiden Sie sich für den Einzelfonds."

© SZ vom 11.10.2008/ld/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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