Haben & Sein:Champagner, Models und ganz viele Zitronen

Lesezeit: 4 Min.

(Foto: Apple TV+)

In welcher Disziplin tritt Louis Vuitton bei den Olympischen Spielen an? Und wie war das Wein-Wetter im Sommer 2011? Antworten in den Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Max Scharnigg und Silke Wichert

Wenn Models schauspielern

Zwei große Versuchungen, denen jedes Topmodel irgendwann begegnet: Drogen und Filmangebote. Zumindest bei Letzteren werden die meisten dann doch irgendwann schwach. Soooo viel anders kann das ja nicht sein, Kamera ist schließlich Kamera und große Schauspielerinnen wie Charlize Theron oder Andie MacDowell waren vorher auch mal Models. Wobei man hier wahrscheinlich von "haben auch mal gemodelt" sprechen sollte. Claudia Schiffer, Amber Valletta, Kate Moss, Tatjana Patitz - sie alle hatten mal den ein oder anderen Leinwandauftritt (und sei es nur als Leiche). Zu den glücklich abgelaufenen Gastspielen gehört Gisele Bündchen als Serena in "Der Teufel trägt Prada", nicht zuletzt, weil die Brasilianerin darauf bestand, kein Model spielen zu müssen, zu den verzichtbaren Cara Delevingne in Luc Bessons "Valerian".

Die nächste MTA-Anwärterin (Model turned actress) ist Kaia Gerber, die in der gerade auf Apple TV+ laufenden Serie "Palm Royale" ein Mädchen spielt, das im Nagelstudio arbeitet, aber - was sonst - eigentlich Model werden möchte. Das ist also ein bisschen lustig, wenn Kristen Wiig ihr mitten im Salon zeigt, wie man laufen soll. Und während alle anderen so bunte Sechzigerjahre-Fummel tragen, dass die Augen irgendwann wie auf LSD sind, steckt Gerber die meiste Zeit in einem blassroten Kittel. Die Sendezeit ist überschaubar, aber womöglich hat ihr Freund Austin Butler ihr ja ein bisschen Nachhilfe gegeben. Dummerweise stiehlt ein anderer Überläufer (singer turned actor) hier allen die Show: Ricky Martin als Poolboy für alles ( apple.com).

(Foto: Louis Vuitton)

Luxus Games '24

Olympische Spiele 2024 in Paris, der Welthauptstadt der Mode, das ist natürlich ein Ausstatter-Traum. Sagen wir so: Trainingsanzüge der französischen Athleten von Dior, Ausgeh-Uniformen von Celine, Köfferchen zur Anreise von Rimowa, Deo von Givenchy Parfums, Bestzeitmessung mit Hublot, auf den Siegesfeiern wird konsequent Dom Pérignon serviert, und zwar in der Édition Olympique mit fünf aufgeprägten Ringen aus Blattgold, dies ausschließlich in der 15 Liter fassenden Nebukadnezar-Pulle. Nun gut, vorerst ist das ein klein wenig zusammenfantasiert, aber LVMH, größter Luxuskonzern der Galaxis, ist auf jeden Fall schon mal Hauptsponsor. Und hat auch bereits vorgelegt: Für die Koffer, in denen die olympischen und paralympischen Medaillen aufbewahrt werden, zeichnet das hauseigene Flaggschiff Louis Vuitton verantwortlich.

Ja, pfffh, könnte man jetzt sagen, sind die Medaillen halt erst irgendwo drin, wo sie dann rausgeholt werden, was juckt mich das? Aber bitte, es sind nicht irgendwelche Koffer! Aus der Pressemitteilung: "Die imposanten Medaillenkoffer werden von der legendären Monogrammleinwand bedeckt und kommen mit Messingecken und -schließen wie denen, die Louis-Vuitton-Koffer seit den 1850er-Jahren auszeichnen. Inspiriert von der legendären Malle Coiffeuse, haben diese Schrankkoffer einen zentralen Bereich und zwei Flügeltüren, in denen Schubladen für 468 Medaillen enthalten sind. Die Kofferinnenseiten sind ausgepolstert mit ..." - den Rest überspringen wir. Jedenfalls scheinen die Koffer der Knaller zu sein. Zu den Medaillen dann nächstes Mal, gestaltet wurden sie jedenfalls von der Maison Chaumet. Und zu wem die gehört, wir ahnen es bereits.

