Zweitliga-Derby:Die Löwen suchen sich noch

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Daylon Claasen (in der Mitte) und seine Mitspieler vom TSV 1860 München gehen nach der Niederlage in Fürth vom Platz. (Foto: dpa)
  • Der TSV 1860 München unterliegt zum Saison-Auftakt 0:1 bei Greuther Fürth.
  • Das entscheidende Tor erzielt Robert Zulj.
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Von Markus Schäflein, Fürth

Die großen Namen waren von Beginn an dabei: Ivica Olic spielte für den TSV 1860 München auf dem linken Flügel, Stefan Aigner im offensiven Mittelfeld, insgesamt wirkten nicht weniger als sieben Zugänge in der ersten Elf mit. Von den Neuen verzichtete Trainer Kosta Runjaic nur auf die Brasilianer Ribamar (Trainingsrückstand) und Victor Andrade, dem er schon in der Vorbereitung seine impulsiv-rotgefährdete Spielweise ankreidete. Entsprechend gespannt wartete die ganze zweite Fußball-Bundesliga auf den ersten Auftritt des letztjährigen Abstiegskandidaten und diesjährigen Geheimfavoriten bei der SpVgg Greuther Fürth.

"Wir waren nicht eingespielt, die Abstände waren zu groß"

Doch was die Löwen zum Auftakt boten, wird die Konkurrenz noch nicht sonderlich beeindruckt haben: Hinten waren sie anfällig, vorne wirkten sie meist harmlos, überall fehlte noch die Abstimmung - mit dem 0:1 (0:1) waren sie gut bedient. "Dass nicht alles reibungslos läuft, war klar", meinte Aigner, "es ist Luft nach oben, ich denke, dass das mit der Zeit kommt."

Auch Geschäftsführer Thomas Eichin fand, dass das "Trainerteam noch einige Arbeit" habe: "Die erste halbe Stunde war gut, dann hat uns der Mut verlassen. Wir waren nicht eingespielt, die Abstände waren zu groß, wir haben die zweiten Bälle nicht mehr bekommen." Die Mannschaft müsse "selbstbewusster und mutiger werden und sich in die Liga reinarbeiten".

Dass sich die Fürther, die keinen Umbruch hinter sich haben, schon in der vergangen Saison reingearbeitet hatten, war deutlich zu sehen. Nur zu Beginn der Partie war ihnen ein gewisser Respekt vor dem neu formierten TSV anzumerken, die Löwen dominierten das Spiel deutlich und kamen auch zur ersten größeren Chance: Nach einer Kopfballvorlage von Mittelstürmer Stefan Mugosa schoss Olic aus spitzem Winkel am entfernten Pfosten vorbei (14.). Nach einem Konter hatte Fürth auf der Gegenseite durch Ante Vukusic die erste Gelegenheit (18.). Dann passierte vor den Toren wieder nichts, Fürths neuer Keeper Balazs Megyeri hatte wenig Mühe mit einem Schuss von Daniel Adlung (35.).

Gegen Ende der ersten Hälfte drehten die Fürther schließlich auf und erhöhten den Druck. Einen Freistoß von Jürgen Gjasula parierte Zimmermann noch (40.), doch kurz vor der Pause traf Robert Zulj, als er sich nach der Vorlage von Veton Berisha im Strafraum drehte und den Ball Zimmermann durch die Beine schob. "Der Gegentreffer war ein kleiner Nackenschlag", meinte Aigner, "durch die Verkettung von Leichtsinnsfehlern kriegst du so ein Scheißtor."

Runjaic formulierte es gepflegter, meinte aber dasselbe: "Das 1:0 war mehr als verhinderbar und darf in dieser Form nicht passieren." Innenverteidiger Jan Mauersberger, der erst eine abgefälschte Flanke gerade nach oben geklärt und dann das Kopfballduell gegen Berisha verloren hatte, erklärte: "Ich will ihn nicht umrempeln, deswegen gehe ich da vielleicht zu zaghaft hin." Allerdings wären da ja noch Kollegen gewesen, die Zuljs Drehschuss hätten verhindern können.

Die Fürther überraschten Sechzig, indem sie nach der Pause offensiv weiter Druck machten. Berisha traf erst in aussichtsreicher Position den Ball nicht (48.) und schoss dann nach Vorlage von Sebastian Freis ans Außennetz (50.). Auf der Gegenseite scheiterte Olic an Megyeri (52.). Doch weiter blieb es beeindruckend, wie leicht die Fürther die neu formierte Münchner Defensive auszuhebeln vermochten: Freis drosch, nach einer Kombination völlig ungedeckt, überhastet über die Querlatte (55.), Khaled Narey schoss ebenfalls vorbei (60.).

"Verdienter Sieg schon - aber zufrieden?", fragte daher Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck. "Es gab Phasen, in den wir uns belohnen müssen, und das haben wir nicht hinbekommen. Das kann schnell nach hinten losgehen. Wir müssen das 2:0 machen, dann ist das Spiel gespielt." Kollege Runjaic hätte solche Sorgen gerne gehabt, er stellte fest: "Die zweite Halbzeit war leider nicht das Spiel, wie wir es in der ersten Halbzeit in Ansätzen gezeigt haben. Das war ein bisschen wild."

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Aigner hat körperlich noch einigen Nachholbedarf

Er reagierte auf den Verlauf, brachte Flügelspieler Daylon Claasen und Sechser Goran Sukalo positionsgetreu für die Zugänge Karim Matmour und Fanol Perdedaj (61.), dann Sascha Mölders für Mugosa (70.). Aigner blieb im Spiel, wenngleich er schwer zu kämpfen hatte: "Ich habe körperlich zwei Wochen Nachholbedarf", sagte er angesichts der später gestarteten Vorbereitung beim Erstligisten Eintracht Frankfurt, "aber im Spiel muss ich über die Grenze gehen."

Dass er zentral agierte und nicht über den angestammten Flügel, sei hingegen kein Problem gewesen: "Ich habe in Frankfurt teilweise auch zweiter Stürmer gespielt, ich habe mich in der Mitte heute eigentlich sehr wohl gefühlt." Außerdem sei ohnehin geplant, dass die Positionen in der offensiven Dreierkette hinter dem Mittelstürmer im Spielverlauf ab und an mal durchgetauscht werden: "Man muss immer flexibel sein."

Chancen ergaben sich auch nach den Wechseln weiterhin nur für die SpVgg Greuther Fürth, der eingewechselte Zlatko Tripic drosch den Ball bei der letzten Torszene der Partie noch einmal über die Querlatte (80.). 20:6 Torschüsse wies die Statistik am Ende aus, und es passte zum Spiel, was Fürths Rechtsverteidiger Narey, 22, am Ende über Olic, 36, sagte: "Es gibt nicht alt oder jung, es gibt nur gut oder schlecht. Und er war okay."

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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