Ladies & Gentlemen:Maritime Termine

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(Foto: N/A)

Olaf Scholz war zu Besuch auf der Fregatte, Annalena Baerbock beim Ostseerat. Ihre Outfits dabei werfen Fragen auf, die sich auch viele Wählerinnen und Wähler in den nächsten Wochen stellen: Was trägt man am Meer?

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Kokett am Hafen

Was zieht man bloß an zu einer Veranstaltung, die den Namen Ostseerat trägt? Die Außenministerin Annalena Baerbock muss sich so eine Frage natürlich öfter stellen als andere. Es gilt, nicht nur mit dem, was man sagt, sondern auch mit dem Outfit stets den richtigen Ton zu treffen. Bei diesem Zeitmangel kriegt man das natürlich nur mit exzellenter Profi-Beratung hin. Womöglich ist es daher auch durchaus gewollt, dass die Outfit-Wahl manchmal eine halbe Oktave drüber oder drunter liegt. Ein strahlendes Politikerinnen-Blau bietet sich hier zunächst natürlich an, blau wie die See eben.

(Foto: IMAGO/Janine Schmitz/photothek.de)

Auch Manuela Schwesig trug vor Ort diese Farbe, die man ja wirklich nur an Fernsehpersönlichkeiten aller Art sieht - allerdings in Blazerform, die Außenministerin wählte stattdessen ein fließendes Midi-Kleid mit einer fast koketten Drapierung am Oberteil. Es ist eine Silhouette, die sie oft trägt und die ihr hervorragend steht, wie übrigens auch der Pferdeschwanz, der an ihr in Wismar Premiere feierte, zumindest in der Öffentlichkeit. Irgendwie lustig war er dann aber schon, der Kontrast zwischen dem leichtherzig schwingenden Kleid und den rostigen Seeminen aus der Ostsee, die die Anwesenden inspizierten: Als hätte sich ein gut gekleideter Hochzeitsgast verirrt. Ob sie das gespürt hat? Tags darauf nämlich trug Baerbock was ganz anderes: einen cremefarbenen Hosenlook mit langer Wildlederjacke. Dieser lässige Millionärsgattinnen-Look passte so gut in das Abschlussfoto der Minister wie eine Weltkriegsbombe auf eine Hochzeit, aber manchmal muss man den Rahmen sprengen.

Für ihn: Brav an Bord

(Foto: Sean Gallup/ Getty Images)

Es mag für einen Bundeskanzler nicht die glücklichste Charaktereigenschaft sein, aber menschlich ist sie auf jeden Fall sympathisch: Die Scholz'sche Sachtheit. So einen hätte man ja gerne als Nachbar, weil man weiß, der schlurft nur flüsterleise in Pantoffeln herum, hält sich an Haus- und Nachtruhe und wird einmal im Jahr klingeln und verschämt eine "kleine Sause" zum Geburtstag ankündigen, die dann tatsächlich auch nur eine kleine Sause ist. Für Termine mit Hubschraubern und Kriegsschiffen ist diese nette Art optisch nicht ganz so passend, seine Berater täten gut daran, ihn bei solchen Auftritten vielleicht hier und da kleidertechnisch ein wenig zu straffen - dienstlich betroffen schauen kann er ja sehr gut. Die Idee, im weichgrauen Pullover und den onkeligsten Bluejeans der Welt erst in einen Sea-King-Hubschrauber zu steigen und dann an Bord einer Fregatte an einem Manöver teilzunehmen, ist jedenfalls schon sehr tapsig. Er muss ja nicht gleich in einem Vintage-Marine-Troyer ankommen und das alte Fernglas von Helmut Schmidt umgehängt haben, aber ... warum eigentlich nicht? Eine Windjacke mit angedeuteten Schulterklappen und hochgeschlagenem Kragen, irgendwas Blaues von Barbour vielleicht, das auch dem zivilsten Zivilisten eine gewisse Schneidigkeit verleiht, das wäre wirklich nicht zu viel verlangt. So aber, mit diesem buchhalterischen Landei-Outfit, sieht Scholz in der Rettungsweste aus, als wäre er, na ja, gerade von einem Ausflugsdampfer gerettet worden. Ist natürlich auch schon wieder sympathisch.

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