Ladies & Gentlemen:Geschlossen in den Herbst

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(Foto: AFP/Imago; Collage: SZ)

Bei der Kabinettsklausur wollten Kanzler, Ministerinnen und Minister Einigkeit und gute Laune demonstrieren. Was trug die Garderobe dazu bei?

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Offen für Krawall-Klunker

(Foto: AFP)

Was zieht man an, wenn einen auf einer Veranstaltung kaum einer mag, also mindestens der Koalitionspartner schlecht auf einen zu sprechen ist? Etwas total Offizielles mit undurchdringlichem Panzereffekt, also zum Beispiel einen 1A-Hosenanzug mit superdefinierten Schultern, würde man annehmen. Grünen-Politikerin Lisa Paus, die zuletzt viel Geld-Ärger mit dem Finanzminister hatte, liegt diese Denkweise auf der Klausurtagung in Meseberg sympathischerweise fern. Sie bleibt durchlässig - und trägt eine Art weiches Blusentop, über einer klassischen Stoffhose in Grün, mit Turnschuhen.

Gegen eine solche Kombination ist im Jahr 2023 grundsätzlich absolut nichts einzuwenden, man sollte es beim Arbeiten schließlich bequem haben. Es ist auch ein guter Move, die viel zu engen Jacketts den Möchtegern-Italienerinnen der FDP zu überlassen. Allerdings kommt es bei einem solchen Casual-Look auf die Feinheiten an. Alles ist nämlich auch hier eine Nummer zu klein, um wirklich lässig zu wirken: Das Top müsste ein bisschen weiter fallen, die Hose sollte ein bisschen mehr in Richtung Herrenschnitt gehen, die Turnschuhe könnten ein bisschen klobiger sein. Gespürt hat die Familienministerin das wahrscheinlich schon, und den Ausgleichsversuch mit einer riesigen Plastikgliederkette, Old-Prada-Style, gewagt.

In der Tat rettet das Accessoire die Autorität des Looks und signalisiert: "Ich hab hier auch was zu sagen." Eine solche Kette ist allerdings die ganze Zeit im Weg - knallt bei jeder Bewegung an die Verhandlungstischkante. Vielleicht Taktik.

Für ihn: Geschlossen in den Herbst

(Foto: Imago)

Die Mantel-Saison steht unmittelbar bevor, und der Kanzler geht mit gutem Beispiel voran. Er trug bei dem Kabinettstreffen auf Schloss Meseberg jedenfalls mit Inbrunst seinen dunklen Kurzmantel, einen sogenannten Car Coat. Das ist eine klassische Mantelvariante, die in den vergangenen Jahren angesichts der übermäßigen Präsenz von Trenchcoats, Wollmänteln mit Bademantel-Schnürung, Leichtdaunen- und Barbourjacken ein bisschen übersehen wurde. Dabei ist er - gerade in Kombination mit einem Anzug drunter, ein sehr gewinnendes Mantelmodell, das leise Eleganz verspricht und seinen Träger seriös, aber auch nicht zu schwer wirken lässt.

Wie der Name schon sagt, war der "Car Coat" anfangs mit dem Aufkommen der Automobilität verknüpft - zunächst als robust-warme Schutzkleidung in den offenen Karossen, später, als die Autos Dächer und Heizung hatten, wurden die verwendeten Stoffe feiner. Einige Details aus seiner damaligen Funktionszeit sind bis heute dabei obligatorisch - der kurze Schnitt etwa, der über den Knien endet, um eben auch im Sitzen komfortabel getragen werden zu können. Oder die verdeckte Knopfleiste, durch die einst verhindert werden sollte, dass die großen Mantelknöpfe beim Chauffieren im Weg sind oder sich im Gurt verfangen.

Heute braucht man diese Sachen im Auto nicht mehr unbedingt, in einer Ampelkoalition aber durchaus: Nicht mehr ständig in Kleinkram verheddern und jederzeit nach außen hin ein aufgeräumtes Bild abgeben - darum ging's ja irgendwie auch bei diesem Treffen.

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