Kampf gegen Magersucht:Magermodels sollen von Frankreichs Laufstegen verschwinden

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Auf den Laufstegen in Frankreich sind teilweise extrem dünne Models unterwegs - wie auch hier bei einer Schau von Iris Van Herpen. (Foto: AFP)
  • Frankreichs Nationalversammlung stimmte für einen Gesetzesartikel, der stark unterernährten Frauen eine Arbeit als Model untersagt.
  • In Paris waren Modelagenturen gegen die Pläne Sturm gelaufen.
  • Bevor das Gesetz in Kraft tritt, muss es noch im Senat diskutiert werden.

Magersucht soll auch in Online-Foren bekämpft werden

Extrem magere Models sollen in Frankreich von den Laufstegen verbannt werden. Die französische Nationalversammlung in Paris stimmte am Freitag im Kampf gegen die Magersucht für einen Gesetzesartikel, der stark unterernährten Frauen eine Arbeit als Model untersagt. Die französische Gesundheitsbehörde soll dazu einen Body-Mass-Index (BMI) festlegen, der von Models nicht unterschritten werden darf. Den Verantwortlichen von Modelagenturen, die extrem dürre Frauen engagieren, sollen künftig sechs Monate Haft und eine Geldstrafe von 75 000 Euro drohen.

Frankreichs regierende Sozialisten wollen mit der Maßnahme verhindern, dass junge Frauen ständig mit dem vermeintlichen Vorbild sehr dünner Frauen konfrontiert sind. Bereits in der Nacht auf Donnerstag hatte die Nationalversammlung für einen Zusatz zu einem neuen Gesundheitsgesetz gestimmt, der eine Anstiftung zur Magersucht etwa auf Internet-Seiten mit einem Jahr Gefängnis und 10 000 Euro Geldstrafe belegt.

Einige Abgeordnete halten die Regelung für diskriminierend

Die Pläne für die Verbannung von extrem mageren Models waren in einem Parlamentsausschuss zunächst abgelehnt worden. Viele Abgeordnete sehen die geplante Regelung als Diskriminierung dünner Frauen in der Modebranche. Der Zusatzartikel wurde nun aber im Plenum gebilligt. Die Nationalversammlung muss noch über das Gesetz als Ganzes abstimmen, bevor es in den Senat geht.

In Paris, einer der weltweiten Mode-Hauptstädte, waren Modelagenturen gegen die Pläne Sturm gelaufen. Sie argumentierten unter anderem, angesichts der internationalen Konkurrenz in der Modeszene sei eine Regelung nur für Frankreich sinnlos.

Zwischen 30 000 und 40 000 Menschen sollen in Frankreich an Magersucht leiden

Der sozialistische Abgeordnete und Berichterstatter für den Gesetzentwurf, Olivier Véran, betonte dagegen, in Spanien, Italien und Israel seien bereits ähnliche Maßnahmen beschlossen worden. Vérans Angaben zufolge leiden in Frankreich zwischen 30 000 und 40 000 Menschen an Magersucht, die meisten sind demnach Jugendliche. Er betonte kürzlich: "Der soziale Einfluss des Bildes, das die Modewelt verbreitet - dass Frauen krankhaft dünn sein müssen, um schön zu sein und auf einem Laufsteg auftreten zu können - ist sehr stark."

Es ist nicht das erste Mal, dass die französische Regierung einen Vorstoß unternimmt, Werbung mit Magermodels unter Strafe zu stellen. Bereits 2008 gab es einen ähnlichen Gesetzesentwurf, über den aber nie abgestimmt wurde, auch 2010 gab es ein ähnliches Vorhaben.

Linktipp:

Die französische Tageszeitung Le Figaro gibt einen Überblick über Anti-Magersucht-Gesetze weltweit.

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