Haben und Sein:Fein gemacht

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Mais oui! Die Fußballer von Paris Saint-Germain, feingemacht von Dior. (Foto: Hersteller)

Dior kleidet die PSG-Fußballer ein, Paul Smith zerlegt einen Mini, und die Messe Design Miami hat einen neuen Onlineshop: die Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Julia Rothhaas und Silke Wichert

Der derzeit teuerste Fußballclub der Welt hat nun auch die passende Garderobe: Die nächsten zwei Jahre wird das Team von Paris Saint-Germain von Dior eingekleidet, sowohl preislich wie handwerklich ungefähr dieselbe Liga. Beide verbinde die "Leidenschaft für Paris", beide wollten ihre Heimatstadt durch ihre Kreativität glänzen lassen, erklärte der Club. Neben Anzug und Kaschmirmantel für formelle Auftritte entwarf Dior-Männerdesigner Kim Jones auch einen legeren Freizeit-Look, bestehend aus Harrington-Jacke, Strickpullover und Polohemd. Am schönsten wird für die Fans aber wahrscheinlich anzusehen sein, wenn Kylian Mbappé, Neymar und Lionel Messi das mitgelieferte Accessoire des Hauses zu ihren Terminen tragen: eine kleine schwarze Saddle-Bag. Eine eigene Mannschafts-Handtasche statt der ewigen Rucksäcke und Logo-Kulturbeutel - das ist tatsächlich mal was Neues. Ansonsten hat die Verbindung von Fußballclubs und Modehäusern schon Tradition. Armani entwarf bereits vor knapp 15 Jahren die Anzüge für den FC Chelsea, Gianfranco Ferré wenig später die vom SS Lazio, 2013 waren Lanvin und der FC Arsenal mal ein Team. Die Logik dahinter ist nicht schwer zu entschlüsseln. Fußballer gehören zu den größten Idolen unserer Zeit und damit zu den begehrtesten Werbeträgern. Der Club wiederum bekommt eine hübsche Summe, außerdem statt Synthetikleibchen zur Abwechslung hervorragend geschnittene Sachen, in denen sogar Typen wie Sergio Ramos eine ordentliche Figur abgeben. Im besten Fall läuft es so wie bei dieser EM: Da wurde mindestens so viel über den Emporio-Armani-Anzug von Italiens Trainer Roberto Mancini geschrieben wie über den Spielstil seiner Mannschaft. Hugo Boss stattet deshalb aktuell gleich drei Vereine aus: Real Madrid, Tottenham Hotspurs und - wenig überraschend - den FC Bayern. Für Dior ist es übrigens das erste Mal, dass sie auf Fußball setzen. Wäre also besser, es klappt diesmal mit der Champions League für PSG.

Sir Paul Smith präsentiert den neuen "Mini Strip". (Foto: Getty Images for MINI / PR)

Wenn Menschen, die normalerweise Kleider entwerfen, ein Auto in die Finger bekommen, fügen sie ihm in der Regel etwas hinzu. Der Fiat 500 Gucci, auch schnellste Handtasche der Welt genannt, kommt mit grün-rot-grünen Rallyestreifen daher. Victoria Beckham verpasste ihrer Special-Edition des Range Rover Evoque einen Mohairteppich, karamellfarbene Ledersitze und rotgoldene Akzente, Wolfgang Joop bemalte 2009 eigenhändig einen Citroën C3 Picasso. Besonders am Mini haben sich die Designer immer wieder verausgabt: Roberto Cavalli sah ihn golden, Gianfranco Ferré mit Reptilienhaut, Donatella Versace im barocken Ranken-Look des Hauses. Und bei Paul Smith rollte der knuffige Kleinwagen, naturally, mit Streifenmuster vom Band. So weit, so erwartbar. Bei der zweiten Kooperation von Sir Paul mit der vormals britischen BMW-Tochter lief es diesmal charmanterweise anders herum. Es ging nicht ums Hinzufügen einer berühmten Signatur. Die Leitfrage lautete vielmehr: Was könnte man alles weglassen? Gemeinsam mit einem Team von Entwicklern legte Smith das Skelett eines dreitürigen Minicoopers frei - und baute dann nur das wieder ein, das er für absolut notwendig hielt, wobei die Nachhaltigkeit im Vordergrund stand. Auf der Strecke blieben unter anderem der Verbrennungsmotor, die Lackierung (stattdessen eine dünne Schicht Korrosionsschutz), Teile der Verkleidung (Schrauben und Montagespuren bleiben sichtbar) sowie alles Schmückende; selbst das Armaturenbrett ist reinster Minimalismus. Weniger Auto geht praktisch nicht, wie schön.

Design Miami, die Messe für hochkarätige Möbel und Wohnaccessoires in Florida, ist etwas für die betuchte Kundschaft, selbst wenn man sich mit dem europäischen Ableger in Basel begnügt. Die Schwesterschau Design Miami/Basel findet demnächst auch wieder statt, ab 21. September in der von Herzog&De Meuron entworfenen Halle - trotzdem suchen die Veranstalter nach zusätzlichen Wegen, um eine nicht ganz so exklusive Kundschaft anzusprechen. Und vor allem eine jüngere, das geht am besten über digitale Kanäle. Die neu lancierte Webseite DM/BX versteht sich als niederschwellige E-Commerce-Plattform, mit der bewusst eine neue Generation künftiger Kunst- und Designsammler angesprochen werden soll. Die Preise der angebotenen Objekte, von Leuchten und Sesseln bis zum Badvorleger, rangieren zwischen 25 Dollar (blaugemusterte Espressotasse namens Indigo Rain) und gut 3000 Dollar für den flauschigen Hocker aus tibetischer Lammwolle von Moses Nadel. Aus der Geschäftsführung der Messe heißt es, man habe während der Pandemie eine starke Nachfrage jüngerer Kunden nach bezahlbaren Objekten registriert. Außerdem könne man über die neue Webseite Nachwuchstalente fördern - und schon bekommt das zweite Standbein noch einen philanthropischen Touch ( designmiami.com/shop/dmbx).

Klassiker seit 50 Jahren: das Sofa Mah Jong von Roche Bobois. (Foto: Hersteller)

Fünf Jahrzehnte alt - was einst als großes Herrje galt, läuft heute unter dem Titel: Besser war ein halbes Jahrhundert Leben nie! Das gilt auch für Mah Jong, der Sofa-Klassiker des französischen Designhauses Roche Bobois. Von Designer Hans Hopfer 1971 geschaffen, sieht so bis heute das moderne Wohnzimmer aus: Die unterschiedlichen Sitzmodule lassen sich miteinander kombinieren, einzeln positionieren oder stapeln - je nach Lust und Raum. Weil 50 Lebensjahre auch bedeuten, dass man von einem niedrigen Sitz nicht mehr so gut hochkommt, gibt es zum Jubiläum Plattformen, auf die man die Polster höher legen kann. Außerdem haben Kenzo Takada, Jean Paul Gaultier und Missoni Home das Mah Jong in neue Stoffe gehüllt. Ein bisschen Kosmetik kann ja nie schaden ( roche-bobois.com).

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