Deutsche-Bank-Manager:Deutsche Bank will Boni von Ackermann und Jain zurück

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Die Deutsche Bank will Boni zurück. Unter anderem von den beiden Ex-Chefs Anshu Jain (links) und Josef Ackermann. (Foto: picture alliance / dpa)
  • Die Deutsche Bank will von sechs Ex-Vorständen Boni in Millionenhöhe einfordern. Betroffen sind auch die ehemaligen Vorstandschefs Jain, Ackermann und Fitschen.
  • Die höchste Summe will die Bank von Jain einholen. Er leitete früher das Investmentbanking.

Von Andrea Rexer, München

Bisher haben vor allem die Kleinen unter der Krise der Deutschen Bank gelitten: Mitarbeiter, deren Jobs gestrichen wurden und die in den Filialen die Wut der Kunden direkt zu spüren bekamen. Auch die Aktionäre - Großinvestoren wie Privatanleger - waren hart getroffen, schließlich ist der Aktienkurs des größten deutschen Geldhauses von einst mehr als 100 Euro auf 15,07 Euro abgesackt.

Doch jetzt dringt eine Nachricht aus den Doppeltürmen, die dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen Genüge tun könnte: Nach den Informationen der Süddeutschen Zeitung will die Bank von früheren Vorständen bereits zugesprochene Boni-Zahlungen streichen - und zwar in weit höherem Ausmaß als bisher vermutet. Betroffen sind die früheren Vorstandschefs Anshu Jain und Josef Ackermann, aber auch die früheren Vorstände Hermann-Josef Lamberti, Michael Cohrs, Hugo Bänziger und Jürgen Fitschen.

Die höchste Summe will die Bank von Jain einholen. Beim früheren Chef des Investmentbankings, der von 2012 bis 2015 Co-Chef der Bank war, ist Finanzkreisen zufolge von einem zweistelligen Millionen-Betrag die Rede.

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Die Deutsche Bank prüft nicht nur, in welchem Ausmaß Boni gestrichen werden können, die in Zukunft fällig werden. Ein Teil der Boni wird von vornherein erst zeitversetzt zugesprochen. Sondern es geht auch um bereits zugesprochene Zahlungen. Nur so sind wirklich hohe Summen zu holen.

Im Fall von Jain träfe es keinen Armen: Der Investmentbanker soll über die Jahre hinweg etwa 300 Millionen Euro bei der Bank verdient haben, wird gemutmaßt. Wie viel Jain wirklich verdient hat, ist unklar. Seine Bezüge mussten nicht veröffentlicht werden, als er nicht im Vorstand saß, aber das Investmentbanking geführt hat. Auch wie viele Boni er damals aufgehäuft hat, ist unklar.

Jain wurde in diesen Jahren als "Regenmacher" bewundert, also als ein Investmentbanker, der ein lukratives Geschäft nach dem anderen einfädelte - dafür regnete es auch für ihn persönlich Geld, nicht nur für die Bank. Doch dann kam die Finanzkrise, und das Geldhaus musste Milliarde für Milliarde für Rechtsstreitigkeiten aufbringen, die zum Großteil aus dem Investmentbanking kamen. Zwischenzeitlich rutschte die Bank deswegen tief in die roten Zahlen. Eine direkte Verwicklung in bestimmte Fälle konnte Jain allerdings nie nachgewiesen werden.

Da wichtige Entscheidungen in der Zeit vor der Finanzkrise vom Vorstand unter der Führung von Ackermann gemeinsam getroffen wurden, will die Bank gleich mehrere Ehemalige zur Rechenschaft ziehen. Die Entwicklungen spielen sich auch vor dem Hintergrund einer Änderung in der Regulierung ab.

Die sogenannte Institutsvergütungsverordnung sieht vom 1. Januar 2017 an vor, dass künftig nicht nur Boni einbehalten werden können, die noch nicht ausbezahlt wurden. Banken können auch Geld zurückfordern, das bereits geflossen ist. Damit setzt die Finanzaufsicht Bafin Empfehlungen der Europäischen Bankenaufsicht EBA um.

Noch befindet sich die Verordnung in der Konsultationsphase. Die Bafin will im Dezember den endgültigen Text vorlegen. Die Befürworter des Entwurfs hoffen, dass die neue Verordnung hilft, solche Ansprüche arbeitsrechtlich durchsetzen zu können. Bisher war das in Deutschland kaum möglich.

Beispiele aus dem Ausland für hohe Rückforderungen gibt es durchaus. In den USA hat kürzlich der Chef der Großbank Wells Fargo, John Stumpf, auf 40 Millionen US-Dollar an zugeteilten, noch nicht bezahlten Boni verzichten müssen. Auch Kweku Adoboli, ein Händler der Schweizer Großbank UBS, musste auf sämtliche zugesprochenen Gelder verzichten, nachdem klar wurde, dass er mehr als zwei Milliarden Dollar verzockt hatte. Ähnlich liegt der Fall bei Christian Bittar, jenem Händler, der für die Deutsche Bank mit Libor-Geschäften gezockt hat: Auch bei ihm wurden 40 Millionen Dollar einbehalten.

Das Bonussystem ist komplex

Bei der Deutschen Bank sind Bonuszahlungen seit Jahren großes Thema. Aktionärsvertreter haben dem Management auf den Hauptversammlungen immer wieder vorgehalten, dass die Bank seit der Finanzkrise nur vier Milliarden Euro Dividende gezahlt habe, aber insgesamt 24 Milliarden Euro an Sonderzahlungen an die Angestellten. Auch wenn solche Rechnungen mit Vorsicht zu genießen sind - das Bonussystem ist komplex -, die Aktionäre waren so wütend, dass sie in diesem Jahr auf der Hauptversammlung ein neues Vergütungssystem mehrheitlich ablehnten. Zwar hat das Votum keine bindende Wirkung, aber es war peinlich für den Aufsichtsrat, der über die Vergütung entscheiden muss.

Die Deutsche Bank könnte das Geld der ehemaligen Topmanager jedenfalls gut gebrauchen. In den USA fordern Behörden gerade wegen Immobiliendeals aus der Zeit vor der Finanzkrise 14 Milliarden US-Dollar. Die Nachricht löste Panik unter den Aktionären aus. Derzeit laufen die Vergleichsverhandlungen, die Bank versucht, eine deutlich geringere Summe zu erreichen. Könnte die Bank in den Verhandlungen zeigen, dass sie die Akteure zur Rechenschaft zieht, dürfte das den Behörden in den USA gefallen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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