Dachfonds:Teure Steuervermeider

Lesezeit: 1 min

Bei Dachfonds profitieren Anleger davon, dass sie keine Abgeltungssteuer zahlen müssen. Diese Vergünstigung wird jedoch oft mit hohen Kosten an anderer Stelle erkauft.

Til Knipper

Dachfonds sind zurzeit ein Renner. Gab es Ende 2006 in Deutschland 465, waren es ein Jahr später nach Angaben des Fondsverbands BVI bereits 600. Im Gegensatz zu anderen Investmentfonds investieren Dachfonds ihrerseits das Geld der Anleger in andere Fonds. Die meisten mischen dabei in ihren Portfolios Aktien- und Rentenfonds, um das Risiko breit zu streuen.

Günstige Umschichtung: Wer in Dachfonds investiert, spart sich Steuern bei der Umschichtung seines Portfolios. (Foto: Foto: dpa)

Einige Anbieter fügen auch Anteile von Geldmarkt-, Rohstoff- und offene Immobilienfonds hinzu. So können auch Kleinanleger mit geringen Summen in verschiedene Finanzprodukte investieren.

Das Angebot ist breit gefächert: Dachfonds gibt es in sechs verschiedene Risikogruppen von "sehr gering'' bis "hoch''. Außerdem unterscheiden die Anbieter zwischen statischen Dachfonds, bei denen der Anteil der Anlageklassen festgelegt ist, und dynamischen, die ihre Strategie an die Marktsituation flexibel anpassen.

Aktuell nutzen die Anbieter die vom kommenden Jahr an geltende Abgeltungsteuer als Vertriebsargument. Der Grund: Ein Anleger, der direkt in Fonds investiert und sein Vermögen regelmäßig umschichtet, muss seine Gewinne dann mit 25 Prozent versteuern.

Die Manager eines Dachfonds dürfen dagegen auch in Zukunft ihr Portfolio steuerfrei verändern. Wer noch dieses Jahr in Dachfonds investiert und seine Anteile länger als ein Jahr behält, bleibt von der Abgeltungsteuer komplett verschont, denn wegen der noch geltenden Spekulationsfrist von einem Jahr gilt für die Anleger ein Bestandsschutz. Bisher sind Kursgewinne aus Wertpapiergeschäften nach einem Jahr steuerfrei.

Verluste durch Performancegebühren

Verbraucherschützer warnen aber vor den hohen Kosten der Dachfonds. Die Anleger zahlen zum einen die Verwaltungsgebühr für den Dachfonds, zum anderen aber auch die für die Zielfonds. Hinzu kommen Ausgabeaufschläge und immer häufiger Performancegebühren, wenn der Fonds besonders gut läuft. "Das kann insgesamt drei bis vier Prozentpunkte bei der Rendite kosten'', sagt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Daher sollten Anleger das Steuerargument nicht überbewerten, empfiehlt Bieler. Im Vergleich dazu mindert die Abgeltungsteuer die Gewinne der Anleger eines Einzelfonds, eine Wertentwicklung von 5,0 Prozent pro Jahr vorausgesetzt, nur um etwas mehr als einen Prozentpunkt. Ein weiterer Nachteil von Dachfonds: Auf Grund ihrer komplizierten Strukturen sind sie für Privatanleger nur schwer vergleichbar.

© SZ vom 22.3.2008/jkf/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: