Kolumne: Gewusst wie:Was man beim Kompostieren beachten sollte

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Wer sich derart die Hände schmutzig macht, gilt zumindest in besseren Wohnlagen schnell als spleenig. (Foto: Ian Sebastian Beaulieu/Imago/ingimage)

Gute Gartenerde entsteht von allein? Von wegen! Gerade jetzt sollte man zur Grabgabel greifen.

Von Joachim Becker

Wenn die Tage kürzer werden und rotgelbes Laub die Waldwege füllt, dann kommt die Zeit, Geschichten und Schnurren zu erzählen. Vom Garten voller Gold etwa. Mancher, der ein altes Haus kauft, hofft auf versteckte Schätze und geheime Botschaften aus der Vergangenheit. Dann kann man sein Grundstück wie ein Maulwurf durchwühlen und den Inhalt jeder Schaufel sorgsam prüfen. Wer weiß: Auf manchen alten Grundstücken wurde seit Generationen nicht nur gepflanzt und geerntet, sondern mit gleicher Selbstverständlichkeit auch der Boden verbessert: Ein Garten voll mit schwarzbraunem Gold, das nach Waldboden duftet.

Wer sich derart die Hände schmutzig macht, gilt zumindest in besseren Wohnlagen schnell als spleenig. Kaum jemand kauft oder mietet sich heutzutage ein Haus, um sich die Gartenerde durch die Finger rieseln zu lassen und daran mit Kennermiene wie an reifen Früchten zu riechen. Für unsere Urgroßeltern, die auch von den Erträgen des Gartens lebten, waren solche Bodenproben selbstverständlich. Vom richtigen Gemisch aus Sand, Lehm und Humus hing nicht zuletzt die nächste Gemüse- und Obsternte ab.

Heute kann man mit Kunstdünger die verrücktesten Sachen machen: Hauptsache, die einjährigen (Balkon-)Pflanzen blühen reichlich und bunt. Die derart geschundene Erde entwickelt sich dann zu jener graubraunen Substratbasis, die vor allem eines nicht kann: ihr Wasser halten. Daher wurzelt das meiste Grün aus dem Gartenmarkt in einem Billigboden mit hohem Torfanteil - ein Graus für jeden Naturfreund. Guter Humus hat gerade im Gemisch mit lehmhaltiger Erde ähnliche Schwamm-Eigenschaften und ist ungleich umweltfreundlicher. Fertigerde macht zwar weniger Arbeit, doch ein lebendiger Kompost mit Kriech- und Krabbeltierchen kann genauso faszinierend sein wie die Pflanzen, die später darauf gedeihen.

Zu viele Blätter auf dem Kompost fördern womöglich die Entstehung von Faulgasen

Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er sich die kleinen Erdarbeiter mit einer Wurmkiste ins Haus holen will. Dann wandern die ungekochten Grünabfälle aus der Küche zunächst in den Mini-Komposter. Die Wärme des Hauses hilft der Bio-Maschine beim Verdauen und den Fruchtfliegen bei der Fortpflanzung. Doch für einen Garten sind die Mengen zu gering, und die Kiste steht eher im Weg herum. Das Umweltbundesamt weist in seiner Kompostfibel darauf hin, dass die Biotonne in vielen Fällen die bessere Alternative ist, um die Grünreste zu verwerten. Zudem benötigt ein richtiger Kompost Platz, gerade jetzt im Herbst.

Denn mit einem einzelnen Haufen ist es nicht getan. Besser sind zwei oder drei Hügel mit unterschiedlichen Reifegraden und immer dunklerer Tönung. Nicht zu vergessen eine Sandkiste, ein Platz für Äste und ein Zwischenlager für größere Laubmengen. Wer zu viel Blätter gleichzeitig auf den Kompost packt, fördert womöglich die Entstehung von Faulgasen - damit ist weder der Kompostierung noch dem Klima geholfen. Auf dem Waldboden ist die jährlich anfallende Laubschicht (nach dem ersten Frost und Dauerregen) ja auch nur wenige Zentimeter dick.

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Vor dem Frühling und dem nächsten Erntedankfest kommt also die Arbeit am Komposthaufen: Mit einer stabilen Grabgabel lassen sich die halb zersetzten Grünreste am besten umschichten. Immer ein paar Hände Laub und Äste einstreuen, damit die Mikroorganismen genügend Abwechselung und Luft bekommen. Wer es besonders gut meint, kann noch Hornspäne oder Holzasche aus dem Kamin dazugeben, um das Gemisch nährstoffreicher zu machen. Viel Eile hat das alles nicht, denn bei Kälte passiert im Kompost wenig. Doch was ist gemütlicher, als sich kurz vor dem Winterschlaf im nasskalten Garten noch ein wenig warm zu schaufeln?

Der Autor hatte eigentlich gar keine Zeit, diese Kolumne zu schreiben: Er wurde (wie alle anderen) vom Frühling überrascht. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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