(Foto: Krug)

Schall und Rausch

Wer weiß noch, wie das Wetter im Sommer 2011 war? Beim exklusiven Champagnerhaus Krug wissen es noch alle, denn dort ist gerade der neue Jahrgangschampagner aus den Trauben des 2011er-Sommers vorgestellt worden. Also, zur Erinnerung: Warmer Frühling, dann deutlich kontrastreicheres Wetter und ziemlich knifflige Lese-Bedingungen für die Winzer. Entstanden ist daraus laut ersten Verkostungsnotizen ein sehr charakterstarker 2011er-Champagner, der sich, wie alle Erzeugnisse des Traditionshauses, wieder im absoluten Spitzenbereich der Getränkekarten ansiedeln wird. Nun ist von Champagner zwar hinreichend bekannt, dass er zu allen Gerichten passt, etwas ungewöhnlich ist aber sicherlich noch die Idee, ihm wiederum auch einen passenden Soundtrack zu widmen.

Im Fall des neuen 2011er von Krug hat diese Aufgabe der deutsche Elektro-DJ "Schiller" übernommen, der jenseits der Bühne Christopher von Deylen heißt. Seine Kompositionen sollen die Nuancen und Emotionen, die sich beim Genuss des neuen Champagners einstellen, optimal begleiten. Vor der Arbeit an den episch bis sphärisch klingenden Tracks ist Schiller durch die Weinberge und Keller der Maison Krug gereist, um sich sensorisch inspirieren zu lassen. Wer sich das Ergebnis durch den Kopf gehen lassen möchte: Hören lassen sich die neuen Musikstücke auf Spotify und anderen Streaming-Plattformen, eine limitierte Vinylplatte von Schiller x Krug ist für 29 Euro auf Clos19.com erhältlich, der dazu dringend empfohlene Champagner kostet allerdings elfmal mehr.

Mit Zitruskraft

(Foto: Taschen Verlag, Köln)

Dieses Buch erscheint zum idealen Zeitpunkt, die Winterstarre hat sich endlich verkrochen, und es entsteht langsam wieder ein Gefühl dafür, was vor uns liegt, zumindest jahreszeitlich gesehen: Mehr Licht, Sonne, Leichtigkeit - da kann man schon beim Anblick einer reifen Zitrone in Sommerstimmung kommen. Das minimalistische Cover von The Gourmand's Lemon (bloß das Foto einer Frucht mit grünen Blättern, keine störenden Schriftzeichen) liegt also genau richtig. Dass der Band auch inhaltlich viel hergibt, darf man bei dem Herausgeber The Gourmand erwarten, das britische Foodmagazin hat sich als grenzüberschreitendes Medium für die allesamt erfreulichen Bereiche Essen, Kultur und Kunst einen Namen gemacht.

Das Zitronenbuch, erschienen in Kooperation mit dem Taschen Verlag, ist folglich keine simple Aneinanderreihung von Rezepten, sondern eine Art Almanach rund um die viel geliebte Citrus Limon, wie der botanische Name lautet. Die Zitrone als Sujet der Malerei, von spanischen Barockkünstlern über Henri Rousseau bis zu Andy Warhol, als Motiv in Romanen von Joan Didion bis zu James Joyce, dazu Überraschendes wie die Geschichte von "Mother Meringue": Elizabeth Goodfellow soll im 19. Jahrhundert in ihrer Kochschule in Philadelphia den Lemon Meringue Pie erfunden haben, einen amerikanischen Klassiker, der bis heute an zitroniger Süße und Köstlichkeit schwer zu überbieten ist. Wem das üppige Foto neben der Story das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, die Anleitung steht auf Seite 176 - natürlich gibt es auch einen ausführlichen Rezeptteil, von frischer Limonade bis zu Tagliolini mit Zitrusbutter ( The Gourmand's Lemon. A Collection of Stories and Recipes).

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