
Nur komplett Ahnungslose nennen den Baumkuchen den "Döner der Weihnachtsbäckerei". Eingeweihte und Fans wissen, dass er eindeutig die Königsdisziplin eines Konditors ist. Und weil seine Herstellung ziemlich aufwendig ist, gibt es ihn in den meisten Fällen nicht rund um die Uhr - sondern nur jetzt, in der Winterzeit. Aber Döner - wieso nur? Nun ja, der ziemlich weiche Teig aus nur wenigen Zutaten (Butter, Eier, Mehl, Zucker) wird schichtweise über einen sich am offenen Feuer drehenden Spieß aufgetragen, pro Kuchen sind es zwischen 10 und 20 Schichten. So erhält das Gebäck seine Ringe, die an die Jahresringe beim Baum erinnern, und so bekommt er im besten Fall auch seine unregelmäßige Form. Die letzte Schicht: Schokolade. Meistens zumindest, manchmal kommt auch Zuckerguss zum Einsatz. Die Schokolade muss knacken beim Anschneiden, sagt unsere Expertin. Und die kennt sich aus mit guter Schokolade.
Kurioserweise hat der Baumkuchen, der hierzulande ein wenig in Vergessenheit geraten ist, in Japan eine riesige Fangemeinde: Ein deutscher Konditor brachte ihn Anfang des 20. Jahrhunderts nach Asien, so hat er sich übers Jahrhundert in die japanische Kultur hineindiffundiert. Es gibt ihn zumeist in knallbunt und in aberwitzigen Geschmacksrichtungen - Matcha-, Melone, Süßkartoffel. Das japanische Allzweckkaufhaus Muji verkauft die Kuchen reihenweise im lokalen Onlineshop. Es gibt nicht einmal ein japanisches Wort dafür - Baumkuchen heißt auf Japanisch "Baumukuhen", denn im Katakana-Alphabet, mit dem die Japaner ihre Fremdwörter schreiben, gibt es kein M und kein Ch. Und anders als bei uns hat der Baumkuchen ganzjährig Saison: Seine kreisrunde Ringform bedeutet in Asien allgemein Glück, weshalb viele Japaner den Kuchen an Geburtstagen oder zu Hochzeiten verschenken.