50 Jahre Rolling Stones:Wie die Steine Schotter machen

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Keine Band macht mehr Umsatz mit Live-Konzerten als sie: Die Rolling Stones Inc. feiert ihr 50-jähriges Firmenjubiläum. Mit ihren lukrativen Tourneen waren Jagger und Co. Vorbild für das gesamte Musikbusiness. Die Anleitung zum Geldverdienen lieferte ein Deutscher.

Hans-Jürgen Jakobs

Ein Firmenjubiläum wird gerne mit Kuchen für alle, einer kleinen Broschüre und natürlich jeder Menge Ansprachen gefeiert. Der 50. Geburtstag jenes britischen Musikunternehmens, das der Welt des Rock ein "(I can't get no) Satisfaction" gebracht hat, wurde am Donnerstag weltweit mit Fernsehberichten und Zeitungsartikeln gefeiert. Die Firma selbst hielt es für eine Art Geschenk, bald wieder aufzutreten: "Wir haben uns getroffen, und es fühlte sich gut an", sagt Keith Richards, Gitarre spielender Partner dieses Traditionsbetriebs, "vielleicht ist in dem alten Hund noch Leben drin". Es soll bald einen Dokumentarfilm geben, aber dafür hat ja schon Martin Scorsese ("Shine a light") gesorgt.

Die beiden Hauptfiguren der Firma, Jagger (l.) und Richards (2.v.l.), werden mit einem Vermögen von 300 Millionen Dollar sowie 270 Millionen taxiert. (Foto: Reuters)

50 Jahre Rolling Stones Inc., das ist im Musikmarkt etwas sehr besonderes. Das hebt die Vereinigung der Partner Richards, Mick Jagger, Charlie Watts und Ron Wood aus dem Geschehen heraus.

Sie haben kassiert wie kein anderer Star, was den Vorstandschef der Firma sehr freut. Das ist ein scheuer Mann mit bayerischem Adelstitel, der mal bei der Londoner Privatbank Joseph & Sons war, ehe er Vermögensverwalter wurde - Rupert Prinz zu Loewenstein.

Der Deutsche hat den chaotischen Gemischwarenladen in einen gut sortierten Konzern mit den Divisionen Tourneen, Lizenzen, Platten und Merchandising verwandelt. Er sorgte dafür, dass die Stones ihr Geld, das sie verdienten, auch behielten. Er überzeugte sie auch 1971, aus Steuergründen von England nach Südfrankreich zu wechseln, ins "Exile on Main Street", das dort entstand, in ein schönes Steuerexil also. Vor vier Jahren wechselten sie von EMI zu Universal Music.

175 Euro für ein Ticket im Berliner Olympiastadion

Das eigentliche Kapital der Firma ist die Generationen übergreifende Erinnerungsfähigkeit an ein wildes Leben, an all die tollen Geschichten über "Streetfighting Man" und "some Puerto Rican girls that are just dyin to meet you", über karibische Frauen, die danach dürsten, etwas zu erleben.

Mit dem Rock-'n'-Roll-Versprechen, das alle arthritischen Gesetzmäßigkeiten leugnet, hat die Unternehmung Rolling Stones vor allem mit Live-Konzerten Kasse gemacht. Sie war die erste, die den neuen großen Umsatzbringer erkannte. Auf der "Bigger-Bang"-Tour (2005 bis 2007) kostete ein Ticket im Berliner Olympiastadion 175 Euro.

Folgerichtig gilt diese ökonomische Weltreise des Betriebs Jagger, Richards & Co. als stilprägend; sie erwirtschaftete knapp 560 Millionen Dollar, was nur - zwischen 2009 und 2011 - von Herrn Bono und der "360-Grad"-Tournee seiner Combo U2 übertroffen wurde (580 Millionen Dollar). Den letzten Superhit, den die Jubiläumsfirma Rolling Stones unterbrachte, war 1981 der Titel "Start me up". Ja, es folgten noch ein paar Nummern, aber ihre Verweildauer in den Charts war kurz.

Die beiden Hauptfiguren der Firma, Jagger und Richards, werden mit einem Vermögen von 300 Millionen Dollar sowie 270 Millionen taxiert. Mit Solokarrieren hat sie wenig Erfolg. Ihr Glück ist das Kollektiv.

© SZ vom 13.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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