Haben & Sein:Fernweh gefällig?

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Mediterrane Muster auf dem Esstisch in der Heimat. (Foto: Arket)

Langes Wochenende, Pfingstferien, Sommer vor der Tür - die Stilnews der Woche machen Lust auf unterwegs sein.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Max Scharnigg und Silke Wichert

My big fat greek dinner

Demnächst beginnen nicht nur die Pfingstferien, überhaupt tritt Mitte Mai die Urlaubssaison so langsam in die Hochphase ein. Ein mögliches Motto für 2024 hat die Zeitschrift Condé Nast Traveller schon mal Anfang des Jahres ausgegeben: "There's an island in Greece for everybody", in Griechenland gibt es für jeden Geschmack die passende Insel. Bei mehr als 200 felsigen, sandigen oder (relativ) einsamen Inseln könnte das tatsächlich zutreffen, was andererseits schon lange kein Geheimnis mehr ist, weshalb es in Buchten, Städtchen und Strandlokalen gerne eng wird. Was die Oase zu Hause betrifft, hat man da mehr persönlichen Spielraum, und griechisch-mediterran kann es am Tisch trotzdem aussehen. Blau ist ein Klassiker bei Balkongeschirr und -gläsern, wer das jährlich weg- und wieder ausgepackte Sommerservice mal austauschen möchte: Arket hat gerade die Serie "Taverna" herausgebracht, hübsche Teller mit Wellenmuster, Fisch- und Muschelformen, meerblaue Becher. Eine Reise in die Ägäis ersetzen die Sachen nicht ganz, aber sie sind ideal für deutsche Vorfreude- und Fernwehmomente ( arket.com).

Voll recycelt und mit lebenslanger Garantie: Nortvi-Koffer. (Foto: Sofie Staunsager/Nortvi)

Sauber starten

Reisen ist schön, aber nicht unbedingt nachhaltig. Zumindest das Reisegepäck aber sollte es sein, das war die Idee, mit der 2019 in Amsterdam die Marke Nortvi gegründet wurde. Gepäckstücke, die den Ansprüchen umweltbewusster Reisender gerecht werden und auch hinsichtlich Qualität und (minimalem) Design neue Maßstäbe setzen. Heute ist Nortvi die erste Gepäckmarke, die einen innovativen Recycling-Prozess für ihre Produkte anbietet und auch sonst viele nachhaltige Details für ihre Koffer, Weekender-Taschen und Rucksäcke ausgetüftelt hat. Die elegant-schlichten Hartschalenkoffer etwa sind aus recyceltem Polycarbonat, die Innenverkleidung aus recyceltem PET hergestellt, außerdem gilt für alle Nortvi-Produkte eine lebenslange Garantie und das Anrecht auf Reparatur, wenn etwas kaputtgeht. Neben diesen Werten überzeugen die modernen Reisebegleiter mit durchdachtem Innenleben und praxistauglicher Aufteilung, die wasserfesten Rucksäcke sind für das Fahrrad-Pendeln ins Büro optimiert - irgendwie klar, bei einem Produkt aus den Niederlanden. Seit diesem Frühling sind die Produkte auch in Deutschland erhältlich, neben dem Online-Shop soll dieses Jahr auch ein Nortvi-Store in Berlin eröffnen.

Lochreparatur am Lieblingspullover. (Foto: Stephan Rumpf)

Masters of Kunststopfen

Neulich stellte an der Supermarktkasse eine Frau eine Schuhschachtel aufs Band. "Schuhe", sagte die Kassiererin, "verkaufen wir nicht." Aber nein, die Kundin hatte die Schuhe bereits nebenan im Discounter bezahlt und wollte sie lediglich vorführen, Ballerinas in Gucci-Optik, neun Euro. "Ein bisschen damit laufen, dann wegschmeißen", erklärte sie strahlend. Kann man natürlich machen. Aber wer seine Sachen liebt, der wirft sie wegen einer dünn gewordenen Sohle, einer aufgeplatzten Naht oder dem kleinen Loch am Ärmel nicht gleich weg. Sondern repariert sie. Das ist nicht nur besser für Klima und Umwelt, es passiert auch etwas ganz Verrücktes: Allein der Akt der Reparatur bildet ein Band zwischen den Dingen und ihren Benutzern, das heißt, die Liebe steigt. Und da sind wir diese Woche bei Allude, dem feinen Cashmere-Label der Designerin Andrea Karg aus München. Ein Teil aus einem solch hochwertigen Garn mal schnell selbst zu stopfen, empfiehlt sich für die meisten eher nicht. Darum bietet Allude nicht nur einen hauseigenen Reparaturservice an, die Cashmere Clinic, wo auch Stücke anderer Firmen eingereicht werden können. Man veranstaltet nun auch die Masterclass "Repair before you replace": Teilnehmende können bei Strickexpertinnen und Kunststopfern lernen, wie sie ihre Cashmere-Sachen selbst reparieren, richtig pflegen oder sogar selbst stricken. Der dreistündige Workshop bei Allude in München kostet 194 Euro.

Inneres Leuchten mit äußerem Aufstrich: Lymph-Kosmetik ist diesen Sommer angesagt. (Foto: Iräye)

Glow holen

Die Beauty-Branche hat ein neues Trendthema: das Lymphsystem. Wer bislang allenfalls von Lymphknoten gehört hat - die Lymphgefäße unter der Haut sind quasi unser körpereigenes Reinigungssystem. Sie transportieren alle Abfallprodukte der Haut und überschüssige Flüssigkeit ab und sorgen für eine gesunde, frische Haut. Man ahnt es bereits: Auch diese Funktion wird mit dem Alter nicht besser, sondern schwächer und langsamer. Nicht zuletzt deshalb ist Eisbaden neuerdings so beliebt. Kälte soll das Lymphsystem ankurbeln und der Haut neuen "Glow" verschaffen. Vielleicht funktioniert das Ganze aber auch mit Trockenübungen. Die Schweizer Skincare mit dem kryptischen Namen Iräye (gesprochen I-Ray) verspricht, mit einem ganz neuen Wirkstoffkomplex ebenfalls die Lymphgefäße zu aktivieren und die Haut deutlich straffer, vor allem strahlender zu machen (deshalb "ray"). Einer der Gründer der Marke, der Dermatologe Michael Detmar, war früher in Harvard, dann an der ETH in Zürich und entwickelte jahrelang Inhaltsstoffe für große Luxusmarken. Als er sich zu Anfang auf das wenig erforschte, weil kaum sichtbare Lymphsystem spezialisieren wollte, sagten Kollegen damals noch, das sei ein "Karrierekiller". Mittlerweile liegt der Bereich auch in der Forschung im Trend, und Detmar entschied, seine Entdeckung diesmal nicht an andere zu verkaufen, sondern seine eigene Linie zu gründen. Angeblich sind erste Ergebnisse bereits nach vier Wochen sichtbar - das wäre dann noch pünktlich für den Sommer-Glow.

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