Ladies & Gentlemen:Johansson & Anderson

Lesezeit: 2 min

(Foto: Christophe Simon/AFP)

Der neue Film von Wes Anderson wird optisch wieder ein Genuss werden. Für den Regisseur und seine Hauptdarstellerin Scarlett Johansson gilt das beim Auftritt in Cannes nur bedingt.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Retro-Risiko

Wenn es eine Gruppe gibt, zu der man als Star gehören möchte, dann immer zum nächsten Filmaufgebot von Wes Anderson. Dafür gibt es aber natürlich gewisse Kriterien der Coolness. Man muss lustig und gleichzeitig lässig sein, außerdem ein Superstar, der trotzdem bereit ist, sich als Teil eines Ensembles zu sehen. So kamen die Schauspieler des neuen Films "Asteroid City" zur Premiere in Cannes dann auch nicht wie sonst üblich in einzelnen schwarzen Limousinen vorgefahren, sondern hockten gemeinsam in einem Bus. Scarlett Johansson, die in Andersons neuem Film eine Hauptrolle spielt, erfüllt die oben geforderten Attribute natürlich alle. Sie ist eine Retro-Blondine mit Witz und schert sich offiziell gar nicht mehr um das, was andere über sie denken.

Aber wie beweist man diesen speziellen Wes-Anderson-Swag als Frau mit seiner Garderobe ? Genau so, wie man als Promi mit dem Bus fährt: Man lässt das Publikum immer ein bisschen im Unklaren, ob das jetzt ernst ist oder ein Scherz, ob es politisch korrekter Move ist oder ein nerdiger Manierismus. Das gezeigte Kleid ist - vorbildlich nachhaltig - von Prada aus dem Jahre 2011. Vintage ist natürlich angesagt, 2011 ist nun allerdings keine Ära, die dabei gerade wahnsinnig gefragt wäre, das sieht man auch: Rocklänge, Volant, Busen und Color Blocking werden wohl erst in zehn Jahren in dieser Kombi wieder ihr Revival erleben. Aber das macht nichts, Scarlett Johansson kommt hier einfach als der weibliche Wes Anderson auf Plateausandalen, und darum geht es. Also, Daumen hoch, klar!

(Foto: Eric Gaillard/Reuters)

Für ihn: Hitzewellen

Bei jemandem, der in seinen Filmen versessen auf kuriose Optik und ästhetische Details ist, interessiert es einen natürlich schon sehr, wie er sich selbst inszeniert. Wes Anderson weiß das und spielt meistens auch ein bisschen mit, oft trägt er zum Beispiel grüne Cordanzüge und Schuhe mit dicken Kreppsohlen, die in die gleiche Kerbe schlagen wie viele seiner berühmt gewordenen Kulissen: heimelige Retro-Exzentrik, liebenswerte Onkeligkeit. An der Côte d'Azur und im Rummel um seinen neuen, starstarrenden Film griff Anderson jetzt sozusagen zum Cord des Sommers: Seersucker. Diese Stoffvariante kann man nur lieben oder hassen, man kann Seersucker gegenüber aber nicht gleichgültig sein. Sehr wohl kann man aber neutral attestieren, dass die charakteristischen kleinen Wellen des Gewebes sehr stimmig zum südfranzösischen Lebensgefühl passen, zumal in einer blau-weiß gestreiften Variante.

Der Anzug strahlt damit zusammen mit seinem lockeren Schnitt eine heitere Leichtigkeit aus. Ob sein Träger auch empfänglich dafür ist, ist allerdings fraglich, irgendwie wirkt Anderson wie jemand, der an Regentagen in New York besser aufgehoben ist als in der Sonne von Cannes. Die kanariengelben Strümpfe sabotieren den Look mutwillig, lassen aber weniger an Boheme-Chic als vielmehr an Sonnenallergie oder hässliche Knöchel denken, auch die schlappen Mokassins sind nicht ganz ideal. Insgesamt wirkt der Maestro damit wie ein Teenager, der sich für einen ungeliebten Anlass ausstaffieren muss, auf den letzten Metern aber die Lust wieder verloren hat. Also auch ein Retro-Gefühl, irgendwie.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNaturkosmetik
:Pille und Parfum

Schon sein Vater rührte eigene Shampoos zusammen. Der Wiener Pharmazeut Alexander Ehrmann führt heute die hippste Apotheke Österreichs.

Von Kathrin Hollmer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: