Yoko Ono war die Frau von John Lennon. Das allein machte sie berühmter als alles, wofür die amerikanisch-japanische Künstlerin und Musikerin sonst stand. Und auch wenn diese Tatsache ihr nicht gefiel, wusste Yoko sie durchaus für ihre Belange einzusetzen: Nie erhielten ihre Bemühungen um Frieden und Menschenrechte mehr Aufmerksamkeit als durch die "bed-in"-Aktion in Amsterdam, als das berühmte Paar im März 1969 eine Woche lang ein öffentliches Hotelbett bewohnte, um für den Weltfrieden zu demonstrieren. Nach dem Motto: "Make love, not war."
Noch heute, 32 Jahre nach Lennons Tod, nutzt die mittlerweile 79-jährige Künstlerin die Berühmheit ihres Mannes, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Mit einer eigenen Kollektion hat Yoko Ono nun eine Hommage an John erschaffen und ihre eigenwilligen Ideen auf den Mann transportiert - besser gesagt: auf die Männermode.
Seit gestern präsentiert das New Yorker Modehaus "Opening Ceremony" in der Howard Street die limitierte Kollektion "Fashions for Men 1969-2012". 18 Entwürfe wurden umgesetzt und jeweils in einer Auflage von 52 Modellen angefertigt - nach Yoko Onos Glückszahl.
Auch in einer Filiale in Los Angeles kann man die Kollektion bereits käuflich erwerben, von 30. November an wird sie in London, von 9. Dezember an in Tokio in den Regalen ausliegen. Begleitend zur Eröffnung der Kollektion hat Yoko ein Buch veröffentlicht, das die Originalskizzen zeigt.
Wie das Onlineportal Women's Wear Daily berichtet, waren die Skizzen ursprünglich ein Hochzeitsgeschenk an John Lennon. Jeder Entwurf stamme aus ihrer Feder. Inspiriert wurde die Künstlerin damals von dem Wunsch, Lennons "sexy body" zur Geltung zu bringen. Jetzt, 43 Jahre später, wurden die Designs umgesetzt. Dass sie Mode dabei nicht ernster nimmt als nötig, zeigt ein Video mit animierten Skizzen der Designs, das von ziegenhaft meckerndem Gesang der Künstlerin untermalt ist.
So entstand eine verspielte Kollektion, provokant und voller Humor: Der "Lightbulb Bra", ein Brustgurt mit zwei LED-Leuchten für etwa 190 Euro, zieht durch rhythmisches Blinken die Blicke auf sich. Der "Bell Belt", ein Gürtel mit Glocke anstelle einer Gürtelschnalle (228 Euro), animiert zum Klingeln - wenn man draufdrückt, öffnet er sich. Yokos Botschaft dazu: "Ring for you Mommy Piece", was so viel heißen könnte wie: "Läute nach deinem Lieblingsstück". Gut verpackt erscheint dieses auch in dem Slip-Model "Jock Strap", das vorne schützend verstärkt ist und dabei das Hinterteil, eingerahmt von elastischen Riemchen, unbedeckt lässt.
"Ich denke, sie war einfach verrückt nach Johns Körper und wollte jedes Körperteil, das sie an ihm liebte, zur Geltung bringen", sagt Humberto Leon, Mitbegründer von Opening Ceremony. "Es ist etwas Bewundernswertes an diesem Gefühl. Und die Umsetzung der Designs kommt ziemlich nah an das heran, wie sie sie gezeichnet hat".
Offenbar vergötterte Yoko Ono selbst die Zehen ihres Mannes. Die "Open Toe Thigh-High Boots" für etwa 580 Euro reichen zwar bis übers Knie, lassen dafür jedoch die Fußspitzen frei. Die schwarzen Lederstiefel mit silbernen Nieten und Reißverschluss auf der Rückseite könnten dem Cover des "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band"-Albums entsprungen sein.
Auch bei den Hosen bewies die Künstlerin Mut zur Lücke. So bieten beispielweise die "Cutout Trousers" durch Netzstoffeinsätze Einblick auf die Pobacken ihres Trägers. Bei einigen befinden sich an den Innenschenkeln oberhalb der Knie kreisrunde Öffnungen, die nackte Haut freigeben - für den Fall, dass die Begleitung das Bedürfnis verspürt, ihren Liebsten beim Abendessen heimlich das Bein zu kraulen.
Ein Teil der Hosen ist mit einem besonders provokanten Printmotiv verziert: Ein bunter Handabdruck befindet sich entweder am Hintern oder im Schritt. Bei letzterem fühlt man sich vielleicht nicht unbedingt an John Lennon, dafür aber an einen anderen weltberühmten Sänger erinnert: Michael Jackson. Yokos Stil hätte ihm bestimmt gefallen.