Kolumne "In aller Munde":Alles in Butter?

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Sieht aus wie Wachs, ist aber Butter: Die "Butter Candle" ist ein neuer Trend auf Tiktok. (Foto: Screenshot: TikTok)

Geht es nach Tiktok, brennen dieses Jahr "Butter Candles" auf den Weihnachtstafeln: Kerzen aus Butter, die schmelzen, damit man Brot ins flüssige Fett tunken kann. Das ist nicht nur bescheuert, sondern im schlimmsten Fall auch gefährlich.

Von Kathrin Hollmer

In den kommenden zwei Wochen werden die meisten Menschen hierzulande zu viel essen und sich viel zu laut darüber beklagen, so will es das ungeschriebene Feiertagsgesetz. Ein Stück Butter mehr oder weniger - eh schon wurscht während der festlichen Völlerei. Auf das Wie kommt es an, und das ist in den kommenden Tagen entscheidend.

Fett ist nicht nur Geschmacksträger, sondern auch gut formbar, darum eignet sich Butter besonders gut für Food-Trends und die damit im Optimalfall verbundene Sauerei. Im 16. Jahrhundert waren opulente Butterskulpturen hip. Vor ein paar Jahren wurden Butterstücke frittiert, zuletzt überboten sich "Butter Boards": Brotzeitbretter, auf die man Butter schmiert, diese mit Gewürzen und Kräutern hübsch dekoriert und ein Foto für Social Media macht, bevor man das Brot durchzieht.

Wer in diesem Jahr etwas auf sich hält, so die Social-Media-Vorhersage, bei dem brennt eine "Butter Candle" auf der Festtafel: eine Kerze aus Butter, die schmilzt, sodass man Brot, Cracker, was auch immer in das geschmolzene Fett tunken kann. Die Kerzen kursieren schon länger in den sozialen Medien, allen voran auf Tiktok. Der NBC-Sendung "The Today Show" zufolge geht der Trend zurück auf die Tiktokerin "Soozie the Foodie", die 2021 weiche Butter zu einer Kerze mit Docht in der Mitte knetete. Bereits 2015 haben "Tallow candles" aus ausgelassenem Rinderfett das Londoner Restaurant Story berühmt gemacht.

Schade um die gute Butter

Vor den Feiertagen, wenn auf Instagram und Tiktok nicht nur Plätzchen und Weihnachtsbäume geschmückt werden, sondern auch Fingernägel (Grün-Metallic) und Haustiere (Nikolaus-Stiefelchen), gehen die Kerzen erneut viral. In diesen Tagen muss auch die Butter festlich daherkommen, und was wäre geeigneter, als wenn man etwas anzündet? Fleisch oder Desserts werden schließlich auch nicht jeden Tag flambiert oder die Zuckerkruste auf der Crème brûlée karamellisiert, sondern nur, wenn es besonders sein soll.

Die aktuellen Butterkerzen sind relativ aufwendig herzustellen. Dafür schmelzt man erst Butter, würzt sie mit Kräutern wie Rosmarin, Salbei oder Knoblauch. Nach dem Abseihen füllt man sie in einen Pappbecher oder eine Eiswürfelform, steckt einen Docht in die Mitte und lässt das Ganze im Kühlschrank wieder fest werden.

Nun ist es eigentlich naheliegend, dass herkömmliche Kerzendochte im Essen nichts verloren haben, früher zumindest enthielten diese oft Metalle wie Blei. In vielen Anleitungen für "Butter Candles" werden Dochte in Lebensmittelqualität empfohlen, andere benutzen in geschmolzene Butter getauchtes Küchengarn als Docht. Wissenschaftliche Daten wurden bisher nicht erhoben. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und das Bundesinstitut für Risikobewertung warnen auf Nachfrage vor potenziell gesundheitsschädlichen Stoffen, die bei der Erhitzung des Dochts abhängig vom Material sowie bei Erwärmung der Butter oberhalb des Rauchpunktes entstehen können.

No risk, no fun, denken sich vielleicht diejenigen, die auch dem seit 2018 verbotenen Bleigießen nachtrauern. Aber schade um die gute Butter ist es schon, wenn man sie fast verbrennen lässt. Stattdessen kann man sie streichzart oder aufgeschlagen mit ein paar Kräutern, etwas Zitronenabrieb oder etwas Waldhonig vermischen und zum Brot servieren. Schmeckt bestimmt, ist weniger aufwendig und garantiert bleifrei. Die Kerzen können einfach daneben brennen.

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