Abgasaffäre:Ex-Chefentwickler belastet Audi-Chef im Diesel-Skandal

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Er sei im Diesel-Skandal für Vorstand und Aufsichtsrat geopfert worden, glaubt der ehemalige Chefentwickler von Audis Dieselmotoren, Ulrich Weiß (Mitte). (Foto: dpa)

Vor Gericht erhebt der Ingenieur schwere Vorwürfe gegen Rupert Stadler: Der habe seit Jahren von manipulierten Abgaswerten gewusst. Den Audi-Chef bringt das in Bedrängnis.

In der Diesel-Affäre gerät Audi-Vorstandschef Rupert Stadler schwer unter Druck. Der ehemalige Chefentwickler für Dieselmotoren des Autoherstellers, Ulrich Weiß, macht dem Manager schwere Vorwürfe - und wehrt sich gegen seine Kündigung. Weiß' Anwalt zitierte an diesem Dienstag am Arbeitsgericht Heilbronn aus einem Gespräch zwischen dem Ingenieur und Stadler zu seiner Freistellung. "Stadler betont, dass alles auf Druck von VW und dem VW-Aufsichtsrat geschehen ist", hieß es demnach im zugehörigen Protokoll. Weiß habe daraufhin gesagt, man habe ihn für Vorstand und Aufsichtsrat geopfert. Stadler habe geantwortet: "Da ist was Wahres dran."

Der Entwickler geht vor Gericht gegen seine Freistellung im Zuge des Diesel-Skandals bei Volkswagen vor. Er war nach der Aufdeckung der Betrugssoftware in Dieselmotoren von Audi im November 2015 zunächst bezahlt freigestellt worden. Inzwischen hat die VW-Tochter ihm gekündigt. Weiß hält das für unwirksam. Die Kündigung sollte "nur dazu dienen, den Gerichtstermin heute zu verhindern", sagte sein Verteidiger.

Audi-Chefetage wusste angeblich seit Jahren Bescheid

Der Anwalt zitierte auch aus internen Papieren aus einem Arbeitskreis von 2012, in denen es um die Software ging. Der Arbeitskreis sei Stadler unterstellt gewesen, sagte er. Damit wäre die Chefetage schon vor Jahren im Bilde gewesen. Erst im September 2015 war in den USA bekannt geworden, dass VW über längere Zeit ein Programm zur Manipulation von Diesel-Abgaswerten einsetzte. Neben der Kernmarke VW sind auch Modelle der Töchter Audi, Seat und Škoda betroffen. "Dieselgate" stürzte den Konzern in eine schwere Krise.

Stadler, seit 2007 Audi-Chef, ist im Zuge der Affäre zunehmend unter Druck gekommen. Nach dem Beginn des Skandals hatte schließlich auch Audi zugeben müssen, dass in seinen großen Sechszylinder-Dieseln Abgas-Software eingesetzt wurde, die nicht US-Vorschriften entsprach. Nach wiederholten Vorwürfen gegen den Chef wehrt sich Audi nun ebenfalls. Wegen falscher Verdächtigung, Verrats von Betriebsgeheimnissen und Fälschung von Dokumenten prüft das Unternehmen nach eigenen Angaben eine Strafanzeige gegen unbekannt.

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